"Keine Spur von Frederik", titelt Het Nieuwsblad. "Den ganzen Tag nach Frederik gesucht", notiert Het Laatste Nieuws auf seiner Titelseite. "Rund 200 Freunde von Frederik weigern sich, die Suche zu beenden", meldet De Morgen auf Seite eins.
Gleich mehrere flämische Zeitungen beschäftigen sich ausführlich mit der Suche nach dem 21-jährigen Frederik. Der Student war in der Silvesternacht in Vilvoorde spurlos verschwunden. Möglicherweise ist er in einen Kanal gefallen. Die Suche nach ihm soll heute fortgesetzt werden.
Ihre Leitartikel widmen die Zeitungen allerdings anderen Themen. Gazet van Antwerpen kommentiert mit Blick auf die Suche nach einer Föderalregierung: Eins ist sicher – 2020 beginnt wie ein hochkarätiger Politthriller. Ausgangspunkt ist die vollständige Blockade der politischen Parteien. Die Analysten werden alle Hände voll zu tun haben. Ob die Bürger sich allerdings mitreißen lassen werden von der Spannung, ist fraglich. Es kann sein, dass es am Ende ziemlich böse ausgehen wird, mutmaßt Gazet van Antwerpen.
Bürgerfrust allzu nachvollziehbar
Zum gleichen Thema schreibt Het Laatste Nieuws: Dass König Philippe die Mission der beiden Informatoren Coens und Bouchez bis zum 13. Januar verlängert hat, ist politische Zeitverschwendung. Es müsste schon ein Wunder geschehen, damit sie Montag in einer Woche dem König eine Lösung präsentieren können. Politisch erreicht haben sie in den vergangenen Tagen sicherlich nichts. Denn während der Feiertage haben sich auch die Hauptakteure dieses Spielchens eine Auszeit gegönnt. Dass die Bürger langsam die Geduld verlieren, beziehungsweise sich längst nicht mehr für die Regierungsbildung interessieren, ist nur allzu nachvollziehbar, meckert Het Laatste Nieuws.
Es gibt sie also doch noch
De Standaard freut sich in diesem Zusammenhang über Österreich und führt aus: Es gibt sie also doch noch, die politischen Parteien, die über ihren eigenen Schatten springen können im Interesse des Gemeinwohls. Auf dem Papier sind die Konservativen von Sebastian Kurz und die Grünen von Werner Kogler wie Feuer und Wasser. Jetzt haben sie sich zu einer Regierung zusammengerauft. Beide Seiten haben Abstriche von ihren Programmen gemacht, um andere Punkte dagegen sehr wohl verwirklichen zu können. So funktioniert Politik. Die belgischen Parteien sollten sich daran ein Beispiel nehmen, fordert De Standaard.
Het Nieuwsblad hebt einen anderen Aspekt aus der österreichischen Regierungsbildung hervor und erklärt: Mit der neuen Koalition zwischen Konservativen und Grünen endet die Amtszeit der Übergangs-Bundeskanzlerin Brigitte Bierlein. Sie hat in den vergangenen Monaten eine Technokraten-Regierung geleitet. Bierlein ist parteilos und war vor ihrer Rolle als Bundeskanzlerin Vorsitzende des Verfassungsgerichtes. Der großen Öffentlichkeit war sie kaum bekannt. Jetzt hat sie ihre politische Rolle so gut erfüllt, dass sie zur beliebtesten Politikerin des Landes geworden ist.
Für Belgien könnte das ein Beispiel sein: Nach dem Sturz der Regierung Michel vor gut einem Jahr hätte auch König Philippe eine Übergangsregierung aus Technokraten einsetzen können. Das hätte es ermöglicht, handlungsfähig zu bleiben. Und die Parteien hätten Zeit bekommen, sich neu zu ordnen, ist Het Nieuwsblad überzeugt.
Feuerwerkskörper-Verbot und Rekord-Passagierzahlen
Zum Verbot von Feuerwerkskörpern in Flandern meint Het Belang van Limburg: Das vergangene Silvester hat gezeigt, dass das Verbot nur halbherzig ist. Denn es ist zwar verboten, Feuerwerkskörper abzubrennen – aber kaufen kann man sie durchaus. Das ist genau so, als wenn man den Konsum von Alkohol verbietet, Bars und Kneipen aber weiter Bier anbieten.
Um das sinnvoll zu regeln, sollte man sich klar entscheiden: Entweder darf man weiter knallen oder man gestaltet ein Verbot so, dass es auch Sinn macht, empfiehlt Het Belang van Limburg.
L'Avenir stellt fest: Der Widerstand gegen Feuerwerkskörper wird immer größer. Viele sehen darin eine unnötige Gefahr für Tiere. Das hat auch die flämische Regierung dazu bewogen, Feuerwerkskörper grundsätzlich zu verbieten.
Die Klage, die die föderale Wirtschaftsministerin Nathalie Muylle dagegen eingelegt hat, soll vor allem den Herstellern helfen, weiter Geld zu verdienen. Dabei überwiegen tatsächlich die negativen Effekte: In Frankreich gab es dieses Jahr zwei Tote durch Feuerwerkskörper, Italien vermeldet einen Rekord an verletzten Personen und in Deutschland wurde mit 5.000 Tonnen in einer Nacht so viel Feinstaub freigesetzt, wie sonst in zwei Monaten Straßenverkehr. Wahrscheinlich wird es bald keine Feuerwerke mehr geben, orakelt L'Avenir.
Le Soir vermeldet: Im vergangenen Jahr sind so viele Passagiere an belgischen Flughäfen abgefertigt worden, wie noch nie. Ein Rekord, über den man sich eigentlich uneingeschränkt freuen sollte. Denn Flughäfen sind Wirtschaftsmotoren, schaffen Arbeitsplätze, generieren Einkünfte und so weiter. Aber heutzutage mit unserem ökologischen Gewissen, das wir zu Recht haben, ist die Freude nicht uneingeschränkt.
Die Luftfahrt ist langfristig nicht nachhaltig. Was wir brauchen, sind Wandel und Perspektive zugleich, wünscht sich Le Soir.
Kay Wagner