"Enttäuschung und Wut nach Klimagifpel", titelt das GrenzEcho. "Chaos führt nur zu magerer Abschlusserklärung", notiert La Libre Belgique auf Seite eins. "COP25 – eine Niederlage für das Klima", so die Schlagzeile von Le Soir.
Die Zeitungen üben scharfe Kritik an der Weltklimakonferenz, die gestern in Madrid zu Ende gegangen ist. Die Abschlusserklärung bleibt weit hinter den Erwartungen für eine ambitionierte Klimapolitik zurück. Viele Entscheidungen werden auf die Weltklima-Konferenz nächstes Jahr in Glasgow verschoben.
Das GrenzEcho schimpft: Herumgekommen ist nichts, rein gar nichts. Die Inselstaaten warten weiter auf Hilfe der reichen Industrienationen. Und beim Thema Zertifikatenhandel hätten Australien und Brasilien die Uhren am liebsten zurückgedreht. Die USA sind sowieso nur noch pro forma dabei. Die Bilanz der COP25 ist also: Nada, poltert das GrenzEcho.
L'Avenir hält fest: Natürlich hätte es auch noch schlimmer kommen können. Die großen Industrienationen hätten entscheiden können, ihren Verbrauch fossiler Energieträger noch zu steigen. Brasilien hätte einen Fünf-Jahres-Plan zur Abholzung des Regenwalds starten können. Alle zusammen hätten zu dem Schluss kommen können, dass die globale Erderwärmung ein Märchen und Ketzerei sei.
Das alles ist nicht geschehen. Trotzdem kann man sich über das enttäuschende Ergebnis der Klimakonferenz nicht freuen, findet L'Avenir.
Vom schlechten Film zum Katastrophenfilm?
La Dernière Heure meint: Schon der Start der 25. Klimakonferenz weckte böse Vorahnungen. Man kam sich vor wie in einem schlechten Film. Die Konferenz sollte eigentlich in Brasilien, dann in Chile stattfinden. Letztlich traf man sich in Madrid. Und entschied quasi nichts. Das soll jetzt in Glasgow geschehen. Hoffentlich wird es dort nicht noch schlimmer. Hoffentlich wird Glasgow nicht zu einem Katastrophenfilm, so La Dernière Heure.
La Libre Belgique analysiert: Das entmutigende Ergebnis ist keinesfalls überraschend. Es spiegelt lediglich die aktuelle geopolitische Lage wider. Dort haben viele der einflussreichen Mächte sich dazu entschieden, jeder für sich allein sein Heil zu suchen. Der Nationalismus hat wieder Oberwasser bekommen. Die Zusammenarbeit der Staaten miteinander, der Multilateralismus leiden darunter.
Das einzige Hoffnungssignal in Madrid kam aus der EU, wo sich die führenden Kräfte das Ziel gesetzt haben, Europa bis 2050 klimaneutral zu machen, erinnert La Libre Belgique.
Auch De Morgen stellt fest: Nur Europa hat sich gegen den weltweiten Trend gestellt, lieber weniger als mehr für das Klima zu tun. Das ist gut. Und Europa hat auch durchaus die Chance, mit seiner Politik erfolgreich zu sein.
Wenn es den EU-Mitgliedstaaten ernst ist mit den ambitionierten Klimazielen, kann die EU diese nicht nur selbst umsetzen, sondern auch von den Handelspartnern außerhalb der EU verlangen, nur klimafreundlich produzierte Waren in die EU zu liefern. Andere Waren sollten dann mit hohen Einfuhrzöllen belastet werden, rät De Morgen.
N-VA und PS: Woche der Wahrheit
Zur Suche nach einer neuen Föderalregierung in Belgien kommentiert Het Nieuwsblad: Diese Woche soll also intensiv eine mögliche Zusammenarbeit zwischen N-VA und PS geprüft werden. Es wäre tatsächlich gut, wenn das gemacht würde, und zwar ordentlich, bis auf die Knochen. Dann nämlich könnte endlich Klarheit herrschen, ob eine Zusammenarbeit zwischen N-VA und PS und damit eine so genannte burgundische Koalition überhaupt noch eine Alternative ist.
Es ist ein Jammer, dass man solange gewartet hat, bis jetzt endlich die Woche der Entscheidung angebrochen sein könnte, bedauert Het Nieuwsblad.
Het Belang van Limburg bemerkt dagegen: Dass PS und N-VA nicht miteinander können, hatten schon die Vorregierungsbildner Rudy Demotte und Geert Bourgeois festgestellt. Ein tiefer Graben, ein Grand Canyon, liege zwischen den Parteien.
Es ist kaum davon auszugehen, dass die aktuellen Informatoren Coens und Bouchez zu einem anderen Ergebnis kommen. Zumal PS-Chef Magnette am Freitag noch sagte, dass es eigentlich nur noch zwei Optionen gebe, nämlich eine Regenbogen-Regierung oder Neuwahlen. Ein neuer Urnengang wäre aber ein gefährliches Spiel, warnt Het Belang van Limburg.
Erzürnte Wähler und fliegende Träume
Das meint auch Le Soir und führt aus: Die Wähler sind sauer. Viel zu lang schon dauert die Suche nach einer neuen Regierung. Neuwahlen würden extreme Parteien noch weiter stärken, wie unsere Umfrage am Samstag zeigte. Die traditionellen Parteien müssen jetzt endlich die Lage erkennen, eine erweiterte Regenbogen-Koalition schmieden und dann mit einer ehrgeizigen Politik versuchen, die erzürnten Bürger wieder für sich zu gewinnen, fordert Le Soir.
Zum Tod des flämischen Künstlers Panamarenko schreibt Gazet van Antwerpen: Antwerpen verliert mit Panamarenko einen seiner meist ausgestellten, fantasiereichsten und unbegreifbarsten Künstler. Der Mann, der vor 50 Jahren damit anfing, fliegende Objekte zu bauen, blieb zeitlebens ein Mysterium.
Was bleibt, sind seine Werke, die weiter amüsieren, zum Träumen anregen und den Betrachter in Welten fliegen lassen, die keine Grenzen kennen, würdigt Gazet van Antwerpen.
Kay Wagner