Das äußerst gespannte Verhältnis zwischen PS und N-VA, der Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche Belgiens und der gewaltsame Tod eines Kleinkindes in Wallonisch Brabant.
Trennung?
„Di Rupo und De Wever am Rande der Trennung“, mit dieser Schlagzeile macht Le Soir heute auf und meint, dass es zwischen PS und N-VA zur Zerreißprobe kommt. Die Verhandlungen stünden auf der Kippe. Für die französischsprachigen Sozialisten begehe die Partei von Bart De Wever Wortbruch. Im Leitartikel kommentiert die Brüsseler Tageszeitung, das Vertrauen sei weg und wäre wohl auch nicht zurückzugewinnen. Es sei an der Zeit andere Methoden auszudenken, andere Partner hinzuzuziehen, ein anderes Ziel zu stecken, aber wenigstens etwas zu unternehmen, so die Brüsseler Tageszeitung.
Offener Krieg PS/ N-VA
Für De Standaard ist es jetzt zum offenen Krieg zwischen PS und N-VA gekommen. Während die französischsprachigen Parteien der flämischen Allianz Wortbruch vorwerfen würden, fragen die flämischen Nationalisten sich jetzt, ob man auf der anderen Seite der Sprachgrenze wohl Abstand vom Taschengeldföderalismus nehmen wolle. Im Leitartikel kommentiert auch De Standaard den gestern Abend offen zu Tage getretenen Unmut der PS über das Verhalten der N-VA nach dem Gespräch zwischen De Wever und Di Rupo am Mittwoch.
Dieses Treffen habe nur kurzfristig für Aufklarungen am Verhandlungshimmel gesorgt. Optimismus sei vielleicht moralische Pflicht, doch die bislang angewandte Verhandlungsmethodik, bei der alles mit allem verbunden wurde, biete keine Garantien mehr. Der Ausgangspunkt sei, dass jeder mit einem Kompromiss gewinne. Im Umkehrschluss also verliere, wenn der Kompromiss nicht zustande kommt. Dann aber müsse auch jeder am Verhandlungstisch Verlust und Gewinn gleich interpretieren, meint das Blatt. Seit gestern Abend der Unmut der PS offen zu Tage getreten ist, sei die Hoffnung auf eine rasche Wiederherstellung des Vertrauens zerschlagen.
Pessimismus
Auch De Morgen teilt diesen Pessimismus. Diese Zeitung meint, der Online-Artikel im Internetauftritt der Tageszeitung Le Soir gestern Abend, in dem die PS feststellt, man habe genug von der Unberechenbarkeit der N-VA, dieser Artikel habe nicht nur für heftige Reaktionen dann auch bei der Partei von Bart De Wever gesorgt, sondern auch die föderalen Regierungsverhandlungen an den Abgrund gebracht. Die Gespräche seien so gut wie tot. Die PS fühle sich gleich mehrfach durch die N-VA betrogen. Und jetzt habe man auch noch feststellen müssen, dass De Wever hinter dem Rücken der anderen bereits mit den Liberalen verhandelt. Bei der N-VA werde derweil nuanciert. Dort glaube man, dass die heftige Reaktion der PS durch Ecolo und die cdH verursacht werde, weil diese Parteien auf französischsprachiger Seite ihrerseits den Druck erhöhen.
Het Nieuwsblad titelt „Krieg zwischen De Wever und Di Rupo“. Die Aussicht auf ein Abkommen werde äußerst klein. Die Regierungsbildung stecke schon wieder in der Krise. Im Leitartikel meint das Blatt, dass die harten Worte, die gestern Abend nur 24 Stunden nach dem Versöhnungsgespräch der beiden Parteichefs von PS und N-VA fielen, zum ersten Mal in knapp hundert Tagen nach den Wahlen, den Eindruck erwecken müssen, dass es zwischen Bart De Wever und Elio Di Rupo zum Bruch gekommen ist. Natürlich sei der Abstand zwischen Di Rupo und De Wever gigantisch. Doch die beiden hätten einen Wählerauftrag: die Probleme der Menschen lösen. Hierzu müssten die Politiker ihr persönliches Kalkül hinter sich lassen können. Dazu aber seien sie anscheinend nicht bereit.
Di Rupo Champion
L'Avenir veröffentlicht heute indes eine neue Beliebtheitsskala französischsprachiger Politiker. Beim Bekanntheits- und Zufriedenheitsgrad schneidet PS-Parteichef Elio Di Rupo dabei mit Abstand als der Beste ab.
Missbrauchsskandal
Auch La Libre Belgique widmet sich ausführlich dem Zusammenstoß von PS und N-VA. Aufmacher-Thema ist hier aber der Pädophilieskandal in den Reihen der Kirche. Sie werde durch die Justiz in die Schranken verwiesen. Die Generalstaatsanwaltschaft habe deutlich gemacht, dass die Ermittlungen in Fällen mit Zeugenaussagen und Klagen über sexuellen Missbrauch durch Geistliche von der Justiz und nicht von der Kirche zu führen sind.
Het Laatste Nieuws hat auch die Papst-Reise nach Schottland auf der Titelseite und zitiert das Oberhaupt der katholischen Kirche mit den Worten: „Pädophilie ist eine Krankheit, die den freien Willen ausschaltet“.
Grausamer Mord
La Derniere Heure und Gazet Van Antwerpen berichten heute beide über den grausamen Mord an einem Kleinkind in Wallonisch-Brabant. Nach Angaben der Zeitungen besteht ein Tatverdacht gegen die Mutter des viereinhalbjährigen Opfers.
Das Grenz-Echo schließlich informiert auf der Titelseite heute über den überraschenden Tod des ehemaligen Gemeinschaftssenators Berni Collas. Der DG-Parlamentarier und PFF-Politiker sei in Brüssel gestern beim Joggen zusammengebrochen und später im Krankenhaus verstorben.
Bild: belga