De Morgen titelt auf Seite 1 zum Sturm der Entrüstung, der über die katholische Kirche Belgiens in Folge des Missbrauchsskandal losgebrochen ist.
Die Wut gegen die Spitze der Kirche im Land nehme ungekannte Formen an, meint die Zeitung. Nach einer als gescheitert eingestuften Pressekonferenz von Erzbischof Léonard, sorge schlechte Kommunikation nicht allein bei der Basis sondern auch in Kreisen der flämischen Christdemokraten von der CD&V für Unfrieden. So gehe der scheidende Justizminister Stefan Declerck besonders hart mit Erzbischof Léonard ins Gericht, schreibt De Morgen.
Den Leitartikel widmet das Blatt heute indes der Wiederaufnahme direkter Gespräche zwischen PS-Parteichef Di Rupo und dem N-VA-Vorsitzenden De Wever. „En avant“, kommentiert das Blatt und meint, es sei an der Zeit voran zu kommen. Wenn Di Rupo mit den zehn Tagen seiner absoluten Funkstille eines habe deutlich machen wollen, dann wohl, dass seine Partei auch nicht jede bittere Pille schlucken wird und dass es jetzt an der N-VA ist, bessere Vorschläge für die Verhandlungen zu machen.
Lassen sich Scherben kitten?
Het Laatste Nieuws meint zu den heute wieder beginnenden Direktgesprächen zwischen Bart De Wever und Elio Di Rupo, dass das Duo versuchen werde die Scherben zu kitten. Sollten die Gespräche wieder scheitern, seien alternative Szenarios vorbereitet worden. Hierzu gehöre eine mögliche Einbeziehung der Liberalen in die Gespräche zur Staatsreform und Regierungsbildung, eine Notregierung mit dem scheidenden Kabinett von Yves Leterme oder im schlimmsten Fall das Ende Belgiens in seiner derzeitigen Form.
Versöhnung möglich?
Het Nieuwsblad fragt sich, ob es zur Versöhnung zwischen PS-Pateichef Di Rupo und N-VA-Präsident De Wever kommt. Zehn Tage hätten die beiden kein Wort miteinander gewechselt. Heute Morgen würden sie dann wieder gemeinsam am Verhandlungstisch Platz nehmen. In den kommenden Tagen müsse sich jetzt zeigen, ob die derzeitige Formel mit sieben an den Gesprächen beteiligten Parteien lebensfähig ist und inhaltliche Meinungsverschiedenheiten aus dem Weg geräumt werden können.
Mea Culpa spaltet belgische Bischöfe
De Standaard titelt zum Missbrauchsskandal in der Kirche heute „Mea culpa spaltet belgische Bischöfe“. Auch diese Zeitung meint, dass während die belgische Kirche ihre schwerste Krise überhaupt erlebe, die Bischöfe unterschiedlicher Meinung über den Umgang mit dem Skandal um Kindesmissbrauch seien.
Sechs der sieben belgischen Bischöfe hätten sich gestern Morgen wohl zusammen mit Erzbischof Léonard beim Kaffee trinken verschlucken müssen, als sie ihren Kollegen, Bischof Harpigny von Tournai im Radio hörten und dieser erklärte, dass die Kirche wohl ein echtes Mea Culpa hätte aussprechen müssen und auch noch zugab, dass man innerhalb der Kirche zu ängstlich sei ein Schuldbekenntnis abzugeben. Aus Angst, dass Opfer finanzielle Wiedergutmachung fordern, wage man es nicht zu sagen, dass man verantwortlich für die Missbrauchsfälle sei, zitiert De Standaard den Bischof von Tournai.
Entschuldigung zu spät
L'Avenir notiert hierzu, dass die Entschuldigung wohl ein wenig spät komme. Auch Het Belang van Limburg schreibt, dass die Kirche wohl Angst vor einer Entschuldigung habe. Bischof Guy Harpigny von Tournai habe gestern bei seiner Kritik auch Kardinal Danneels mit einbezogen. Harpigny gab zu, vom ehemaligen Primas der katholischen Kirche tief enttäuscht zu sein.
Im Leitartikel geht diese Zeitung heute auf die jüngste Vorausschau des Planbüros auf das Wirtschaftswachstum ein. Das soll im laufenden Jahr bei 1,8 und nicht, wie bislang angenommen bei 1,4 Prozent liegen. Natürlich fehlten im Staatsetat damit immer noch 15 Milliarden Euro und die müssten von der nächsten Regierung eingespart werden. Hierzu brauche es eine Novellierung des Finanzierungsgesetzes mit mehr steuerlicher und finanzieller Verantwortung in Flandern und der Wallonie um auch die Teilstaaten an der Sanierung der öffentlichen Finanzen zu beteiligen.
La Derniere Heure veröffentlicht unterdessen heute eine Umfrage zum Zölibat und titelt, dass 85% der Belgier sich dafür aussprechen, auch Priestern die Ehe zu erlauben.
Europa kritisiert Frankreich
La Libre Belgique macht mit der Abschiebepolitik Frankreichs auf und kommentiert im Leitartikel, dass auch Europa endlich seinem Ärger über die diskriminierende Vorgehensweise Frankreichs gegenüber den Roma Luft mache.
Gespannte Atmosphäre im Sozialbereich
Le Soir titelt auf Seite eins zur gespannten Atmosphäre im Sozialbereich auf. Es knistere im Verhältnis der Sozialpartner. Spannungen zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmerorganisationen seien die Folge. Die Sozialpartner hätten sich eigentlich bis heute auf eine Erhöhung von Leistungen einigen müssen. Doch der belgische Unternehmerverband FEB blockiere die Verhandlungen, meint die Brüsseler Tageszeitung.
Gazet Van Antwerpen schließlich informiert heute darüber, dass ab diesem Schuljahr in Flandern alle 17-jährigen in der Schule bereits den theoretischen Teil des Führerscheins werden absolvieren können.d
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