"Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, Prinzessin", titelt La Dernière Heure. "Prinzessin Elisabeth: 18", so die geraffte Schlagzeile von Het Laatste Nieuws. Het Belang van Limburg ist ausführlicher: "Elisabeth wird heute 18; der Thron wurde ihr in die Wiege gelegt".
Die Tochter von König Philippe und Königin Mathilde wird heute volljährig. Das heißt auch: Jetzt sind sozusagen die rechtlichen Bedingungen erfüllt, damit sie tatsächlich den Thron besteigen kann.
Denn: "Königin zu werden, das ist ihr Schicksal", schreibt sinngemäß Le Soir auf Seite eins. Viele Zeitungen bringen heute jedenfalls große Fotostrecken, die die Schlüsselereignisse im Leben der jungen Prinzessin noch einmal Revue passieren lassen.
Belgien: seine Monarchie, seine Roten Teufel und sein Bier
Am Vormittag steigt im Palast eine große Feier für Prinzessin Elisabeth. "Elisabeth, die Partyqueen", schreibt denn auch L'Avenir. Neben Vertretern von Regierung und Institutionen sind auch Freunde und Freundinnen der Prinzessin eingeladen sowie 80 junge Menschen, die wie Elisabeth im Jahr 2001 geboren sind, also auch in diesem Jahr 18 werden oder schon geworden sind.
"Die N-VA bleibt als Einzige der Geburtstagsfeier fern", bemerkt aber Het Nieuwsblad. Man habe zu viel zu tun, hieß es zur Begründung von den flämischen N-VA-Ministern. Außerdem sei man aus tiefster Seele Republikaner.
So mancher sieht Elisabeth jetzt vielleicht schon als Königin, bemerkt La Dernière Heure in ihrem Leitartikel. Aber nicht so schnell! Ihr Vater, König Philippe, ist ja erst 59 Jahre alt. Davon abgesehen darf man nicht vergessen, dass insbesondere in flämischen Nationalistenkreisen die Monarchie längst nicht mehr angesagt ist. Sie träumen von einer Republik, wobei der oder die Präsidentin ja quasi automatisch aus Flandern käme.
Der frühere Premierminister Yves Leterme hatte mal erklärt, dass das Land nur noch zusammengehalten wird von seiner Monarchie, seinen Roten Teufeln und seinem Bier. Das war vor 13 Jahren. Damals wurde er für diese Aussage noch kritisiert. Heute muss man ihm bedingt Recht geben. Ohne den König oder die Königin würde der Mörtel wohl sichtbare Risse bekommen.
Menschenschmuggler und ihre neuen Tricks
Viele Zeitungen kommen auch nochmal zurück auf das Flüchtlingsdrama von Essex. Vorgestern waren in einem LKW im Osten von London die Leichen von 39 Migranten entdeckt worden. "Die Toten stammen aus China", präzisiert das GrenzEcho auf seiner Titelseite.
Fest steht inzwischen auch, dass der Todescontainer über den Hafen von Zeebrugge nach Großbritannien gelangt ist. Zeebrugge gilt längst als Drehscheibe für die illegale Migration nach Großbritannien. "In diesem Jahr wurden schon knapp 1800 Menschen in Zeebrugge aufgegriffen", so die Aufmachergeschichte von Het Laatste Nieuws.
Die Menschenschmuggler greifen ihrerseits zu immer neuen Tricks. Versteckt man etwa die Migranten in einem Kühlcontainer, dann können gewisse Scanner, die auf Wärme reagieren, in die Irre geführt werden. Nur könnte eben ein solcher Kühlcontainer den 39 Chinesen zum Verhängnis geworden sein. "Gefährliche Kühlcontainer werden inzwischen konstant eingesetzt", notiert aber De Standaard auf Seite eins.
Die EU-Migrationspolitik läuft schief
L'Avenir stellt die Frage aller Fragen: "Europa, was machst Du mit Deinen Flüchtlingen?". In seinem Leitartikel meint das Blatt: "Das war wohl nicht der letzte Todes-LKW." Im Moment mag die Bestürzung groß sein. Und doch ist die nächste Tragödie dieser Art schon vorprogrammiert. Gerade in Belgien. Belgien ist und war immer schon ein Transitland.
Solange es keine Einigung auf EU-Ebene über eine gemeinsame Migrationspolitik gibt, wird das Phänomen nicht verschwinden. In gewisser Weise kann man sogar behaupten, dass die EU eben wegen ihrer Uneinigkeit ihre Migrationspolitik quasi den Menschenhändlern überträgt. Das nächste Drama kommt bestimmt.
Solange Großbritannien ein Anziehungspunkt für Migranten bleibt, wird auch das Problem der Transitmigration bestehen bleiben, glaubt auch De Tijd. Viele hoffen auf ein besseres Leben im Vereinigten Königreich, weil dort die Arbeitsgesetzgebung flexibler ist und vor allem, weil dort keine Ausweise kontrolliert werden.
Eben deswegen haben sich die Rastplätze an der E40-Autobahn und der Maximilian-Park zum belgischen Calais entwickelt. Die Tatsache, dass es sich bei den Toten um Chinesen handelt, ist ein weiterer Beweis dafür, dass in der EU Migrationspolitik ziemlich viel ziemlich schief läuft. Frustrierend ist dabei, dass es hier keine Aussicht auf eine schnelle Lösung gibt.
Keine Aussicht auf eine schnelle Lösung
Eben dieser Satz mag auch auf die innenpolitische Lage zutreffen. Auf der föderalen Ebene scheinen die Bemühungen zur Bildung einer neuen Regierung weiterhin auf der Stelle zu treten.
Und jetzt hört man, dass plötzlich wieder Ecolo an Bord ist, stellt Gazet van Antwerpen in ihrem Leitartikel fest. Der neue PS-Chef Paul Magnette will offensichtlich der sozialistischen Parteibasis noch einmal klar demonstrieren, dass man wirklich alles versucht hat, um eine Regierung mit der N-VA zu verhindern.
Das Resultat ist aber eine weitere Verzögerung. Nicht vergessen: Seit fast einem Jahr ist schon wieder lediglich eine geschäftsführende Regierung im Amt. Das mag im Sinne der N-VA sein, die ja ohnehin gerne die föderale Ebene sabotiert. Nur stellt sich die PS hier auch nicht wirklich konstruktiver auf.
"Der arme König der Belgier", meint dazu auch Het Laatste Nieuws. Jetzt sorgen auch schon die frankophonen Parteien für ein föderales Patt. Paul Magnette hat sich offensichtlich für eine Verzögerungstaktik entschieden.
Und Charles Michel ist sogar von der Bildfläche verschwunden. Der Premier ist unsichtbar, war bei den vier letzten Kammersitzungen abwesend. Verantwortungsbewusstsein? Fehlanzeige. "Connais pas, Monsieur", "Keine Ahnung wovon Sie sprechen".
Schlaflose Nächte voller Grübeleien warten auf den König. Während Philippe sich doch eigentlich, wie jeder Vater, am liebsten voll und ganz dem 18. Geburtstag seiner Tochter widmen würde.
Roger Pint