"Die Kirche muss sich ihrer Verantwortung stellen", titelt L'avenir. Es sei an der Zeit, Licht ins Dunkel der Pädophilieskandale zu bringen, in deren Sog einige Kirchenmänner geraten sind. Dass die Kirche selber aktiv werde, sei umso wichtiger, als dass die Ermittlungen, die ein Brüsseler Untersuchungsrichter mit spektakulären Hausdurchsuchungen und dem Beschlagnahmen zahlloser Akten am 24. Juni ins Scheinwerferlicht der Medien gerückt hatte, und die auch Hausdurchsuchungen im Erzbistum Brüssel-Mechelen und der Privatwohnung von Kardinal Danneels beinhalteten, beendet seien. Am kommenden Montag werde dann, so schreibt L'avenir, eine neue kircheninterne Untersuchungskommission für Pädophiliedelikte eingesetzt.
Pädophilieskandale: Kirche und Justiz mit Imageverlust
Het Nieuwsblad titelt: "Westvleteren will Vangheluwe loswerden". Der Ex-Bischof soll die Abtei verlassen. Im Leitartikel kommentiert das Blatt die Ermittlungen der Justiz, die zum Teil gestern für nichtig erklärt wurden. Wenn in der Kirche sexueller Missbrauch durch Priester so lange geheim gehalten werden konnte, dann liege das wohl auch daran, dass Opfer oft wenig Vertrauen in Institutionen haben. Zu Recht, meint das Blatt. Die Kirche habe sich hinter Einschätzungs- und Kommunikationsfehlern verschanzt, und die Justiz habe mit ihrer spektakulären Aktion, bei der Kardinal Danneels zum Verhör abgeführt wurde, für ein Spektakel gesorgt, das aus dem "Da Vinci Code" zu stammen schien. Und das sei kein Kompliment, kommentiert die Zeitung.
Het Laatste Nieuws schreibt hierzu, dass niemand Vangheluwe noch unterbringen wolle. Es sei allerhöchste Zeit, dass der gefallene Bischof die Abtei von Westvleteren verlasse. Im Leitartikel kommentiert die Zeitung, dass der Brüsseler Staatsanwaltschaft wohl mächtig auf die Finger geklopft wurde. Die zum Teil spektakulär geführten Ermittlungen seien von einer höheren Berufungsinstanz als unverhältnismäßig und gesetzeswidrig gebrandmarkt worden. Das Vertrauen von Rechtsuchenden und Opfern sei damit unterhöhlt worden. Zwei Fundamente des Zusammenlebends, Justiz und Kirche nämlich, seien arg angeschlagen. Die Folge sei Misstrauen. Dennoch, so resümiert der Leitartikler in Het Laatste Nieuws, sei es an der Zeit, Gerechtigkeit geschehen zu lassen. Es werde in hohem Maße jetzt auf den Willen von Monsignore Léonard ankommen, das Image der Kirche wiederherzustellen und vom Schmutz der Skandale zu säubern.
Die Rente des Ex-Bischofs
Gazet van Antwerpen und Het Belang van Limburg machen übereinstimmend mit den monatlichen Bezügen von Ex-Bischof Vangheluwe auf. Der bekomme auch nach seinem Rücktritt vom Amt des Bischofs von Brügge bis zu seinem Tode monatlich 2.800 Euro netto als Rente. Gazet van Antwerpen meint hierzu, dass Vangheluwe eine lange Berufslaufbahn hinter sich habe und deshalb Anrecht auf eine volle Rente habe. Dies gelte auch für den Fall, dass der Ex-Bischof sein Priesteramt aufgibt.
Auch De Standaard bringt das Thema heute erneut auf die Titelseite und kommentiert die Entwicklung der Affäre im Leitartikel durch Zuhilfenahme des Vergleichs mit dem Bestseller "Der Da Vinci Code". Doch selbst dessen Autor, der amerikanische Schriftsteller Dan Brown, hätte sich das nicht ausdenken können. Monatelang habe es so ausgesehen, als ob innerhalb der Justiz einige einen ideologischen Krieg gegen die Kirche ausfechten wollten. Jetzt müsse aber zur banalen Wirklichkeit zurückgekehrt werden. Kirche, Gerichtsbehörden und Opfer müssten ein neues Gleichgewicht suchen. In dieser traurigen Geschichte seien viele Fehler begangen worden, es sei an der Zeit, diese wiedergutzumachen, und - vor allem - sie zukünftig nicht mehr zu begehen, kommentiert De Standaard.
Belgische F-16 vor Offensive
De Morgen macht mit dem Einsatz der belgischen F-16-Kampfflugzeuge in Afghanistan auf. Die NATO plane in den kommenden drei Monaten in und um Kandahar eine entscheidende Offensive gegen die Taliban. Die sechs belgischen Kampfjets sollen hierbei die Bodentruppen unterstützen. Nach Angaben aus Kreisen des Nordatlantischen Verteidigungsbündnisses werde die bevorstehende Offensive die größte Operation in diesem seit neun Jahren dauernden Krieg. Ziel des Einsatzes sei es, das Gebiet um Kandahar von den nach Schätzungen gut tausend schwer bewaffneten Taliban zu säubern, die dort ein Terrorregime installiert haben.
Mobilitätsplan: Weniger Autos in Brüssel
Le Soir macht mit einem gewagten und anspruchsvollen Mobilitätsplan der Region Brüssel Hauptstadt auf. Bis 2018 soll dort der Autoverkehr um 20 Prozent reduziert werden. Hiermit einher soll eine 16-prozentige Reduzierung der Parkplätze auf dem Straßennetz der Region gehen. Auch eine städtische Maut sei, so schreibt die Brüsseler Tageszeitung, zum Ende der Legislatur wohl Gegenstand von Untersuchungen.
MR-Interna
La Libre Belgique macht mit parteiinternen Überlegungen bei den französischsprachigen Liberalen der MR im Falle einer möglichen Regierungsbeteiligung auf. Sollte die MR mit am Kabinettstisch des nächsten Premiers sitzen, dann bleibe Didier Reynders in der Regierungsmannschaft, und Louis Michel würde die Parteiführung übernehmen. Die beiden liberalen Spitzenpolitiker hätten sich in aller Diskretion seit einigen Wochen einander wieder angenähert. Und das, so schreibt La Libre Belgique, könne dann in das gerade beschriebene Szenario münden.
Mangelnde Wettbewerbsfähigkeit der belgischen Wirtschaft
Das Wirtschaftsblatt De Tijd macht mit der schwindenden Wettbewerbsfähigkeit Belgiens im Vergleich zu den Nachbarländern auf. Hiesige Betriebe seien ein ganzes Stück schlechter gewappnet, um international zu konkurrieren.
Für das Grenz-Echo wirken sich unter anderem die hohe Staatsschuld und eine drückende Steuerlast negativ auf die Wettbewerbsfähigkeit des Landes aus.
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