De Morgen titelt hierzu: "Bistum Brügge wünscht Rücktritt Vangheluwe". Der pädophile Ex-Bischof stehe mit dem Rücken zur Wand, meint das Blatt. Er sehe sich wachsendem Druck ausgesetzt, alle kirchlichen Ämter aufzugeben. Inzwischen schließe sich das Bistum Brügge einem Aufruf des Kirchenrechtlers und Senators Rick Torfs an.
De Morgen notiert in diesem Zusammenhang, dass bei Vergehen, die über 20 Jahre zurückliegen, auch im Kirchenrecht eine Verjährung gilt. Deshalb könne so gut wie niemand, also auch Erzbischof André Léonard nicht, für eine Amtsenthebung als Priester sorgen. Erzbischof Léonard wolle derzeit zwar noch keinen endgültigen Standpunkt hierzu einnehmen, werde aber am kommenden Montag auf einer Pressekonferenz wohl Stellung beziehen, meint De Morgen.
Monseigneur und Monster
Für Het Laatste Nieuws muss Roger Vangheluwe auch seinen zeitweiligen Aufenthalt in der Abtei von Westfleteren jetzt beenden. Diesem Aufenthalt müsse jetzt ein Ende bereitet werden, erklärte nach Angaben der Zeitung der Sprecher des Bistums Brügge. Im Leitartikel holt der Kommentator heute schwer gegen Roger Vangheluwe aus. Über Jahre habe der Ex-Bischof mit seinen Kollegen der belgischen Bischofskonferenz am Tisch gesessen.
Wenn der Teufel existiere, dann habe er all die Jahre in der Person von Vangheluwe, in diesem Kreis mit am Tisch gesessen. Wer sich an Kindern vergreife, der könne tiefer nicht sinken. Wenn Vangheluwe noch einen Funken von Ehrgefühl in sich habe, dann müsse er, kommentiert Het Laatste Nieuws, von allen Ämtern zurücktreten. Der Titel Monseigneur für solch ein Monster entehre alle anderen Träger dieses Titels.
Ende des Klosterasyls für Vangheluwe gefordert
"Vangheluwe muss jetzt wirklich weg", so auch der Titel in Het Nieuwsblad. Auch diese Zeitung meint, dass in der katholischen Kirche Belgiens immer mehr Stimmen den pädophilen Ex-Bischof auch zur Aufgabe des Priesteramtes drängen. Der Bischof von Antwerpen fordere Vangheluwe auf, alle pastoralen Ämter niederzulegen. In einer katholischen Publikation wird Vangheluwe aufgefordert, die Abtei von Westfleteren zu verlassen und sich eher der Trappistengemeinschaft im afrikanischen Angola anzuschließen.
Im Leitartikel schreibt das Blatt, Roger Vangheluwe dürfe nicht vergessen, dass er eigentlich nie Bischof hätte werden dürfen. Wenn er glaube, dass er mit der Aufgabe des Bischofsamtes und seines komfortablen Lebens genügend Buße tue, müsse er sich vor Augen führen, dass alleine um Vergebung zu bitten, nicht ausreiche. Es bedürfe eines deutlich stärkeren Signals als das, das Vangheluwe mit der Flucht in die Abtei von Westfleteren gegeben habe.
Auch La Libre Belgique geht im Leitartikel auf das Thema ein und meint, dass Kardinal Danneels dadurch, dass er zugegeben hat, sich mit dem Versäumnis, nicht sofort den Rücktritt Vanghluwes gefordert zu haben, einer schwere Fehleinschätzung schuldig gemacht zu haben, einen Schritt in die richtige Richtung tat. Dennoch müsse selbst dieses mea culpa direkt oder indirekt Betroffene, also Opfer von Vergehen einiger Kirchenmänner, enttäuschen. Für La Libre Belgique hätte Kardinal Danneels deshalb auch einen Schritt weiter gehen und im Namen der gesamten Kirche alle Opfer um Vergebung bitten müssen.
Hilft gesunder Menschenverstand den königlichen Vermittlern?
Auch Het Belang van Limburg hat das Thema auf der Titelseite und schreibt, dass Vangheluwe aus der Abtei von Westfleteren weg müsse. Den Leitartikel widmet das Blatt allerdings den Bemühungen, die festgefahrenen Verhandlungen im Vorfeld der Regierungsbildung wieder flott zu machen. Die königlichen Vermittler Danny Pieters und André Flahaut würden ihre Bemühungen bei der Suche nach einer Lösung fortsetzen.
Fraglich sei allerdings, ob es ihnen gelingt, das Vertrauen zwischen N-VA uns PS wiederherzustellen, einen Ausweg für die Spaltung von BHV, die Finanzierung von Brüssel und eine Novellierung des Finanzierungsgesetzes zu finden. Der Schlüssel zum Erfolg liege nicht, so der Kommentar, in Politik um der Politik willen, sondern in mehr gesundem Menschenverstand.
Eklatanter Preisunterschied bei Impfstoff
Le Soir macht heute mit einem beträchtlichen Preisunterschied für einen Impfstoff auf, der in Flandern deutlich günstiger ist als in der Französischen Gemeinschaft. Während die Impfung gegen Gebärmutterhalskrebs in Flandern die Gesellschaft 60 Euro koste, schlage sie in der Wallonie und in Brüssel mit 339 Euro zu Buche.
Die Erklärung hierfür liegt für Le Soir in den Verhandlungen, die Flandern mit den Herstellern des Impfstoffs geführt hat, nachdem entschieden worden war, die Impfung flächendeckend durchzuführen. Hierzu hätten die Hersteller umfangreiche Rabatte eingeräumt, um die dafür gestartete Ausschreibug für sich zu entscheiden.
Fünfzig weitere belgische Militärs nach Afghanistan?
De Standaard schließlich bringt heute eine von den USA gewünschte Erhöhung der Truppenstärke des belgischen Afghanistankontingents auf die Titelseite. Es gehe um 50 zusätzliche Soldaten, die zur Hälfte bei der Ausbildung der afghanischen Streitkräfte zum Einsatz kommen sollen, und andererseits den Aufbau einer afghanischen Polizei mitgestalten sollen.
Im Verteidigungsministerium in Brüssel, so schreibt De Standaard, wisse man vom Wunsch des amerikanischen Befehlshabers in Afghanistan. Die Anfrage werde geprüft. Bis Oktober, so schreibt das Blatt, wolle die NATO wissen, ob Belgien sein Kontingent um 50 Mann aufstocken kann. Allerdings könne eine Regierung, die nur noch geschäftsführend im Amt ist, eine solche Entscheidung nicht treffen.
bild:belga archiv