Le Soir stellt heraus: Danneels verteidigt sich, indem er behauptet, er habe die Pädophilie-Affäre des Bischofs von Brügge falsch eingeschätzt. Ein mea culpa in Molltönen.
Der Kardinal behauptet, er habe keinen moralischen Fehler gemacht, sondern nur die Affäre falsch eingeschätzt. Er gibt zu, dass er den Bischof besser ermutigt hätte, seine Demission einzureichen. Er bedauert auch, dass er sich nicht mehr Zeit genommen hat, um dem Opfer zuzuhören.
Het Nieuwsblad behauptet: Der Kardinal ist von seinem Sockel gestürzt, vor allem in den Augen der Menschen, die dachten, dass sie ihn bis zuletzt verteidigen und respektieren würden. Danneels wiederholt nur, was sein Anwalt bereits gesagt hat. Die Affäre des Bischofs hat das Image des Kardinals für immer beschmutzt. Er hat jetzt zumindest den Mut gezeigt, selbst zu sprechen und seine Schuld zu bekennen. Es ist ein erster wichtiger Schritt.
Zu wenig und zu spät
De Morgen schreibt: Mit allem Respekt vor der Situation in der der Mensch Danneels sich befindet: Für einen Kardinal ist seine Beichte zu klein, und sie kommt zu spät. Wenn er tatsächlich meint, dass die Kirche und ihre Führung die Sache nur falsch eingeschätzt hätten und keine weitere Verantwortung tragen, tut er besser daran, den Untersuchungsrichter arbeiten zu lassen, anstatt jedes gesetzliche Mittel zu gebrauchen, um jeder Strafverfolgung zu entgehen.
Auch De Standaard urteilt: Der Kardinal geht dem echten Problem aus dem Weg. Er fragt sich nicht, wie es möglich war, dass ein Bischof seine Straftaten 25 Jahre lang im Verborgenen ausüben konnte. Er versteht nicht, weshalb weder das Opfer noch seine Familie die Öffentlichkeit alarmiert haben. Der sexuelle Missbrauch in der Kirche ist eine wuchernde Erscheinung, die mit ihrer Machtstruktur zu tun hat. Die Unfähigkeit, das Schweigen zu brechen, ist ein System.
Der Ruf des Kardinals ist zerstört
Het Belang van Limburg behauptet: Godfried Danneels schließt seine Laufbahn als tragische Figur ab. Er war schon einer der letzten Vertreter einer offenen und toleranten katholischen Kirche, die sich immer mehr in Starre und Konservatismus zurückzieht. In dem Augenblick, wo er endlich seine Pension nehmen kann, reißt ihn ein Bischof mit in den Untergang. Der Ruf des Kardinals ist zerstört, und man muss die Frage stellen, ob das Image der Kirche sich jemals davon erholen wird.
Gazet van Antwerpen ist nicht überzeugt: Die pastorale Vorgehensweise von Danneels bestand darin, den Bischof aufzufordern, um Vergebung zu bitten und sie ihm zu gewähren. Doch in diesem Fall war das absolut unzureichend. Jemand, der jahrelang sexuell missbraucht wurde, erwartet mehr, als ein intimes Schuldbekenntnis. Dennoch entschied sich der Kardinal zugunsten der Rettung des Rufs der Kirche und des Bischofs. Der Name Godfried Danneels ist für alle Ewigkeit geschädigt.
Die Zentrifugalkräfte werden stärker
Zur politischen Krise heißt es im Leitartikel der Libre Belgique: Unter dem Druck der N-VA ist bei den Frankophonen das Gefühl der Zugehörigkeit zu einer Gemeinschaft entstanden. Das ist keine Abkapselung, sondern die Erkenntnis, dass sie demnächst in einem völlig anderen Belgien in einer Schicksalsgemeinschaft leben werden. Die Wallonen und die Brüsseler brauchen alle ihre Kräfte, um die Kompetenzen auszuführen, die ihnen bald übertragen werden.
Het Laatste Nieuws unterstreicht: Selbst wenn die N-VA eines Tages die absolute Mehrheit in Flandern erreichen sollte, kann eine belgische Regierung nur mit der Zustimmung der Frankophonen gebildet werden. In der belgischen Politik gibt es einen doppelten Gegensatz: Zwischen Flamen und Wallonen über die Staatsreform und zwischen Rechts und Links über die Finanzen. Man darf nicht mehr lange warten, denn die zentrifugalen Kräfte werden stärker.
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