Alle Zeitungen schätzen heute die Erfolgsaussichten des Präformateurs Di Rupo sehr pessimistisch ein. Davon zeugen die Schlagzeilen: "Di Rupo am Ende des Weges", "Nur noch ein Wunder kann Di Rupo retten", "Präformation aussichtslos".
De Standaard erklärt: Heute treffen die sieben Parteien noch einmal zusammen. Doch viel wird davon nicht erwartet. Es sieht so aus, als unternehme Di Rupo schließlich keinen Versuch mehr, seinen Auftrag zu einem guten Ende zu führen. Die Frage ist nur noch, wer den Schwarzen Peter erhält. Die Präformation ist tot. Sie muss nur noch begraben werden.
De Morgen stellt fest: Der Spuk von 2007 ist wieder da. Die Verhandlungsteilnehmer erzählen wieder lustig, was in den diskreten Gesprächen geschieht. Es herrscht vor allem Pessimismus. Doch ein Scheitern ist noch nicht ganz sicher, weil niemand eine Alternative sieht. Außerdem hat man bei den Verhandlungen doch schon viel erreicht, und es wäre dumm, das alles wieder auf Spiel zu setzen.
Enttäuschung führt zu Verbitterung
Het Laatste Nieuws erinnert daran, dass Di Rupo De Wever öffentlich gewarnt hat und dass er danach versuchte, ihn zu isolieren, indem er einen Keil zwischen N-VA und CD&V trieb. Schließlich appellierte er an seinen guten Willen. Das zeugt von echter Verzweiflung. Die Frankophonen, und an erster Stelle der Präformateur, haben ihre Denkweise gründlich verändert und bedeutende Schritte auf die Flamen zu gemacht. Deswegen entstand jetzt große Enttäuschung. Wenn alle diese Anstrengungen schließlich zu nichts führen, mündet das in tiefe Verbitterung.
Gazet van Antwerpen warnt die N-VA, nicht zu viel zu verlangen. Sonst steht Flandern später mit leeren Händen da. Doch auch die Frankophonen müssen verstehen, dass man mit einem großen Haushaltsdefizit nicht einfach 500 Millionen Euro bedingungslos an Brüssel verschenken kann. Man kann auch eine Regierung nicht nur auf Prinzipien aufbauen. Die Kompromisse der letzten Woche müssen zu Papier gebracht werden.
Man verfügt nicht über einen uneingeschränkten Zeitraum
Het Nieuwsblad findet: Wenn es heute schief geht, waren drei Monate Verhandlungen umsonst. Das ist eine schwere Verantwortung. Das Land braucht eine große Staatsreform, doch genauso eine Regierung, die in der Lage ist, die Probleme anzupacken. Ein Land ohne Regierung ist eine Gefahr für die Wohlfahrt. Jedermann wusste, dass mehr Zeit für die Verhandlungen erforderlich war, wenn sie zu einem guten Abkommen führen sollten. Es wäre aber eine Illusion, zu glauben, dass man über einen uneingeschränkten Zeitraum verfügen kann.
Het Belang van Limburg meint gleichfalls: Jetzt liegt einiges auf dem Tisch. Die Verhandlungen haben große Fortschritte in Richtung einer größeren flämischen Autonomie gemacht und schließen weitere Staatsreformen nicht aus. Di Rupo muss einen ehrenhaften Kompromiss ausarbeiten. Danach muss Bart De Wever sagen, wie es weitergehen soll. Er kann noch viel verlangen, doch er muss aufpassen, dass er schließlich nicht nichts erhält.
Die Frankophonen müssen sich auf das Ende Belgiens vorbereiten
Le Soir glaubt, dass die Frankophonen sich langsam auf das Ende Belgiens einstellen. Wenn ein Konsens gleichbedeutend mit Maskerade und Betrug ist, wäre es besser, auseinanderzugehen. Doch die N-VA sollte sich nicht zu früh freuen. Sie kann den anderen nicht ihre Bedingungen für eine Spaltung des Landes aufzwingen. Die Frankophonen werden darüber wachen, dass Brüssel eine vollwertige Region wird. Sie müssen sich auf das Ende Belgiens vorbereiten.
La Libre Belgique schreibt: Jetzt reicht es. Man muss den Wusch der Flamen nach mehr Autonomie respektieren. Man muss aber auch den Willen der Frankophonen beachten, die eine stabile und kohärente föderale Struktur fordern. Wenn darüber keine Einigung möglich ist und De Wever nur die flämische Unabhängigkeit anstrebt, muss darüber verhandelt werden. Man sollte darauf vorbereitet sein.