Die 28-jährige Ärztin und N-VA Senatorin Kim Geybels ist gestern von ihrem politischen Amt zurückgetreten, nachdem bekannt wurde, dass sie mit einem verheirateten Mann zusammenlebte, der drogensüchtig ist. Gazet van Antwerpen schreibt dazu: Geybels ist Senator. Dadurch verliert sie einen Teil ihres Privatlebens.
Sie ist zudem Mitglied einer Partei, die ernsthafter sein will als die anderen. Dadurch hat sie eine gewisse Verantwortung. Sie hat das unterschätzt und kann sich nur über sich selbst ärgern. Die N-VA hatte keine andere Wahl, als sie fallen zu lassen.
Het Laatste Nieuws zeigt hingegen Verständnis: Gestern gefeiert, heute nach dem ersten Fehler fallen gelassen. Hätte die N-VA sich großmütiger zeigen können? Hat eine Frau, noch ein halbes Mädchen, die sich in den falschen Mann verliebt und in einem Wirbel mitgerissen wird, den sie nicht kannte oder erwartete, nicht ein Recht auf mehr Verständnis? Die Karriere ist gebrochen, noch ehe sie begann. Sie hat keine einzige Sitzung im Senat mitgemacht.
In einem Gespräch mit Het Belang van Limburg gesteht Kim Geybels, dass sie einige Male mit ihrem Freund in Maastricht Drogen gekauft hat, allerdings völlig legal. Die Zeitung meint: Ihr Freund ist verheiratet, das ist Privatsache. Doch sie hat ihn auch noch als persönlichen Mitarbeiter eingestellt, der durch den Senat, also durch die Steuerzahler, bezahlt wird. Liebe macht blind. Es gibt wohl keinen anderen Grund.
De Morgen fügt hinzu: Strafrechtlich ist nichts an der Hand. Persönlicher Drogenkonsum wird kaum noch verfolgt. Auch im N-VA-Programm wird für Drogensüchtige medizinische Versorgung höher eingestuft als Strafverfolgung. Offensichtlich galt die Priorität der N-VA nicht dem Verständnis und der Hilfe für ihre Mandatarin, sondern es galt, den Schaden für die Partei einzudämmen. Man stellt an Politiker, selbst in ihrem Privatleben, Anforderungen, die das Gesetz ihnen nicht auferlegt.
Die schwierigen Verhandlungen des Präformateurs
La Libre Belgique kommentiert den Vorschlag des N-VA-Präsidenten Bart De Wever, zwischen PS und N-VA zu verhandeln, wenn die Gespräche mit den sieben Parteien ergebnislos bleiben. De Wever will mit großen Parteien verhandeln, beispielsweise mit den Liberalen. Doch das Problem liegt nicht bei den Grünen, der SP.A oder der cdH, sondern in seiner eigenen Partei. Er hat das ausgewogene Vorabkommen nicht akzeptiert, dass der Präformateur ausgearbeitet hatte. Mit den Liberalen wäre es für ihn wohl einfacher, sich über finanzielle und wirtschaftliche Programmpunkte zu einigen. Doch glaubt er allen Ernstes, dass der FDF-Vorsitzende Maingain sich in der Frage der drei nicht ernannten Bürgermeister nachgiebiger zeigen wird?
De Standaard berichtet auf seiner Titelseite , dass Elio Di Rupo direkten Kontakt zum flämischen Ministerpräsidenten Peeters gesucht hat, den er als den starken Mann der flämischen Christdemokraten betrachtet, der den gemeinschaftspolitischen Kurs seiner Partei bestimmt. Doch er erhielt eine Absage, und die gesamte CD&V stellte sich geschlossen hinter ihren Übergangsvorsitzenden Beke.
Zu den Verhandlungen schreibt die Zeitung: Die sieben Parteien haben schon einen langen Weg zurückgelegt. Jede hat schon etwas errungen, aber jede hat auch schon Zugeständnisse gemacht. Das beweist, dass sie tatsächlich eine Lösung suchen. Es gibt noch drei große Probleme: BHV, zusätzliches Geld für Brüssel und die Koppelung dieser Dotation an das Finanzierungsgesetz. Wer das mit einiger Distanz beobachtet, sieht die Bestandteile eines Kompromisses. Und dann geht es schief. Die Delegationen machen Fehler, weil sie langsam verhandlungsmüde geworden sind.
Schweigen und Vergebung
Le Soir kritisiert die Reaktion von Kardinal Danneels auf die Pädophilieaffäre des Bischofs von Brügge. Sie ist unwürdig und fehlerhaft, denn der Kardinal will dem Opfer sein Statut aberkennen. Er wälzt die Schuld auf das jahrelang missbrauchte Opfer ab, um die Ehre des Täters zu retten. Für Pädophilie gilt in der belgischen Kirche Schweigen und Vergebung.
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