Schulanfang
Für viele Kinder und Jugendliche beginnt heute wieder die Schule. Das Unterrichtswesen ist bekanntlich Gemeinschaftsmaterie: Entsprechend gehen die Zeitungen nur auf die Situation in ihrer jeweiligen Gemeinschaft ein.
"1,1 Millionen Kinder müssen heute wieder in die Schule" titelt heute etwas Gazet van Antwerpen. "Im frankophonen Unterrichtswesen sind heute für 865.000 Schüler die Ferien zu Ende", weiß demgegenüber L'avenir.
Laurent Fignon - le professeur
Auf den Titelseiten vieler Zeitungen findet sich heute ein Foto des französischen Radprofis Laurent Fignon. Der zweimalige Tour de France-Sieger starb gestern im Alter von 50 Jahren an Krebs. Mit Fignon ist der Intellektuelle des Fahrerfelds von uns gegangen, notiert dazu La Libre Belgique. Diesen Beinamen verdankte der Franzose auch seinem unverwechselbaren Look: Blonder Zopf und Nickelbrille.
Het Laatste Nieuws nennt ihn gar "le professeur", auch wegen seiner nüchternen Analysen als Fernsehexperte.
Unsterblich wurde Fignon, als er 1989 die Tour de France buchstäblich auf der Ziellinie verlor, mit einem Rückstand von nur acht Sekunden auf den damaligen Toursieger Greg LeMond.
Di Rupos "mission impossible"
Viele Zeitungen widmen sich naturgemäß auch heute wieder der innenpolitischen Lage. Prä-Regierungsbildner Elio Di Rupo muss jetzt in aller Ruhe versuchen, die Scherben zusammenzukleben, notiert De Morgen auf seiner Titelseite. Ob er dabei allerdings schnell erfolgreich sein wird, ist höchst fraglich. Vor allem ist das Vertrauen zwischen Di Rupo und N-VA-Chef Bart De Wever erschüttert.
Het Belang van Limburg gibt De Wever recht. Es ist doch wohl klar, dass man sich erst darüber unterhalten muss, wie das Geld in diesem Land verteilt wird, bevor man übers Sparen reden kann. Davon abgesehen steht De Wever nicht alleine da: Dem Kompromiss zugstimmt haben nur die SP.A und Groen!. Die stehen für 25 Prozent der flämischen Wählerschaft. Im Umkehrschluss: Drei Viertel der Wähler steht hinter De Wever.
La Dernière Heure nennt das Ganze denn auch eine "mission impossible": Jetzt geht es nicht mehr ausschließlich um den Inhalt - was schon kompliziert genug wäre. Bart De Wever plädiert jetzt vielmehr auch noch für eine neue Arbeitsmethode. Demnach sollen die sieben Parteien nicht mehr gemeinsam über eine neue Staatsreform verhandeln, sondern nur noch die Achse PS - N-VA.
Einen Gang hochschalten...
In Het Laatste Nieuws ruft Caroline Gennez, die Vorsitzende der flämischen Sozialisten SP.A, alle flämischen Parteien dazu auf, jetzt über ihren Schatten zu springen. Die SP.A hatte ja mit Groen! dem Kompromissvorschlag von Di Rupo zugestimmt. Gennez erteilt in einem Interview der N-VA-Forderung eine Absage. In der Vergangenheit habe auch niemand die N-VA oder ihre Vorläuferin, die Volksunie, vom Verhandlungstisch fernhalten wollen, nur weil sie angeblich zu klein waren.
Auf dem Tisch liegen ausreichend Errungenschaften: Die Spaltung von BHV sowie die Übertagung von Zuständigkeiten an die Teilstaaten, mit einem Gesamtvolumen von 15 Milliarden Euro. Da ist man doch kein schlechter Flame, wenn man insbesondere die N-VA dazu aufruft, dieses Paket jetzt bitte zu akzeptieren, sagt Caroline Gennez. In seinem Leitartikel sieht Het Laatste Nieuws das ähnlich. Der derzeitige Prozess der vorbereitenden Regierungsbildung ist an seine Grenzen gestoßen. Jetzt ist es Zeit, mit der eigentlichen Arbeit zum Schmieden einer neue Koalition zu beginnen. Klar: Viele der bislang erreichten Einigungen sind noch vage, doch muss man jetzt endlich einen Gang hochschalten.
La Libre Belgique ist da deutlich pessimistischer. Das Blatt bringt die Schlagzeile: "Das Ende der Sieben-Parteien-Gespräche". Für La Libre gibt es keinen Zweifel: Die N-VA wird sich nicht mehr mit den sechs andere Parteien gemeinsam an einen Tisch setzen. Notfalls sollten nach Ansicht von Bart De Wever sogar die Liberalen mit in die Gespräche einbezogen werden. Mehr denn je ist De Wever am Drücker. Und, gleich wie es kommt: Er kann eigentlich nur als Sieger vom Platz gehen.
N-VA-Babe tritt zurück
Vor allem in Flandern sorgt der Rücktritt der frisch gebackenen N-VA Senatorin Kim Geybels für Wirbel. Allen voran die Massenblätter Het Nieuwsblad und Het Laatste Nieuws widmen der Affäre ihrer Titelseite. Kim Geybels ist demnach in eine undurchsichtige Drogenaffäre in Thailand verwickelt. Im Mittelpunkt steht dabei der Ehemann der 28-Jährigen.
Beide sollen in Bangkok erpresst worden sein: Entweder man zahlt eine gewisse Summe Geld, oder aber die Polizei findet wie zufällig weißes Pulver in ihrem Hotelzimmer. So zumindest die offizielle Darstellung. Der N-VA war das ganze jedenfalls zu peinlich. Geybel wurde zum Rücktritt gedrängt. Bislang war die junge Frau im Parlament allenfalls durch - für Senatsverhältnisse - ungewöhnlich freizügige Kleidung aufgefallen.
Danneels antwortet
De Standaard bringt heute auf seiner Titelseite eine Reaktion von Kardinal Danneels auf die jüngste Veröffentlichung eines explosiven Gesprächsprotokolls. De Standaard und Het Nieuwsblad hatten am Samstag die Verschriftung einer Tonbandaufnahme veröffentlicht. Daraus wird ersichtlich, dass der Kardinal die Absicht hatte, den Missbrauchsfall um den Brügger Bischof Vangheluwe geheim zu halten.
Danneels macht jetzt also von seinem Recht auf Gegendarstellung Gebrauch. Die Stellungnahme ist auch 1:1 in Het Nieuwsblad abgedruckt. Danneels beklagt darin insbesondere, das Opfer einer Rufmordkampagne zu sein. In einem Nachtrag weist die Chefredaktion von De Standaard diesen Vorwurf jedoch entschieden zurück.
bild:belga archiv