Dies gilt insbesondere für die Automobilbranche, wie Het Belang van Limburg auf seiner Titelseite meldet. Dort ist zu lesen, dass bei Ford Genk die Arbeitsplätze bis 2014 gesichert sind.
Dies nachdem zwischen den Sozialpartnern ein Abkommen erzielt wurde, dass die europäische Ford-Direktion davon überzeugen soll, die Produktion des neuen Mondeo dem Werk in Genk zu überlassen. Dafür will man sich unter anderem dazu verpflichten, die Produktionskosten um rund zwölf Prozent zu reduzieren.
Aufwärts geht es auch in anderen belgischen Autofabriken, wie De Morgen ausführlich berichtet. So will Volvo in Gent seine Jahresproduktion von 180.000 auf 220.000 Wagen erhöhen, und Audi, das in Brüssel den neuen A1 produziert, will seine Jahresstückzahl sogar von 50.000 auf über 100.000 hochschrauben.
Zurückzuführen ist dies in erster Linie auf die gestiegene Nachfrage sowohl in Europa als auch in Fernost. Natürlich ist damit auch die Einstellung von mehreren hundert neuen Mitarbeitern verbunden.
Arbeitsmarkt im Aufwind
Dies gilt übrigens nicht nur für die Autoindustrie. Het Nieuwsblad meldet auf seiner Titelseite, dass auch zahllose Unternehmen in anderen Wirtschaftszweigen massiv Personal einstellen. Eine Umfrage unter 400 belgischen Betrieben ergab, dass lediglich ein Prozent von ihnen noch an Entlassungen denkt. Nach Ansicht der Zeitung ist dies ein Zeichen, dass der Arbeitsmarkt sich deutlich erholt, auch wenn die Krise noch nicht ganz vorbei ist.
Die Zahl der Arbeitslosen steigt nämlich nach wie vor, allerdings viel geringer als in den vergangenen Monaten. Erst wenn sich auch dieser Trend noch weiter bessert, so heißt es im Kommentar der Zeitung, kann von einem dauerhaften Aufschwung die Rede sein. Vorerst geht es dem Patienten zwar besser, doch vollkommen genesen ist er noch nicht.
Belgische Streiklust
Vor dem gleichen Hintergrund führt L'Echo in seinem Leitartikel aus, wenn die Industrie gut läuft, dann klappt eigentlich alles. Von diesem Trend profitieren zurzeit auch zahlreiche belgische Unternehmen, die somit für einen Augenblick die von gewissen Experten angekündigte Konjunkturschwäche in Asien und in den Vereinigten Staaten vergessen dürfen.
An anderer Stelle weist L'Echo darauf hin, dass Belgien in der europäischen Hitparade der Streikaktionen einen wenig beneidenswerten dritten Platz einnimmt. So gingen seit 2005 in unserem Land durch Streiks über eine Million Arbeitstage verloren. Damit liegt Belgien zwar noch deutlich hinter Dänemark, dem streikfreudigsten Land Europas, doch sehr weit über dem europäischen Durchschnitt.
Hausärztemangel
"1.700 Patienten für einen Hausarzt", so lautet die Schlagzeile auf der Titelseite von Het Laatste Nieuws, die damit einen langsam aber sicher beunruhigenden Mangel aus Hausärzten in Belgien feststellt. Durch die zugenommene Arbeitslast haben in jüngster Zeit immer mehr Arztpraxen einen Patientenstopp verfügt. Bei vielen Hausärzten ist die 70-Stunden-Woche keine Seltenheit und eine nennenswerte Besserung ist für die kommenden Jahre nicht in Sicht. Nach einer Schätzung der Krankenversicherung wird die Arbeitslast der Mediziner bis 2020 sogar noch um zehn Prozent zunehmen.
N-VA kompromisslos
Und damit kommen wir zur Politik mit der allgemeinen Feststellung, dass sich der Auftrag von Präformateur Di Rupo zurzeit in einer Sackgasse befindet. Schuld sind die schier unüberbrückbaren flämisch-frankophonen Gegensätze in Sachen BHV. La Libre Belgique will ein Scheitern Di Rupos nicht länger ausschließen, denn die Zeitung hat den Eindruck, dass die flämischen Nationalisten der N-VA nicht zum geringsten Zugeständnis bereit sind.
Man müsse sich mehr denn je fragen, ob ein Bart De Wever tatsächlich ein Abkommen über BHV will, nachdem er zu Wochenbeginn den Frankophonen, die nicht auf seine Wünsche eingehen, zu verstehen gab, sie sollten sich in diesem Fall so bald wie möglich auf das Ende Belgiens vorbereiten. Wenn das Vertrauen nicht zurückkehrt und bei der N-VA der Wille zum Kompromiss nicht vorhanden ist, hat Di Rupo wohl kaum noch eine Chance, so schlussfolgert La Libre Belgique.
Ein Belgien der Gemeinschaften oder der Regionen?
Le Soir sieht es ähnlich, wenn die Zeitung schreibt, die Flamen wollen mit der anstehenden Staatsreform die Gemeinschaften zur Basis des Landes machen, während die Frankophonen das Land auf den drei Regionen aufbauen wollen. Zwischen diesen beiden wird man sich entscheiden müssen. Und dies erweist sich zurzeit als schier unmöglich.
bild:belga archiv