"Das Unterhaus findet keine Lösung für den Brexit", stellt De Morgen auf seiner Titelseite fest. La Libre Belgique geht mehr ins Detail: "Die britischen Abgeordneten sagen wieder 'No' zu allen Alternativen zum Deal von Theresa May", so die Schlagzeile auf Seite eins. "Nur drei Stimmen Unterschied", titelt De Standaard.
In London ist die Politik nach wie vor festgefahren. Am Abend standen erneut vier Vorschläge zur Abstimmung, die Alternativen zum Brexit-Deal von Premierministerin Theresa May hätten darstellen können. Und wieder haben die Abgeordneten die Entwürfe allesamt verworfen. Wenige Tage vor Ablauf der ersten Frist weiß also in London nach wie vor niemand, wie es weitergehen soll. "Ein chaotischer Brexit kommt mit großen Schritten näher", glaubt La Libre Belgique. Le Soir sucht seinerseits nach einer Erklärung für die derzeitige Pattsituation: "Vier Schlüsselmomente, die in die Sackgasse geführt haben" hat das Blatt ausgemacht. An erster Stelle stehen die sture Haltung von Premierministerin Theresa May und die vertrackte Situation an der Grenze zwischen Irland und Nordirland.
Streiks, Streiks, Streiks
Besorgte Schlagzeile auf Seite eins von Het Nieuwsblad: "Beim Aufbruch in die Ferien droht Chaos". Kaum hat sich die Lage bei der Flugaufsicht Skeyes ein wenig beruhigt, da drohen neue Proteste. Diesmal wollen die Mitarbeiter des Sicherheitspersonals die Arbeit niederlegen. Deren Aufgabe ist es, die Passagiere und auch deren Gepäck zu überprüfen.
Die Gewerkschaften wollen gegen den hohen Arbeitsdruck und die unregelmäßigen Dienstzeiten protestieren. Für den Fall, dass in den kommenden Tagen keine Lösung gefunden wird, droht das Sicherheitspersonal an den Flughäfen Brüssel und Charleroi mit Warnstreiks. "Die streiken den Flughafen kaputt", sagt ein Experte in Het Laatste Nieuws. Die anhaltenden Behinderungen im Flugverkehr können zur Folge haben, dass Passagiere künftig verstärkt auf Flughäfen im Ausland ausweichen.
"Meine lieben Kinder..."
Beängstigende Schlagzeile auch auf Seite eins von La Libre Belgique: "Das Budget für die Pensionen ist seit 2007 um elf Milliarden Euro entgleist", schreibt das Blatt. Insgesamt stiegen die Ausgaben zwischen 2007 und 2018 sogar um 14,6 Milliarden Euro. Besagte elf Milliarden sind allein zurückzuführen auf die Aufbesserungen der Renten. "Die Vergreisung der Bevölkerung erklärt die Kostenexplosion nur bedingt", sagt ein Wirtschaftsprofessor der Universität Louvain-la-Neuve. Das Fazit von La Libre Belgique lautet jedenfalls: "Ein Status quo ist keine Option"; so kann es nicht weitergehen.
In ihrem Leitartikel wählt die Zeitung eine ungewöhnliche Form: Es ist ein offener Brief an die kommenden Generationen. Meine lieben Kinder, schreibt La Libre, es ist nachvollziehbar, dass Ihr Angst vor der Zukunft habt; auch der finanziellen. Täglich hören wir von der Vergreisung der Bevölkerung. Das Problem ist längst bekannt, aber nach wie vor nicht gelöst. Und in der Zwischenzeit beginnt das System, zu entgleisen.
Das Problem: Die Politik schafft es nicht, beziehungsweise wagt es nicht, heilige Kühe anzupacken. Das beginnt bei der uralten Ungleichbehandlung zwischen Arbeitnehmern, Beamten und Selbstständigen. Aber selbst im Jahr 2019 ist es immer noch nicht möglich, darüber überhaupt mal zu reden. Meine lieben Kinder, am Ende werdet Ihr Euch vielleicht immer noch mit den gleichen Problemen herumschlagen.
Die Alarmglocken schrillen
Apropos Kinder: In Flandern sorgt eine neue Untersuchung des Unterrichtswesens für Diskussionsstoff. Demnach hat das Niveau des flämischen Unterrichtswesens stark abgenommen. Die Studie hat die politische Klasse im nördlichen Landesteil aufgeschreckt. Sogar die CD&V-Unterrichtsministerin Hilde Crevits gibt sich unter anderem in De Morgen geschockt. Die politischen Gegner, sogar die bisherigen Koalitionspartner N-VA und OpenVLD, übten Kritik.
"OpenVLD und N-VA wetzen die Messer", kann Het Belang van Limburg nur feststellen. Und hier sprechen wir nicht von vereinzelten Abgeordneten. Vielmehr sind sogar die Parteivorsitzenden in den Ring gestiegen: Gwendolyn Rutten und Bart De Wever. Dabei scheinen sie zu vergessen, dass sie selbst Teil der Regierung sind und dass nach den letzten Koalitionsverhandlungen die Zuständigkeit für das Unterrichtswesen buchstäblich auf dem Tisch liegengeblieben ist, weil keine Partei Interesse gezeigt hat. Jetzt plötzlich bekommt die Materie Priorität.
Die Alarmsignale sind nicht neu, bemerkt seinerseits De Morgen. Internationale Vergleichsstudien weisen schon länger darauf hin, dass das Niveau des flämischen Unterrichtswesens sinkt. Das tut weh. Denn Flandern ist das nicht gewohnt. Eine mögliche Erklärung ist, dass in vielen Bereichen Mindestanforderungen gestrichen worden sind. Dies im Namen der Chancengleichheit. Die Beweggründe mögen lauter gewesen sein, das Resultat ist aber leider kontraproduktiv.
De Tijd ist noch strenger: Flandern ist dabei, seinen wichtigsten Trumpf zu verspielen. Wir haben keine Bodenschätze. Und die geografisch günstige Lage im Herzen Europas fällt im Internetzeitalter immer weniger ins Gewicht. Deswegen müssen wir vor allem in die Gehirne unserer Kinder investieren. Doch was sehen wir? Missmanagement hat das flämische Unterrichtswesen in den letzten Jahren gekennzeichnet. Denn am Geld hat es nicht gelegen. Flandern investiert mehr in den Unterricht, als viele Nachbarländer. Schuld sind wohl auch neue Pädagogikansätze wie die Inklusion von Kindern mit einer Behinderung. Eine noble Idee, die aber schwer umzusetzen ist. In jedem Fall sollten jetzt im flämischen Unterrichtswesen die Alarmglocken schrillen.
RoP