"BNP Paribas Fortis beschleunigt die Schließung von Zweigstellen", titeln L'Echo und De Tijd. Die Blätter berufen sich auf nicht genannte Quellen innerhalb des Unternehmens. Die belgisch-französische Bank will also ihre Verschlankungskur noch entschlossener vorantreiben. Erst Anfang der Woche war bekannt geworden, dass BNP Paribas Fortis insgesamt 2.500 Arbeitsplätze abbauen will. Parallel dazu soll jetzt also auch die Ausdünnung des Filialnetzes beschleunigt werden; diese Maßnahme käme also noch mal obendrauf. Konkrete Zahlen sollen erst im April veröffentlicht werden.
Betonstoppstopp
"Njet für Betonstopp", so derweil die Schlagzeile von Het Nieuwsblad. "Der Betonstopp wird auf die lange Bank geschoben", schreibt auch Het Laatste Nieuws. Hier geht es um eine Maßnahme der flämischen Regierung. Demnach sollte es ab 2040 in Flandern verboten werden, neue Grünflächen als Bauland zu erschließen. Man wollte verhindern, dass Flandern am Ende quasi vollständig zubetoniert wird. Der Staatsrat hat aber Teile des entsprechenden Dekretvorschlags beanstandet. Deswegen reicht die Zeit nicht mehr, um das Gesetz noch in dieser Legislaturperiode auf den Weg zu bringen.
Der Betonstopp kommt also erst mal nicht, und das ist mal eben mit das wichtigste Dossier der flämischen Regierung, stellt Het Belang van Limburg fest. Der Staatsrat hat die entsprechenden Texte regelrecht in der Luft zerrissen. Die frühere flämische Umweltministerin Joke Schauvliege kann froh sein, dass sie nicht mehr im Amt ist.
Das Erbe von Schauvliege verblasst noch ein bisschen mehr, meint auch De Standaard. Ihr Nachfolger Koen Van den Heuvel und auch der flämische Ministerpräsident Geert Bourgeois dürften gestern wohl Hitzewallungen bekommen haben, als ihnen klar wurde, was sie da ankündigen mussten. Im Grunde mussten sie nämlich einräumen, dass der wichtigste, langfristig angelegte Klimaplan der flämischen Regierung mal eben auf die lange Bank geschoben wird. Und die Schuld dafür kann man keinem anderen unterjubeln: Hier kann sich die flämische Regierung nur an die eigene Nase fassen. Sinngemäß hat der Staatsrat die legislative Arbeit als "Flickschusterei" gebrandmarkt. Für die selbsternannte "größte flämische Reformregierung aller Zeiten" ist das ein krachender Kinnhaken.
Dabei besteht längst weitgehend Konsens darüber, dass endlich etwas passieren muss, hakt De Tijd ein. Die unsägliche belgische Tradition der Straßendörfer, die sich wie Perlenketten an den großen Verkehrsachsen aufreihen, dieser historische Irrweg kostet sehr viel Geld. Öffentlicher Nahverkehr wird teurer, das Auto wird notwendiger, der öffentliche Raum wird zum kostbaren Gut. Der Flame mag einen Ziegelstein im Bauch haben, doch sieht hier jeder ein, dass es so nicht weitergehen kann. Genau deswegen ist es ein politisches Debakel, dass der Betonstopp auf der Ziellinie scheitert.
Het Nieuwsblad hat einen originellen Ausdruck für das Fiasko gefunden: "Betonstoppstopp". Mit viel Tamtam hatte die flämische Regierung ihren Betonstopp angekündigt. Die Maßnahme jetzt fallen lassen zu müssen, das ist eine schmerzliche Niederlage. Und das kann zu perversen Nebeneffekten führen: Jeder, der noch über Bauland verfügt, der ist jetzt gewarnt, wird also wahrscheinlich alles daransetzen, sein Grundstück noch zu Geld zu machen – und möglichst eben zu bebauen. Was lernen wir daraus? Nicht nur die föderale Ebene setzt Reformprojekte in den Sand. Offensichtlich schaffen es die Flamen auch ganz allein, Mist zu bauen – wenn weit und breit kein Frankophoner in Sicht ist.
Es wird schon immer peinlicher
De Standaard bringt heute eine Geschichte, die noch viel Staub aufwirbeln könnte: "Wo sind die libyschen Milliarden? Ein Insider packt aus", schreibt das Blatt. Es ist so: Seit dem Sturz von Muammar al-Gaddafi liegen 14 Milliarden Euro aus Libyen auf belgischen Konten. Das Geld wurde auf Anordnung der UNO eingefroren - nur hat jemand die Zinsen freigegeben, heißt: Die Zinsen sind abgeflossen. Hier geht es um bis zu zwei Milliarden Euro. Frage ist also: Wer hat das Geld bekommen? Und ein Insider sagt jetzt: Mit dem Geld sind indirekt Milizen in Libyen bezahlt worden. Für Belgien wird das Ganze also schon immer peinlicher.
Muss man sich ein schlechtes Gewissen machen?
Klimaschutz und Karnevalsferien, wie passt das zusammen, so könnte man den Leitartikel von Het Laatste Nieuws zusammenfassen. Es ist so, meint das Blatt: Allein an diesem Wochenende werden vom Brussels Airport aus 120.000 Passagiere in den Kurzurlaub fliegen. Unter ihnen dürften wohl auch Kinder und Jugendliche sein, die noch am Donnerstag für eine entschlossenere Klimaschutzpolitik demonstriert haben. Ist das konsequent? Nicht wirklich! Aber muss man ein schlechtes Gewissen haben? Auch nicht! Denn Reisen an sich sind wertvoll für junge Menschen, erweitern den geistigen Horizont. Die Welt würde nicht nur materiell, sondern auch intellektuell ärmer, wenn Fliegen plötzlich wieder nur einer privilegierten Oberschicht vorbehalten wäre. Die Augen vor dem Klimawandel verschließen zu wollen, das ist keine Option; Panikpolitik und Schuldgefühle aber ebenso wenig.
Vor allem die flämischen Blätter freuen sich schließlich auf den Start der neuen Radsportsaison: Heute steigt der "Omloop Het Nieuwsblad"; der Halbklassiker gilt als Auftakt der belgischen Radsaison. Auf den Titelseiten von Het Laatste Nieuws, Het Nieuwsblad und Gazet van Antwerpen stehen die Namen der üblichen Verdächtigen, die sich Siegeschancen ausrechnen können. Am häufigsten fällt hier der Name Greg Van Avermaet.