Le Soir schreibt: Der König hat Di Rupo grünes Licht gegeben, um die Staatsreform noch weiter voranzutreiben. Doch gleichzeitig bietet er ihm ein Netz. Die Flamen erhalten größtenteils was sie wollen, doch unter zwei Bedingungen: Es kommt nicht in Frage, die Frankophonen zu verarmen und auch nicht, die Rolle des Föderalstaats zu gefährden. Di Rupo hat gestern Garantien für einen möglichen Erfolg und die Legitimität für ein mögliches Scheitern erhalten.
De Standaard urteilt: Eine drohende Krise ist vorübergehend abgewendet. Di Rupo macht weiter und legt langsam auf den Tisch, was die Flamen dort sehen wollten. Noch ist nichts erworben, doch die Konturen eines Abkommens werden schärfer. Es fehlt immer noch das Vertrauen, um die verschiedenen Ausgangspunkte nicht nur als Bedrohung aufzufassen, sondern als Grundstein für eine Erneuerung. Noch immer betrachten die meisten Frankophonen sich als Opfer einer flämischen Offensive.
Der Augenblick für Kompromisse ist gekommen
Het Nieuwsblad glaubt: Die Angst der Frankophonen ist weggenommen. Zumindest zum Teil, denn auf jeden Fall muss über das Finanzierungsgesetz gesprochen werden. Die Verhandlungen wurden nicht abgebrochen, weil die sieben Parteien noch überzeugt sind, dass die Gespräche über ein neues Verantwortungsbewusstsein erfolgreich sein könnten. Die Gegensätze sind noch nicht verschwunden, doch der Augenblick, um Kompromisse zu schließen, ist angebrochen.
Het Laatste Nieuws unterstreicht: Die finanzielle Verantwortung der Teilstaaten beschränkt sich auf die neuen Befugnisse. Und der Föderalstaat muss über ausreichende Mittel verfügen, um noch ordentlich zu funktionieren. Damit können sich Flamen wie Frankophone abfinden. An den heutigen Befugnissen ändert sich nichts, die Solidarität bleibt bestehen, und das beruhigt die Frankophonen. Für die neuen Befugnisse müssen die Teilregierungen selbst über Einkünfte und Ausgaben entscheiden. Das kommt den Flamen entgegen.
Het Belang van Limburg meint sogar: Di Rupo hat einen königlichen Auftrag erhalten, der voll und ganz auf die flämischen Forderungen eingeht. Man kann vermuten, dass Di Rupo und De Wever unter vier Augen abgesprochen hatten, den König einzuschalten, wenn die frankophonen Parteien sich querlegten. Di Rupo hat gestern ein großes Hindernis genommen. Aber er hat sich zugleich einen noch schwierigeren Auftrag aufgeladen.
Der König ist ein zuverlässiger Spieler auf dem politischen Schachbrett
De Morgen behauptet: Der König und seine diskreten Berater haben sich als stabile, zuverlässige und rational überlegende Spieler auf dem politischen Schachbrett entpuppt. Hoffentlich sind die frankophonen Parteien jetzt überzeugt, dass die Reform des Finanzierungsgesetzes nicht die Verarmung ihrer Region bedeutet, sondern eine Garantie für den Erhalt der Wohlfahrt ist.
Jetzt ist der Weg für ein dauerhaftes gemeinschaftliches Abkommen offen. Der König zwingt nach Bart De Wever auch die Radikalen in seiner Partei dazu, die Masken fallen zu lassen. Wollen sie ein ehrenhaftes Abkommen, oder werden sie ständig neue Hindernisse aufbauen?
Gazet van Antwerpen betont: Di Rupo wird nicht noch wochenlang als Präformateur verhandeln. Die Zeit ist gekommen, um Schlussfolgerungen zu ziehen. Auf der flämischen Seite waren die Reaktionen vorsichtig positiv. Ob die Verhandlungen über ein neues Verantwortungsbewusstsein zu einem akzeptablen Kompromiss führen werden, bleibt abzuwarten.
Finanzierungsgesetz darf nicht zur Aushungerung Brüssels und der Wallonie führen
La Libre Belgique warnt: Es ist ausgeschlossen, dass die Reform die Einwohner Brüssels und der Wallonie verarmt. Die N-VA beteuert, dass sie das nicht beabsichtigt. Doch alle Finanzierungsmodelle, die sie auf den Tisch legt, führen zur Aushungerung Brüssels und der Wallonie. Es besteht kein Grund, das hinzunehmen.
L'Echo findet: Die flämischen Parteien sind jetzt gezwungen, ihre Karten auf den Tisch zu legen. Die sechste Staatsreform wird noch nicht die letzte sein. Doch wenn sie scheitert, führt das zum Zerbrechen des Landes.
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