"Horror mitten auf dem Weihnachtsmarkt", titelt L'Avenir. "Schießerei auf Weihnachtsmarkt in Straßburg", heißt es bei De Morgen. "Terrorist tötet zwei Menschen in Straßburg", notiert Het Laatste Nieuws auf Seite eins. Die meisten Zeitungen berichten bereits auf ihren Titelseiten von der Schießerei gestern Abend auf dem Weihnachtsmarkt in Straßburg. Dabei geben sie die ersten Informationen wieder, die aus Frankreich dazu vermeldet wurden. Ein vermutlich radikalisierter Mann hatte das Feuer auf Zivilisten eröffnet. Von Soldaten wurde er danach angeschossen und konnte verletzt fliehen. Noch in der Nacht begann die Jagd auf den Täter. Die Leitartikel widmen sich allerdings anderen Themen.
Zur aktuellen Regierungskrise kommentiert das GrenzEcho: Verfassungsrechtlich spricht einiges dafür, dass Michel wie vorgesehen bis zu den Föderalwahlen im Mai weiterregieren kann. Politisch gesehen muss man sich natürlich die Frage stellen, inwieweit eine Regierung, die gerade mal 52 von 150 Parlamentssitzen hält, noch große Politik machen kann. Michel versucht es zumindest: mit Wechselmehrheiten. Drei Themenfelder hat er identifiziert: die Klimapolitik, die Einwanderungs- und Sicherheitspolitik sowie die Wirtschaftspolitik. Man muss allerdings kein Hellseher sein, um zu schlussfolgern, dass auf keinen der drei Themenfelder Großes geschehen wird, weiß das GrenzEcho.
Regierung Michel Dreiviertel
Het Nieuwsblad sieht das genauso und notiert: Am Samstag zeigte sich Michel sehr zuversichtlich. Die neue Regierung ohne N-VA werde tatkräftig weiterarbeiten. Mit neuen Akzenten. Mit neuen Ideen. Wirklich? Sechs Monate vor den Wahlen? Mit 52 Stimmen in der Kammer? Machen wir uns nichts vor. Schon die bisherige Regierung Michel I hat sich schwergetan, eine solche Dynamik zu entwickeln. Die Regierung "Michel Dreiviertel" wird nicht mehr schaffen, als die Fassade einer Regierung aufrechtzuhalten, ist sich Het Nieuwsblad sicher.
La Dernière Heure sieht die Krise wenig dramatisch und führt aus: Belgien hat schon so manche Krise überlebt. Oft wurde Belgien am Abgrund gesehen. Oft wurde dem Staat das Ende vorausgesagt. Aber Belgien gibt es immer noch. Deshalb kann man sich sicher sein, dass Belgien auch die aktuelle Krise übersteht und in zwölf Jahren trotz aller Unkenrufe 200 Jahre Unabhängigkeit feiern wird, zeigt sich La Dernière Heure zuversichtlich.
L'Echo beschäftigt sich mit der Reaktion des französischen Präsidenten Emmanuel Macron auf den Protest der Gelbwesten und schreibt: In seiner TV-Rede hat Macron viele Zugeständnisse an die Gelbwesten gemacht. Zugeständnisse, die viel Geld kosten werden. Man spricht von zehn Milliarden Euro. Das ist ein großer Batzen und würde das Defizit Frankreichs im kommenden Jahr auf 3,4 Prozent schrauben. Wenn man bedenkt, das Italien wegen eines angekündigten Defizits von 2,4 Prozent schon massive Schwierigkeiten mit der EU bekommt, dann bekommt man eine Ahnung davon, was die Ankündigung von Macron für Frankreich bedeuten könnte. Zu schaffen ist die Anstrengung dennoch, nämlich wenn alle an einem Strang ziehen. Wenn die Forderungen der Gelbwesten jedoch weitergehen, könnte das katastrophale Folgen für Frankreich haben, warnt L'Echo.
Was wollen die Gelbwesten eigentlich?
La Libre Belgique fragt: Was wollen die Gelbwesten eigentlich? Die Ankündigungen von Macron sind ein vorgezogenes Weihnachtsgeschenk. Doch zufrieden zeigen sich die Gelbwesten nicht. Sie wollen weiter protestieren, doch was ist ihr Ziel: das Chaos? Le Pen oder Mélenchon als Präsident? Das Ende der Fünften Republik? Mit Sicherheit würden alle diese Möglichkeiten die Probleme der Gelbwesten nicht lösen, zeigt sich La Libre Belgique überzeugt.
Le Soir weitet den Blickwinkel und notiert: Merkel, Macron, Michel – noch bis vor Kurzem galten sie als Hoffnungsträger für Europa. Jetzt sind sie angeschlagen. Alle drei aufgrund innenpolitischer Krisen. Es wird kaum dazu kommen, dass sie bei den Europawahlen im Mai eine Bastion gegen Rechtspopulisten bilden werde, bedauert Le Soir.
De Tijd kommentiert ähnlich: Macron wollte bei den Europawahlen Nationalisten und Populisten in ihre Schranken weisen. So, wie er das bei seiner Wahl in Frankreich geschafft hatte. Es stellt sich jedoch die Frage, wie er das schaffen will, wenn er jetzt selbst in Frankreich Maßnahmen beschließt, die er bei den Populisten kritisiert. Salvini in Italien will auch mit Geschenken an die Bevölkerung die Menschen beruhigen. Macron hat das gleiche angekündigt. Für sein europäisches Image ist das nicht gut, urteilt De Tijd.
Mehr Platz für Fahrradfahren
De Morgen kommentiert die Meldung, dass in Flandern die Zahl der Verkehrsunfälle mit Fahrradfahrern wieder gestiegen ist: Als Grund dafür wird der heiße Sommer angegeben. Viele Menschen hätten dann der Drahtesel ausgepackt, um ein paar Meter zu radeln. Klar, dass dann auch die Zahl der Verkehrsunfälle steigt. Denn eine wirklich gute Infrastruktur für Fahrradfahrer haben wir nicht. Das muss sich ändern. Denn die Menschen, die jetzt Fahrrad fahren, werden weiter Fahrrad fahren. Das ist gut und liegt ja auch im Trend. Wir brauchen deshalb eine Politik, die den Platz für Fahrradfahrer langfristig vergrößert und den Platz für Autofahrer verkleinert, fordert De Morgen.
Kay Wagner