Für Het Laatste Nieuws ist es deutlich: Die Haussuchungen bei Kardinal Danneels waren illegal. Alle beschlagnahmten Dokumente müssen ihm zurückgegeben werden. Die Zeitung kommentiert: Das Schauspiel der gierigen Polizisten, die den Palast des Erzbischofs und die Rombauts-Kathedrale durchsuchten, stand im Widerspruch zu den vagen Informationen, die die Ermittler besaßen. Jetzt kann die Wahrheit wahrscheinlich nicht mehr ans Licht kommen. Auch sie hat verloren. Es ist beschämend und traurig, wie man eine so delikate Affäre behandelt hat.
Het Belang van Limburg fragt sich, ob der Untersuchungsrichter vernünftig handelt, wenn er Geheimhaltung anordnet. Die Entscheidung der Anklagekammer ist für die weiteren Ermittlungen entscheidend. Alles, was bei den Durchsuchungen gefunden wurde, muss aus der gerichtlichen Akte verschwinden.
Auch Gazet Van Antwerpen unterstreicht: Bei der Untersuchung darf man die beschlagnahmten Dokumente nicht verwenden. Eine solche Entscheidung deutet auf Rechtswidrigkeiten hin. Welche? Die Opfer erhalten ebenfalls keinerlei Informationen. Wie wird es weiter gehen? Müssen sie erneut bei einer Justiz Klage einreichen, die ihr Vertrauen schwer angeschlagen hat?
Wem können die Opfer noch vertrauen?
Het Nieuwsblad unterstreicht: Die Anklagekammer und die Generalstaatsanwaltschaft haben eine Antwort auf die Frage, ob die Ermittlungen legal verlaufen sind, doch sie wollen sie nicht publik machen. Wem ist damit geholfen? Sind die Richter wirklich so weltfremd? Konnten sie nicht wissen, dass ihr hartnäckiges Schweigen mehr Fragen aufwirft als beantwortet? Man lässt durchblicken, dass der Untersuchungsrichter Fehler gemacht hat, doch man sagt nicht welche. Wem können die Opfer jetzt noch trauen?
La Libre Belgique ist überzeugt, dass die Ermittlungen über Pädophilie in der Kirche zum Scheitern verurteilt sind. Es ist ein harter Schlag für die Opfer, die hofften, endlich die Wahrheit über den Missbrauch durch Priester und die schützende Hand der Kirche zu hören. Die Justiz war nicht in der Lage, diese delikate Affäre mit der erforderlichen Zurückhaltung zu behandeln.
Genießt die Kirche eine Vorzugsbehandlung bei der Justiz?
Le Soir meint: Das Schlimmste ist nicht die Entscheidung der Anklagekammer, sondern die Geheimnistuerei, die sie begleitet. Sie lässt vermuten, dass die Kirche tatsächlich bei der Justiz eine Vorzugsbehandlung genießt. Sowohl die Generalstaatsanwaltschaft als auch die Brüsseler Staatsanwaltschaft haben das Recht der Bürger und der Opfer auf Information mit Füßen getreten. Ihre mutmaßlichen Absprachen mit der Kirche gereichen ihnen nicht zur Ehre und lassen den Verdacht aufkommen, dass andere Mächtige ebenfalls bevorzugt behandelt werden.
De Morgen schreibt: Der Untersuchungsrichter darf seine Ermittlungen fortsetzen, doch niemand sagt mit welchem Material. Wenn sich herausstellen sollte, dass er alle Akten zurückgeben muss, verschwindet dieser gigantische Skandal in einer Schublade. Dann bleibt die wichtigste Frage, ob die kirchliche Hierarchie pädophile Priester schützte und ihnen eine Strafverfolgung ersparte, unbeantwortet. Das ist ein Schlag ins Gesicht für die Opfer und die öffentliche Meinung. Es ist ein Beweis, dass die Trennung zwischen Kirche und Staat nicht besteht.
Di Rupo 1 oder "Exit Elio"?
De Standaard schätzt das Wochenende für den Präformateur auf seiner Titelseite mit der Schlagzeile ein: „Es wird entweder die Regierung Di Rupo 1 oder das Ende seiner Mission“. In ihrem Kommentar fügt die Zeitung hinzu: Auch für die Partei von Bart De Wever ist es nicht einfach. Die N-VA steht vor der grundsätzlichen Entscheidung, wann das Erreichte bei den Verhandlungen ausreicht. Kann sie große Schritte in die Richtung einer größeren Autonomie zurückweisen, weil der Preis dafür eine Verstärkung der Regionen und nicht der Gemeinschaften ist? Di Rupo hat diese Entwicklung durch geschicktes Manövrieren herbeigeführt. Erkennt er selbst den historischen Augenblick? Wird er seine Chance nutzen und wird es ihm gelingen, alle Parteien und ihre Basis zu überzeugen?