"Peinlich!", titelt Gazet van Antwerpen. "Was für eine Klatsche", zeigt sich La Dernière Heure entsetzt. "Die unverzeihliche Niederlage in der Schweiz", schreibt La Libre Belgique auf Seite eins.
Die belgische Fußballnationalmannschaft hat gestern in der Schweiz mit 2:5 verloren. Damit verpassten die Roten Teufel die Finalrunde der neu geschaffenen "Nations League". Belgien hatte bereits 2:0 geführt, bevor die Schweizer dann noch fünf Mal trafen. Die belgischen Zeitungen gehen heute mit der Mannschaft hart ins Gericht.
Het Nieuwsblad kommentiert: Ein 2:0-Vorsprung war nicht genug, um zur Endrunde nach Portugal zu reisen. Es war ein Kartenhaus, das in sich zusammengefallen ist. Die Schweizer waren zwar gut und haben sich rein gehängt, aber als Weltranglisten-Erster darf man einen solchen Vorsprung nicht mehr aus der Hand geben.
Was für ein Rückschlag! Es ist lange her, dass ein Spiel bei uns einen so bitteren Nachgeschmack hinterlassen hat. Die Roten Teufel dachten, dass sie durch seien. Sie spielten arrogant und konnten dann die Sache nicht mehr drehen.
Peinlich, wie dieses Jahr für die Teufel zu Ende geht, kritisiert Het Nieuwsblad.
Düstere Aussichten
De Standaard schreibt zum Protest der "Gilets jaunes" am Wochenende in Frankreich: Dieser Protest von Hunderttausenden Bürgern ist letztlich ein Ausdruck dafür, wie enttäuscht viele Menschen von Emmanuel Macron sind.
Bei seiner Wahl wurde Macron noch dafür gefeiert, dass er die Extremen besiegt hat. Diese extremen Parteien – sowohl links, als auch rechts – könnten jetzt durchaus zum Sammelbecken für die Unzufriedenen werden, die am Wochenende auf die Straßen gegangen sind. Wenige Monate vor den Europawahlen sind das düstere Aussichten, prophezeit De Standaard.
La Dernière Heure meint: Die "Gilets jaunes" haben mit ihren Protesten gegen zu hohe Steuern auf Benzin und Diesel und allgemein zu hohe Lebenshaltungskosten die Falschen getroffen. Autofahrer wurden durch die Straßenblockaden gehindert, an ihr Ziel zu kommen. Klar, dass die sich dann aufgeregt haben und es zu Gewalt kam.
Wer wirklich gegen die negativen Auswüchse der Konsumgesellschaft protestieren will – und darum geht es bei diesen Protesten ja im Grunde – sollte es so machen wie die so genannte "wachstumskritische Bewegung": Ihre Mitglieder verzichten weitgehend auf Konsum und versuchen, mit so wenig wie möglich auszukommen. Sie müssen sich nicht um hohe Lebenshaltungskosten scheren. Und behindern auch nicht ihre Mitmenschen, findet La Dernière Heure.
Het Laatste Nieuws fragt: Wäre Macron heute nicht besser in seinem Heimatland als bei uns in Belgien? Er ist mittlerweile noch unbeliebter bei den Franzosen als sein Vorgänger François Hollande zum gleichen Zeitpunkt seiner Regierung. Der Protest am Wochenende war dafür ein deutliches Zeichen.
Neu an dem Protest ist übrigens, dass er nicht über die traditionellen Kanäle organisiert wurde. Nicht über die Gewerkschaften, sondern allein über soziale Medien – ein bemerkenswertes Phänomen, glaubt Het Laatste Nieuws.
Demonstrative Freundschaft
Le Soir notiert zu Macrons Besuch heute und morgen in Belgien: Es ist das erste Mal seit 1971, dass ein französischer Präsident zu einem offiziellen Staatsbesuch nach Belgien kommt. Natürlich sind die Banden zwischen unseren beiden Ländern auch über Staatsbesuche hinaus sehr eng – und sehr freundschaftlich.
Auch, wenn es manchmal zu Streit kommt - die belgische Entscheidung für die amerikanischen F-35-Kampfjets wird Macron nicht gefallen haben -, doch gerade jetzt die besondere Freundschaft zwischen Frankreich und Belgien durch einen Staatsbesuch zu demonstrieren, tut auch dem krisengeschüttelten Europa gut, betont Le Soir.
L'Avenir feiert heute sein hundertjähriges Bestehen mit einer Sonderbeilage. Im Leitartikel heißt es dazu: 100 Jahre – und morgen? Die Zukunft unserer Zeitung ist heute sehr ungewiss. Noch ist nicht klar, wie das weitergehen wird, was heute genau vor hundert Jahren in Namur begonnen wurde. Das ist ein Wermutstropfen an einem Tag, an dem eigentlich fröhlich gefeiert werden sollte, bemerkt L'Avenir.
Überdurchschnittlich viele Talente in Ostbelgien
Das GrenzEcho würdigt den zweiten Platz des Sankt Vither Rallyefahrers Thierry Neuville bei der Weltmeisterschaft und führt aus: Sicher wäre es fantastisch gewesen, wenn Thierry Neuville zwei Tage nach dem Feiertag der Deutschsprachigen Gemeinschaft diesen Feiern sozusagen mit einem Weltmeistertitel die Krone hätte aufsetzen können.
Aber, bei aller Ambition: Die Konstanz, mit der Thierry Neuville schon seit einigen Jahren an der Spitze des internationalen Rallyesports fährt, ist alleine schon bewundernswert. Und dass er diese Konstanz mit drei aufeinander folgenden Vizeweltmeistertiteln untermauert hat, ist noch einen Ticken höher einzuordnen.
Ostbelgien hat, gemessen an seiner Bevölkerung, überdurchschnittlich viele Talente. Und Thierry Neuville ist sicher einer unserer sympathischsten Botschafter. Um beides beneiden uns viele – zu Recht, freut sich das GrenzEcho.
kw/jp