"Dunkle Wolken über der Operation 'Saubere Hände'", titelt De Standaard. "Untersuchungen zum Fußball-Skandal stehen auf wackeligen Füßen", so die Schlagzeile bei De Morgen. "Bedeutet das jetzt das Ende aller Ermittlungen im Fußball-Skandal?", fragt besorgt Het Nieuwsblad auf seiner Titelseite.
Gestern hatte ein Gericht in Antwerpen entschieden, dass der leitende Untersuchungsrichter im Fußball-Skandal wegen Befangenheit von den Ermittlungen abgezogen werden muss. Die Zeitungen befürchten, dass dadurch alle bisherigen Erkenntnisse als nichtig erklärt werden könnten.
Wenn Fußball nicht mehr pure Leidenschaft ist
De Standaard widmet auch seinen Leitartikel dem Thema Fußball, allerdings einem neuen Kapitel der so genannten "Football-Leaks". Journalisten aus mehreren Ländern hatten dafür hinter den Kulissen von Fußball-Verbänden und großen Vereinen recherchiert. Heute geht es um den "geheimen Spieler-Markt der jugendlichen Fußballer", wie es in der Schlagzeile von Le Soir heißt. De Standaard kommentiert: Viel Geld, keine Regeln und keine Skrupel – so lässt sich das zusammenfassen, was auf diesem Mercato mit Kindern passiert.
Fußball-Clubs werden zu Unternehmen, die mit Kindern als Grundstoff Geld verdienen. Dabei nutzen sie oft schamlos die Träume der naiven Jugendlichen aus und die häufig prekäre soziale Situation der Eltern. Die Politik hat Mittel, dagegen vorzugehen. Als allererstes sollten diesen Fußballclubs die steuerlichen Begünstigungen gestrichen werden. Es kann ja nicht sein, dass mit Steuergeldern quasi Menschenhandel finanziert wird, regt sich De Standaard auf.
Auch Le Soir bedauert: Es ist eine Schande, dass Fußballclubs die Träume von Kindern zu ihrem eigenen finanziellen Vorteil ausnutzen. Viele Eltern achten darauf, dass ihre Kinder nicht zu früh diesem Druck der großen Vereine ausgesetzt werden. Andere Eltern aber lassen sich nur zu gerne von dem großen Geld verführen, um sich selbst auf dem Rücken ihrer Kinder zu bereichern. Es ist gut und wichtig, dass diese kaum bekannten Geschäfte der Fußballwelt jetzt ans Licht der Öffentlichkeit kommen. Das ist ein erster Schritt, um den Fußball möglicherweise von diesem Schandfleck zu befreien und ihn wieder das werden zu lassen, was Fußball für viele ist, nämlich pure Leidenschaft, hofft Le Soir.
Die Sieger der Kommunalwahlen sollten regieren
De Morgen kommentiert zur Diskussion über die neue Koalition zwischen Sozialisten und der kommunistischen PVDA in Zelzate: Diese Koalition schafft das, was in vier Jahren Zusammenarbeit zwischen Bart De Wever von der N-VA und Wouter Beke von der CD&V auf regionaler Ebene nicht passiert ist: Beide sind derselben Meinung. Nämlich, dass in Zelzate der sogenannte Cordon sanitaire durchbrochen worden sei. Dabei irren sie beide.
Denn der Cordon sanitaire wurde wegen eines spezifischen Punkts des Vlaams Block und heutigen Vlaams Belang aus dem Parteiprogramm beschlossen – wegen des offensichtlichen Rassismus, den der Vlaams Belang auch heute noch vertritt. Von Rassismus ist bei der PVDA nichts zu lesen. Die Koalition in Zelzate jetzt Grund dafür anzugeben, eventuell mit dem Vlaams Belang zu koalieren, ist ein laues Alibi, schlussfolgert De Morgen.
Het Laatste Nieuws ruft zur Gelassenheit auf und weiß: Es wird weder zu einem Nordkorea am Kanal Gent-Terneuzen kommen noch zu einem Berchtesgaden an der Dender. Die Entrüstung der Chefs der etablierten Parteien CD&V, OpenVLD und N-VA, dass in Zelzate jetzt der Cordon sanitaire durchbrochen worden sei, ist reines Theater. Denn in dem Programm der PVDA in Zelzate ist nichts Umstürzlerisches zu lesen.
Zwei Schöffen weniger – eine sympathische Art des Geldsparens. Keinen Dienstwagen mit Tankkarte für den Bürgermeister – schau' mal einer an. Auch in Ninove sollte man keine Angst davor haben, die Vlaams Belang-Liste als Sieger der Kommunalwahlen an die Macht zu lassen. Lokalpolitik ist keine Regional- oder Föderalpolitik. Und wenn es schlecht läuft, werden die Extremen das in spätestens sechs Jahren ja zu spüren bekommen, schreibt Het Laatste Nieuws.
Benzin ist das Brot von heute
L'Avenir macht sich Gedanken zu einem angekündigten Protest in Frankreich. Dort wollen am Samstag Bürger Straßen blockieren, um gegen die hohen Benzin- und Dieselpreise zu protestieren. L'Avenir bemerkt: Ihre Großväter sind wegen zu hoher Brotpreise auf die Straßen gegangen. Heute sind Benzin und Diesel das Brot der Menschen. Zu hohe Preise an der Tankstelle führen zu teurem Autofahren, weshalb man nicht mehr einkaufen fahren kann und kein Brot mehr hat. Heute wie damals sehen die Menschen nur auf der Straße den Ort, um ihrer Wut gegenüber den Herrschern Ausdruck zu verleihen, analysiert L'Avenir.
La Libre Belgique meint: Es ist richtig, mit hohen Steuern auf Kraftstoff eine Kehrtwende im Verkehr einzuläuten. Allerdings müssten gleichzeitig Alternativen zum Auto geschaffen werden. Und zwar mit dem Geld, das der Staat durch die hohen Steuern bekommt. Doch in Belgien passiert das nicht. Was auch daran liegt, dass die Steuern in die Föderalkassen fließen, für die Verkehrspolitik aber die Regionen zuständig sind, beklagt La Libre Belgique.
Kay Wagner