Ein schneller Durchbruch ist nicht in Sicht
Dazu heißt es in De Morgen: Mit einem schnellen Durchbruch ist wohl kaum zu rechnen. Dafür liegen die Standpunkte von Flamen und Frankophonen noch zu weit auseinander und das Misstrauen ist nach wie vor groß. Mit einem Erfolg Di Rupo’s ist erst zu rechnen, wenn die Hauptakteure ihre prinzipiellen Standpunkte aufgeben, um sich aufeinander zuzubewegen. Man kann nur hoffen, dass diese Phase der Gespräche nicht mehr allzu lange auf sich warten lässt.
Im gleichen Kontext notiert La Derniere Heure: Die Erfolgschancen des Prä-Formateurs lassen sich nur schwer abschätzen. Auf frankophoner Seite wirft man den Flamen und vor allen Dingen der N-VA vor, total unnachgiebig auf ihren Positionen zu beharren. Der gleiche Vorwurf gilt von flämischer Seite an die Adresse der Französischsprachigen. Dennoch gibt es Grund zur Hoffnung, denn eine Verhandlung ist wie ein Fußballspiel. Vor dem Beginn haben beide Mannschaften ihre Strategie, doch sind sie erst einmal auf dem Platz, muss diese den Umständen entsprechend angepasst werden.
Hat Di Rupo einen für beide Seiten tragbaren Plan?
De Standaard zufolge sind heute alle Augen auf Di Rupo gerichtet. Damit verbunden ist die Frage, ob er inzwischen einen Plan für die Staatsreform vorlegen kann, der für die Frankophonen nicht zu weit geht, aber doch weit genug für die Flamen. Schafft er das, so wird er wohl schon bald mit der eigentlichen Regierungsbildung beginnen können. Es ist allerdings Eile geboten, denn das Vertrauen der Bevölkerung hat zeitliche Grenzen und auch die sozial-wirtschaftlichen Kräfte des Landes werden langsam ungeduldig.
L'Avenir spricht in ihrem politischen Kommentar von einem nach wie vor herrschenden Klima des Misstrauens. Dies könnte zur Folge haben, dass Di Rupo heute seine Vorschläge nicht schriftlich, sondern nur mündlich unterbreitet. In einigen Parteien fragt man sich gar, was er überhaupt als Konzept vorlegen könnte, da die Diskussionen über verschiedene wichtige Punkte sich eigentlich noch im Anfangsstadium befinden. In den nächsten Tagen müsste man diesbezüglich wohl etwas mehr erfahren.
Das eigenartige Verhalten der Finanzmärkte
Het Laatste Nieuws wundert sich über das zurückgekehrte Vertrauen der Finanzmärkte in Belgien. Dazu heißt es u.a., trotz der schleppend verlaufenden Regierungsbildung und des sinkenden Vertrauens in die Erfolgsaussichten Di Rupos, zahlt der belgische Staat für seine derzeitigen Anleihen einen historisch niedrigen Zinssatz, der fast so günstig ist wie der der benachbarten Bundesrepublik Deutschland. Mit Logik hat dies kaum noch etwas zu tun.
Wer soll das bezahlen?
Die Brüsseler Zeitung Le Soir titelt mit der Schlagzeile, die Schule kann die Eltern teuer zu stehen kommen. Eine entsprechende Untersuchung der Familienliga ergab, dass die mit der Schule verbundenen Kosten den Familienhaushalt mit über 11% belasten, im September sogar mit über 27%. Den höchsten Anteil an diesen Kosten haben die Schulmalzeiten sowie das Abonnement für die öffentlichen Verkehrsmittel. Der Wiederbeginn des Unterrichts, so ergab die Untersuchung, schlägt je nach Familie und Anzahl schulpflichtiger Kinder mit 170 bis 720 Euro zu Buche.
Kommt die Fußball-WM nach Belgien?
Het Nieuwsblad kommentiert die belgisch-niederländische Kandidatur für die Austragung der Fußballweltmeisterschaft 2018. Dazu heisst es u.a., angestoßen wurde diese Idee eigentlich von der Notwendigkeit, die Sportinfrastruktur in Belgien zu verbessern, bzw. neue Fußballstadien zu bauen. Davon sind wir allerdings noch weit entfernt. Gäbe es nicht die Niederlande, hätte die FIFA die belgische Kandidatur längst ad acta gelegt. Dann wäre uns die sinnlose Diskussion über Profit und Kosten eines solchen Ereignisses erspart geblieben.
Darauf eingehend notiert Gazet Van Antwerpen: Ob die Austragung einer Fußball-WM finanziell etwas bringt oder kostet, darüber sind sich selbst Experten zurzeit nicht einig. Sicher ist jedoch, dass sie für das organisierende Land einen Aufschwung, nicht nur in Sachen Fußball sondern auch für andere Sportarten mit sich bringt. Die Fußball-WM in Belgien wäre eine einmalige Gelegenheit, der ganzen Welt zu zeigen, dass unser Land in der Lage ist, ein solches Ereignis von Weltniveau zu organisieren. Angesichts dessen müsste eigentlich jeder Bürger bereit sein, die 33 Euro, die die WM pro Kopf der Bevölkerung kosten soll, ohne Murren auf den Tisch zu legen.