"Steven Vanackere geht zur Nationalbank", schreibt De Tijd auf Seite eins. "Steven Vanackere wird Direktor bei der Nationalbank und wird sofort angegriffen", notiert Het Laatste Nieuws.
Der ehemalige Finanzminister Steven Vanackere von der CD&V ist zum neuen Mitglied des Direktionsrats bei der Nationalbank ernannt worden. Vanackere ersetzt Marcia De Wachter, die in den Ruhestand geht. Die Ernennung von Vanackere wird gleich von mehreren Zeitungen heftig kritisiert.
Le Soir schreibt: Die Leitung der Nationalbank wird dadurch wieder zu einer reinen Männerbastion. Unter den sieben Mitgliedern des Direktionsrats ist künftig keine einzige Frau mehr. Im gesamten Regentenrat findet man unter den 17 Mitgliedern gerade einmal eine Frau. Das ist nicht wenig, das ist nichts. Das ist besonders deshalb unverzeihlich, weil die Nationalbank börsennotiert ist und sich deshalb eigentlich an ein Gesetz halten muss, das vorschreibt, dass ein Drittel des Verwaltungsrats mit Frauen besetzt sein muss. Die Regierung täte gut daran, sich bei den nächsten Besetzungen der höchsten Ämter bei öffentlichen Unternehmen an die eigenen Regeln zu halten, schimpft Le Soir.
Gleiche Kritik bei De Morgen, der noch ergänzt: Die Ernennung von Vanackere ist eine schlechte Nachricht für die Nationalbank. Frauen sind zwar nicht per se besser als Männer. Aber es ist nun einmal erwiesen, dass Leitungsgremien, in denen sowohl Männer als auch Frauen sitzen, bessere Entscheidungen treffen, als nur rein männlich besetzte. Die Nationalbank verpasst es damit, eine angemessene Antwort auf die Probleme der heutigen Zeit geben zu können. Unsere Welt verändert sich schnell. Darauf mit Methoden aus der 1950er-Jahren zu reagieren, ist fatal, findet De Morgen.
De Standaard fügt hinzu: Besonders auffällig bei dieser Entscheidung ist, dass sie von der CD&V getroffen wurde. In den vergangenen Jahren hatte sich die CD&V besonders für die Förderung von Frauen stark gemacht. Parteivorsitzender Wouter Beke hatte bei den Wahlen 2014 vehement ein Manifest der Frauenorganisation "Amazone" verteidigt, in dem mehr Gleichberechtigung und mehr weibliche Spitzenführungskräfte gefordert wurden. Die Partei hatte sogar auf den Posten des Premierministers verzichtet, nur um Marianne Thyssen als EU-Kommissarin stellen zu können. Damit sollte der reine Männerclub, der unter Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker drohte, verhindert werden. Und jetzt CD&V-Vanackere in der Nationalbank. Das beweist, dass alte politische Bräuche dann doch stärker sind als vermeintliche Prinzipien, konstatiert De Standaard.
Die Rechnung geht nicht auf
Zum Ende des Streiks bei der Gepäckabfertigungsgesellschaft Aviapartner am Brüsseler Flughafen Zaventem kommentiert Gazet van Antwerpen: Aviapartner, Ryanair und bald auch wieder Bpost – die Streiks häufen sich mal wieder. Dabei geht es im Grunde immer um das Gleiche: Die Mitarbeiter fordern bessere Arbeitsbedingungen. Und wenn man sich ihren Arbeitsalltag anschaut, haben sie Recht. Es wird Zeit für die Führungsspitzen dieser und anderer Unternehmen, aus ihren Elfenbeintürmen herabzusteigen. Sie müssen aufhören, ihre Mitarbeiter wie Zitronen auszupressen, nur um so viel Geld wie möglich zu verdienen. Denn die Rechnung geht nicht auf. Die Gewinne von Bpost und Ryanair bröckeln, Aviapartner schreibt rote Zahlen. Es wäre besser, für vernünftige Arbeitsbedingungen für das Personal zu sorgen. Das würde auch Streiks vermeiden, glaubt Gazet van Antwerpen.
Das verräterische, aber nicht ganz frische Muttermal
La Dernière Heure meint zum jüngsten Zeugenaufruf der Staatsanwaltschaft zur Killerbande von Brabant: Will man sich jetzt lustig machen über uns? Jetzt erfahren wir, dass der "Riese" an seinem Hals hinten ein großes Muttermal hatte. Das sei ein wichtiges Detail, um ihn eventuell zu identifizieren. Das wussten die Ermittler aber schon seit 1983. Warum erfahren wir das erst jetzt? Und glaubt wirklich jemand, dass man den "Riesen" heute noch daran erkennt? In einer Zeit, in der man solche Merkmale durch kleine chirurgische Eingriffe entfernen lassen kann?, empört sich La Dernière Heure.
Angst und Träume
La Libre Belgique notiert zu den anstehenden Wahlen in den USA: Für Donald Trump sind diese Wahlen wichtig, denn es geht um die Mehrheiten im Parlament. Sein Wahlkampf basiert auf Angst. Auf Angst vor den Fremden, die in die USA drängen, um dort Anschläge zu verüben. Die gleiche Strategie hatten die Republikaner nach den Anschlägen vom 11. September schon einmal gefahren. Dabei zeigen Studien, dass drei Viertel der Terrorakte in den Vereinigten Staaten seit 2001 nicht von Ausländern, sondern von meist rechtsradikalen Amerikanern verübt worden sind, erinnert La Libre Belgique.
L'Avenir hat eine neue Ausstellung in Brüssel zur Revolutionszeit zwischen 1966 und 1970 besucht und berichtet: Damals hatten die Menschen Träume. Sie glaubten an eine bessere Welt mit Blumen, Musik, Frieden und so weiter. Die gleiche Generation hat uns die Welt beschert, in der wir heute leben. Und die ist ziemlich das Gegenteil von den Träumen von damals, bedauert L'Avenir.
Kay Wagner