"Brussels Airport immer noch lahmgelegt durch Streit", notiert L'Echo auf seiner Titelseite. "Hoffnung auf Wiederaufnahme der Arbeit bei Aviapartner", vermeldet Het Nieuwsblad. "Warum das nicht der letzte Streit bei Aviapartner ist", schreibt De Standaard auf Seite eins.
De Tijd stellt fest: Die Politik hält sich auffallend zurück. Und das ist gut so. Schließlich hat man sich dafür entschieden, dass der Flughafen privatwirtschaftlich organisiert wird. Zwar ist es richtig, dass der Staat noch seine Finger mit im Spiel hat, 25 Prozent der Anteile hält und auch Unternehmen wie Aviapartner die Zulassung vom belgischen Staat benötigen. Doch der Flughafen hat selbst genug Mechanismen, um mit Streiks vernünftig umzugehen. Er muss das selbst regeln. Die Fluggesellschaften zum Beispiel könnten Druck auf Aviapartner ausüben. Aber der Streik jetzt zeigt auch, dass es nicht gesund ist, nur zwei Gepäckabfertigungsgesellschaften zu haben. Das gibt den Gewerkschaften bei Aviapartner zu viel Macht, findet De Tijd.
Ein Kronzeugengesetz kann gut funktionieren
Die Schwesterzeitung L'Echo wundert sich: Es ist schon erstaunlich, warum die Gewerkschaften bei Aviapartner so ausgiebig streiken, obwohl sie doch wissen, dass es dem Unternehmen finanziell schlecht geht. Der Streik verschärft diese Situation noch. Es könnte schnell dazu kommen, dass die Aktionäre von Aviapartner in Belgien den Betrieb fallen lassen. Dann hätten wirklich alle verloren in diesem mühevollen Konflikt, stellt L'Echo fest.
Die Staatsanwaltschaft hat gestern wieder einmal einen Zeugenaufruf gestartet, um Informationen über die Killerbande von Brabant zu erhalten. Dazu kommentiert Het Nieuwsblad: Die Staatsanwaltschaft hegt durchaus Hoffnung, dass sich diesmal neue Zeugen melden könnten. Denn diesmal kann sie möglichen Helfern der Bande von Brabant Strafmilderungen in Aussicht stellen, dank eines neuen Gesetzes, das im Sommer verabschiedet wurde. Leider hat es viel zu lange gedauert, bis dieses Kronzeugengesetz in Belgien geschaffen wurde. Viel zu lange hatten vor allem PS-geführte Regierungen moralische Bedenken, Mittätern Straferleichterungen zu gewähren, wenn sie auspacken. Dabei hat zum Beispiel der Kampf in Italien gegen die Mafia bewiesen, wie gut so ein Kronzeugengesetz funktionieren kann, erinnert Het Nieuwsblad.
"Völlig unnötiges Geschenk"
Le Soir berichtet, dass die föderale Gesundheitsministerin Maggie De Block die Strafe für illegale Tabakwerbung von 80.000 Euro auf 2.000 Euro senkt. Die Zeitung ärgert sich: Ein solches Geschenk hat die Tabakindustrie wahrlich nicht verdient. Denn die Absenkung der Strafe gilt nicht nur für den Kleintabakhändler um die Ecke, sondern auch für die Großkonzerne. Warum die plötzlich mit Peanuts davonkommen sollen, das verstehen wir nicht. Die Großkonzerne betreiben ein schmutziges Geschäft. In der Tabakindustrie wird Geld gewaschen. Über Jahrzehnte hat sie verhindert, dass die Gesellschaft über die Gefahren des Rauchens wirklich informiert wird. Jährlich sterben allein in Belgien 15.000 Menschen an den Folgen des Rauchens. Aber vor diesen Wählern braucht Maggie De Block sich ja nicht mehr zu fürchten, sie können sie nicht mehr abstrafen für diese unsinnige Maßnahme, schimpft Le Soir.
De Morgen überlegt: Ist es richtig, Kinder von belgischen IS-Kämpfern jetzt, wo ihre Eltern im Irak, in Syrien oder der Türkei in Gefängnissen sitzen, nach Belgien zu holen? Die Regierung scheint einen harten Kurs zu führen, sie lehnt die Rückführung strikt ab. Zu gefährlich sei das. Indirekt macht die Regierung damit die Kinder für die Taten der Eltern verantwortlich. Unserer Meinung nach ist das nicht richtig. Kinder tragen nicht die Schuld der Eltern. Wir hätten in Belgien die Chance, ihnen die Werte einer demokratischen Gesellschaft beizubringen. Natürlich kann man nicht ausschließen, dass sie sich trotzdem nicht zu Vorzeigedemokraten entwickeln. Aber die Chance ist in Belgien höher, als wenn sie im Umfeld ihrer Eltern unter Terroristen und Fundamentalisten groß werden, gibt De Morgen zu bedenken.
"Wintermarkt" als "Fake News"
De Standaard schreibt zur Namensänderung des Weihnachtsmarkts in Brügge: Dass der Markt jetzt "Wintermarkt" heißen soll, ist ein erneuter Beweis dafür, wie sehr sich die christliche Tradition unserer kommerziellen Gesellschaft unterwirft. "Wintermarkt" passt den Betreibern viel besser, um schon Ende November die Buden aufstellen zu können. Außerdem ist "Wintermarkt" politisch viel korrekter als "Weihnachtsmarkt". Was für eine feige Unterwerfung. Der Name ist Fake News und schädlich, bedauert De Standaard.
L'Avenir meint zum WWF-Bericht über den Zustand der Natur: Die Nachricht, dass in den vergangenen 40 Jahren 60 Prozent der Wirbeltiere ausgestorben sind wegen menschlicher Aktivität, müsste eigentlich für uns bedeuten: Höchste Priorität muss ab sofort die Umwelt haben. Denn sonst laufen wir Gefahr, uns eines Tages selbst zu zerstören, weil unser Lebensraum nicht mehr existiert. Doch irgendwie scheint keiner die Gefahr wirklich ernst zu nehmen, bedauert L'Avenir.
Kay Wagner