"Chaos am Flughafen Zaventem: Ende des Streiks nicht in Sicht", titelt Het Laatste Nieuws. "So sieht Urlaub aus", heißt es bei Gazet van Antwerpen zu einem Bild von wartenden Passagieren am Flughafen Zaventem.
Der Streik der Gepäckabfertigungsgesellschaft Aviapartner am Brüsseler Flughafen beschäftigt die Zeitungen auch in ihren Kommentaren. La Libre Belgique schimpft: Nichts. Absolut nichts rechtfertigt diesen wilden Streik, der ohne Ankündigung begonnen wurde. Tausende Familien, die in ihren verdienten Urlaub fliegen wollen, werden als Geiseln genommen. Das ist ein Skandal. Und das nur, weil einige verantwortungslose Egoisten, die sich selbst als Nabel der Welt sehen, böswillig den Beginn der Ferien ausgesucht haben, um einfach mal nichts zu tun. Dialog? Stinkefinger. Es lebe der wilde Streik, empört sich La Libre Belgique.
Gazet van Antwerpen sieht das ähnlich, erinnert aber auch: Es ist nicht das erste Mal, dass die Gepäckabfertigung am Brüsseler Flughafen bestreikt wird. Ganz im Gegenteil: Regelmäßig sorgen dort Streiks für Chaos wie jetzt. Es scheint sich nach den Streiks nichts zu ändern. Der Brüsseler Flughafen müsste darauf reagieren. Es ist unverständlich, dass der Flughafen gerade erst mit Aviapartner den Vertrag bis 2025 verlängert hat. Gibt es denn keine besseren Unternehmen? Denn Aviapartner scheint seine internen Probleme ja nicht in den Griff zu bekommen. Für die Fluggäste bedeutet das: Sie müssen auch in Zukunft mit Streiks rechnen. Und für den Flughafen steht sein Ruf auf dem Spiel, mahnt Gazet van Antwerpen.
Linker Bruderkampf mit Strategie
Le Soir beschäftigt sich mit den gescheiterten Koalitionsverhandlungen zwischen PS und PTB in Molenbeek und Charleroi und notiert: Es hat den Anschein, als ob es dann doch nichts wird mit der geeinten Linken, von der gerade die sozialistische Gewerkschaft FGTB so gerne träumt. PS und PTB: Das will wohl nicht zusammenpassen. Statt den breiten Schulterschluss zu suchen und dabei vielleicht auch noch die Grünen von Ecolo mit ins Boot zu holen, zerfleischen sich die linken Parteien lieber und ziehen sich gegenseitig in den Dreck. Für die MR ist das eine gute Nachricht. Das mag die Rechten über ihre eigenen Grabenkämpfe und die Wahlschlappen, die sie vor 14 Tagen hier und da erleben mussten, ein wenig hinwegtrösten, so Le Soir.
L'Echo meint zum gleichen Thema: Man kann davon ausgehen, dass die gescheiterten Verhandlungen Strategie sind. Beiden Parteien passt es, dass man mit dem anderen potentiellen Partner nicht zusammengefunden hat. Dadurch können sowohl PS als auch PTB das eigene Profil weiterschärfen in Hinsicht auf die Wahlen im Mai. Die PS kann sagen: Jede Stimme für die PTB ist eine verlorene Stimme. Die PTB kann sagen: Wer wirklich den Wandel will, muss uns wählen. Mal sehen, was von den jetzt anscheinenden so unversöhnlichen Positionen bleibt, wenn es nach den Wahlen im Mai um die Bildung von Mehrheiter geht, gibt L'Echo zu bedenken.
Doch nicht die besseren Niederländer
Mehrere flämische Zeitungen beschäftigen sich mit der Suche nach einem neuen Gouverneur für die Provinz Ostflandern. De Standaard schreibt: Vor fünf Jahren hatte man sich in Flandern darauf geeinigt, objektive Kriterien bei der Ernennung eines Provinzgouverneurs anzuwenden. Aus hundert Kandidaten hat die Firma Ascento deshalb 15 Kandidaten zu Endabstimmung ausgewählt. Laut Vorschlag der zuständigen Ministerin Liesbeth Homans soll es eine unabhängige Kandidatin, allerdings mit N-VA-Vergangenheit werden.
Die Open VLD, die vor fünf Jahren die objektiven Kriterien vehement gefordert hatte, beharrt jetzt auf ihrem eigenen Kandidaten. Das führte gestern im flämischen Parlament zu einem Possenspiel zwischen OpenVLD und N-VA. Vielleicht war das alte System, bei dem die Mehrheit den Gouverneur stellte, doch nicht so schlecht. Zumal es auch noch kostenlos war, ätzt De Standaard.
Het Nieuwsblad meint: Wir Flamen denken ja gerne, wenn wir ganz allein für uns, ohne den Rest von Belgien, Politik gestalten können, dann werden wir so etwas wie die besseren Niederländer: rational, nüchtern, kopfgesteuert. Das gestrige Schauspiel zwischen N-VA und Open VLD hat uns gezeigt, dass das nicht stimmt. Auch in Flandern scheint das Gerangel um Posten und Pöstchen einen hohen Stellenwert zu genießen – wie in der Wallonie, frotzelt Het Nieuwsblad.
Mit den Sozis wäre es noch lustiger
Het Laatste Nieuws seinerseits findet: Es ist fast schon bedauerlich, dass dieser Streit jetzt ohne die Sozialisten stattfinden muss. Denn so ein Theater, wie es gestern Open VLD und N-VA aufgeführt haben, allen voran die beiden Vize-Ministerpräsidenten Liesbeth Homans für die N-VA und Bart Tommelein für die Open VLD, so ein Theater, das waren wir eigentlich bislang nur von den Sozialisten gewohnt. Die sind jetzt in der Bedeutungslosigkeit verschwunden. Von ihren bislang zehn Provinzabgeordneten ist nur noch einer übriggeblieben, nämlich in der Provinz Westflandern. Beim Postengeschacher in der Provinz Ostflandern sind die Sozis also außen vor. Eigentlich ein bisschen schade. Denn das Spektakel wäre mit den Sozis noch ein bisschen schöner geworden, stichelt auch Het Laatste Nieuws.
Kay Wagner