"Es wird die F-35, aber sagen Sie es nicht weiter", titelt De Standaard. Mit dieser Schlagzeile bringt die Zeitung die derzeitige Verwirrung um den Ankauf neuer Kampfflugzeuge auf den Punkt. Nach dem jetzigen Stand muss sich die Regierung bis Ende des Monats entschieden haben. Im Rennen für die Nachfolge der ausgedienten F-16 sind noch zwei Angebote: entweder die amerikanische F-35 oder der Eurofighter, der von einem europäischen Konsortium gebaut wird.
Presseberichten zufolge hat sich die zuständige Expertenkommission für die F-35 ausgesprochen. Premierminister Charles Michel hat seinerseits am Dienstag in der Kammer noch einmal betont, dass noch keine Entscheidung gefallen sei. Angesichts der anhaltenden Kritik am Umgang seiner Regierung mit der Akte will Michel jetzt aber offenbar eine Transparenz-Offensive starten: Er rief für Mittwochnachmittag eine gemeinsame Sitzung der Ausschüsse für Verteidigung und Wirtschaft zusammen: Wahrscheinlich hinter verschlossenen Türen soll der Leiter der Auswahlkommission den Stand des Verfahrens darlegen. Auch für Le Soir scheint derweil kein Zweifel darüber zu bestehen, welches Flugzeug dabei im Mittelpunkt stehen wird: "Die Trümpfe der F-35 werden in der Kammer erläutert", schreibt das Blatt auf Seite eins.
"Wenn's am Ende die F-35 wird, dann dürfte die Nation wohl nicht vor Überraschung vom Stuhl fallen", frotzelt De Standaard in seinem Leitartikel. Im Grunde wussten wir von Anfang an, dass sich die Regierung und die Streitkräfte am Ende für den amerikanischen Jet entscheiden würden. Dass Belgien so viel Geld für neue Kampfflugzeuge ausgeben will, dafür gibt es Argumente. Wir leben in unruhigen Zeiten; Frieden ist nicht mehr selbstverständlich. Aber muss es unbedingt ein amerikanisches Modell sein? Mit oder ohne Donald Trump: Die Partnerschaft mit den USA hat ihre beste Zeit wohl hinter sich. Eigentlich wäre es ein guter Zeitpunkt gewesen, die europäische Verteidigungspolitik zu stärken. Die Regierung muss hier in jedem Fall eine heikle Entscheidung fällen, sie muss Weichenstellungen vornehmen, die für Jahrzehnte gelten werden.
Zeitarbeit und Bezahlung nach Dienstalter
"Die Unternehmen greifen weniger auf Zeitarbeit zurück", so die Aufmachergeschichte von L'Echo und De Tijd. Zum ersten Mal seit fünf Jahren ist die Zahl der Arbeitsstunden, die von Interimkräften verrichtet wurden, rückläufig. Experten zufolge kann das ein Indiz dafür sein, dass sich das Wachstum verlangsamt. Andere glauben, dass es sich hier um eine reine Korrektur handelt: In den letzten zwei Jahren sei der Arbeitsmarkt schneller gewachsen als das Bruttoinlandsprodukt.
Apropos Arbeitsmarkt: "Die Unternehmer plädieren durch die Bank für ein Ende der Bezahlung nach Dienstalter", notiert L'Echo. Bisher gilt ja: Je größer die Berufserfahrung, desto höher das Gehalt. Viele Unternehmen wollen aber von diesem reinen Altersargument abrücken.
Und das ist nicht unlogisch, meint das Blatt in seinem Leitartikel. Ist es wirklich normal, dass ein 56-jähriger Arbeitnehmer im Durchschnitt 30 Prozent mehr verdient als sein 30 Jahre jüngerer Kollege? Klar, die offensichtliche Antwort wäre: Erfahrung. Das ist zwar irgendwie richtig, gilt aber nicht uneingeschränkt. Einfach nur linear jährlich das Gehalt um zwei Prozent zu erhöhen, ohne andere Faktoren zu berücksichtigen, das ist schlicht und einfach dumm.
Groen in der Zwickmühle
Einige flämische Zeitungen beschäftigen sich auch am Mittwoch mit der stellenweise chaotischen Suche nach neuen kommunalen Mehrheiten: In einigen größeren Städten liefern sich die Parteien mitunter regelrechte Schlammschlachten. Im Fokus steht dabei insbesondere die Stadt Antwerpen. Groen scheint immer noch nicht so recht zu wissen, wie man mit dem Gesprächsangebot des amtierenden Bürgermeisters und N-VA-Chefs Bart De Wever umgehen soll. Angeblich um De Wevers Aufrichtigkeit zu testen, hatte die Grünen-Fraktion im Antwerpener Stadtrat zwei Resolutionen eingebracht, die De Wever vor einiger Zeit schon einmal vom Tisch gefegt hatte. Mit diesem Antrag war Groen aber kläglich gescheitert; sogar die übrigen Oppositionsfraktionen bezeichneten den Vorstoß als "politische Spielchen".
Der Gewinner der Wahl ist komplett isoliert, kann Gazet van Antwerpen nur feststellen. Groen konnte sich nach beeindruckenden Stimmengewinnen durchaus als moralischer Sieger der Kommunalwahlen betrachten. Offensichtlich können die Grünen aber damit nicht umgehen. Es ist jedenfalls nicht der richtige Zeitpunkt für Spielchen.
Die Grünen sind in Antwerpen in einer Zwickmühle, glaubt auch Het Nieuwsblad. Wenn sie sich mit De Wever ins Bett legen, dann erinnert das verdächtig an den klassischen Sozi-Reflex, nach dem Motto: Dabei sein ist immer besser als nicht dabei sein. Verweigern sie das Koalitionsangebot, dann wirft man ihnen wieder vor, lieber an der Seitenlinie zu stehen, um die grüne Jungfräulichkeit zu bewahren. Beide Optionen kann man ihnen zum Vorwurf machen. Doch wer die linke Marktführerschaft für sich beansprucht, der muss zumindest mit sich selbst ins Reine kommen.
Hat L'Avenir eine Zukunft?
"Ein Viertel unseres Personals ist bedroht; auch ein Viertel Ihrer Zeitung", das schreibt schließlich L'Avenir. Am Dienstag hat die Direktion dem Personal der Zeitung die schlechte Nachricht verkündet. Demnach sollen unter anderem 60 Journalistenstellen abgebaut werden.
Für die Gewerkschaften ist die Zukunft des Blatts damit akut bedroht. Die Mitarbeiter streiken aber noch nicht. Doch! Zu einem Viertel. Auf jeder Seite bleibt ein Viertel weiß.
Roger Pint