"Bei der VRT kann man Aufmerksamkeit kaufen", titelt Het Laatste Nieuws. De Morgen macht mit dem selben Thema auf: "Berichterstattung gegen Bezahlung", schreibt das Blatt auf Seite eins.
Peinliche Geschichte für die flämische Rundfunk- und Fernsehanstalt VRT: Wer eine Präsenz bekommen möchte in einem der VRT-Radioprogramme, der muss einfach nur zahlen. Hervorheben muss man allerdings, dass es hier nicht etwa um Politiker geht, sondern um Organisationen und Kulturvereinigungen.
Es gibt da offensichtlich sogar eine Preisliste, die Tarife schwanken zwischen 1.800 Euro und knapp 10.000 Euro. Für diesen Höchstbetrag kommt die populäre VRT-Radiosendung "De Madammen" bei einem vorbei und produziert vor Ort eine Live-Sendung. Der flämische Journalistenverband hat schon scharfe Kritik an den Praktiken geübt. "Das verstößt gegen jegliche Ethikregel", heißt es da. Die VRT rechtfertigt ihr Vorgehen damit, dass es sich hier um einen finanziellen Beitrag für die zusätzlichen Produktionskosten handele.
Passagierrechte und CO2-Schadstoffnormen
"Ryanair entzieht seinen Passagieren das Recht, in Belgien zu klagen", so derweil die Aufmachergeschichte von Le Soir. Bei der irischen Billigfluggesellschaft gelten seit vorgestern neue Allgemeine Geschäftsbedingungen. Demnach stimmen die Kunden beim Kauf eines Flugtickets zu, dass sie eventuelle rechtliche Schritte nur noch vor der irischen Justiz einleiten können. Wer gegen Ryanair klagen will, der braucht künftig also mindestens einen irischen Anwalt. Hier gehe es wohl allein um Abschreckung, beklagen insbesondere Verbraucherschützer.
Viele Leitartikler beschäftigen sich derweil mit den jüngsten Beschlüssen des EU-Parlaments in Bezug auf den Schafstoffausstoß von Pkw. Demnach müssen unter anderem die CO2-Emissionen bis 2025 um ein Fünftel sinken; bis 2030 muss der Kohlendioxidausstoß sogar um 40 Prozent reduziert werden.
De Tijd ist dazu geteilter Meinung: Auf der einen Seite ist es bestimmt begrüßenswert, dass der Druck auf die Autobauer erhöht wird, um endlich sauberere Motoren zu produzieren. Das Europaparlament legt die Latte allerdings sehr hoch: Diese Schadstoffnormen einzuhalten, das wird alles andere als einfach. Und hier riskiert man, dass man den Konzernen schwer schadet. Nicht vergessen: Hier geht es um einen der wichtigsten Wirtschaftszweige in Europa, der Zehntausenden Menschen Arbeit gibt. Die Europaparlamentarier in ihren Straßburger Sesseln haben gut reden. Zielsetzungen dürfen ehrgeizig, müssen aber zugleich realistisch sein.
Het Belang van Limburg sieht das ganz anders: Man hätte ja vielleicht noch auf das Gejammer der Konzerne gehört, wenn sich die europäische Autoindustrie in den letzten Jahren nicht komplett diskreditiert hätte. Wer glaubt den Autobauern denn noch nach den Skandalen mit Schummelsoftware? Jahrelang wurde gepfuscht auf dem Rücken unser aller Gesundheit. Davon abgesehen: Auf ehrgeizige Umweltschutznormen hinzuarbeiten muss nicht gleichbedeutend sein mit Arbeitsplatzabbau. Technologische Vorreiter in Asien und den USA beweisen das. Wenn Europa den Wettbewerb um saubere Mobilität nicht verlieren will, sind strengere Schadstoffnormen nicht zu vermeiden.
Gazet van Antwerpen sieht das ähnlich: Jahrelang hat die Autoindustrie unsere Gesundheit belastet. Jetzt muss der Sektor endlich auch mal bluten. In Deutschland haben die großen Konzerne noch so gerade ihren heißgeliebten Dieselmotor retten können. Die damit verbundenen Maßnahmen gelten aber nur in der Bundesrepublik. "Hier handel es sich schließlich um ein spezifisch deutsches Problem", sagte BMW-Chef Krüger gerade noch in einem Zeitungsinterview. Was glaubt der Mann denn? Dass die Dieselwagen etwa in Antwerpen oder Brüssel Rosenwasser ausstoßen, fragt sich Gazet van Antwerpen.
Ausgerechnet Ecolo...
La Libre Belgique beschäftigt sich mit dem Durcheinander um die Ecolo-Abgeordnete Muriel Gerkens. Die hat gestern angekündigt, ihr Parlamentariermandat in der Kammer niederzulegen. Hintergrund ist ihre Kandidatur bei der anstehenden Provinzwahl. Einer Föderalabgeordneten ist das laut wallonischer Wahlgesetzgebung nicht erlaubt. Mit ihrem Rücktritt will sie also eine drohende Annullierung der Wahl im Bezirk Visé verhindern. Das ist nicht nur ein individueller Patzer, sondern eine Blamage für die ganze Partei, meint La Libre Belgique sinngemäß. Ausgerechnet Ecolo hat sich doch immer den Kampf gegen Ämterhäufung auf die Fahnen geschrieben. Hier war der Ehrgeiz wohl stärker als die Vorsicht. Es stellt sich allerdings auch die Frage, wie es möglich war, dass eine unrechtmäßige Kandidatur überhaupt von den zuständigen Stellen akzeptiert werden konnte. Da sind offensichtlich zusätzliche Filter nötig.
Butter bei die Fische, Frau May
Viele Zeitungen blicken schließlich noch nach Großbritannien, wo die regierenden Konservativen einen im Vorfeld als "wegweisend" bezeichneten Parteitag abgehalten haben. Beobachter wollten nicht ausschließen, dass Premierministerin Theresa May bei der Gelegenheit gestürzt werden könnte. Theresa May hatte aber offensichtlich noch einen Trumpf im Ärmel, glaubt De Standaard. Und der sieht so aus: Keiner ihrer möglichen innerparteilichen Rivalen fühlte sich stark genug, sie offen herauszufordern. Viele mögen sie kritisieren, unter anderem wegen ihrer Sicht auf den Brexit, ihren Job will man dann aber doch nicht haben. Aus Sicht der EU ist May jedenfalls immer noch die beste Chance auf eine doch noch gütliche Einigung.
Aber apropos, meint Le Soir: Jetzt, wo sich Theresa May noch einmal das Vertrauens ihrer Partei versichert hat, jetzt muss sie auch eine klare Ansage machen. Schluss mit dem Herumeiern, Frau May muss jetzt klar Farbe bekennen. In weniger als zwei Wochen muss klar sein, was die Briten wirklich wollen. Butter bei die Fische.
Roger Pint