"Zehn Sonderseiten über einen Star für die Ewigkeit", titelt La Dernière Heure. "Charles Aznavour - der Mann der 1.400 Lieder", heißt es bei Het Belang van Limburg auf Seite eins. "Nehmen Sie mich mit ins Land der Wunder", zitiert Le Soir eines der berühmtesten Chansons von Aznavour auf seiner Titelseite.
Der Tod des französischen Sängers und Komponisten Charles Aznavour, der in der Nacht zum Montag im Alter von 94 Jahren gestorben ist, ist ein großes Thema für fast alle Zeitungen. Gerade die französischsprachigen Blätter bringen zahlreiche Sonderseiten über das Leben und Werk des Künstlers. Le Soir kommentiert: Charles Aznavour ist nicht jeder Mode hinterhergerannt. Rock'n'Roll wollte er nicht singen, auch nicht den jungen Menschen gefallen. Die Texte seiner Lieder waren sehr direkt, manchmal zu explizit für die Ohren von 16-Jährigen, so dass die Zensur eingreifen musste. Dabei hat er nur über das Leben gesungen, das wahre. Das Leben auf den Straßen, auf den Bahnhöfen, in den Kneipen. Aznavour liebte das Unmögliche. Singen war für ihn eine Notwendigkeit. Erst der Tod hat ihn jetzt gestoppt. Unter großem Applaus hat er die Bühne verlassen, würdigt Le Soir.
La Libre Belgique erinnert an die Anfänge des Sohnes von armenischen Flüchtlingen und schreibt: In jungen Jahren hatte Aznavour Probleme mit seinen Stimmbändern, wodurch seine Stimme sehr rau wurde. Das hat ihm viel Spott eingebracht. Aber aus dieser vermeintlichen Schwäche hat er eine Stärke gemacht. Auch dank einer gewissen Edith Piaf, die ihn zunächst als Chauffeur eingestellt hatte. Diese Erfahrung hat ihm eine innere Kraft gegeben, die ihn an der Spitze seiner Zunft gebracht hat. Aznavour war einer der wenigen Stars aus Frankreich, die auch in den USA erfolgreich waren. Aznavour ist für nicht weniger als drei Generationen ein Star gewesen und wird das für ewig bleiben, ist sich La Libre Belgique sicher.
Rente ist nicht nur Mathematik
Zu den heutigen Protesten der Gewerkschaften gegen die geplante Rentenreform der Regierung notiert L'Avenir: Dezember 2017, Mai 2018 und jetzt der heutige Dienstag. Erneut ziehen alle drei großen Gewerkschaften durch die Straßen von Brüssel, um für die Rente zu kämpfen. Und das nicht ohne Grund. Denn die Regierung um Charles Michel vernachlässigt bei ihren Plänen die menschliche Dimension. Rente - das ist nicht nur Mathematik. Da geht es auch um Lebensqualität für Menschen am Ende ihres Lebens. Quasi um den Lohn für ein langes vielleicht oft beschwerliches Arbeitsleben. Dieses gemeinsame Anliegen ist es, das die großen Gewerkschaften verbindet. Kein Wunder, dass die Gewerkschaften kurz vor den Kommunalwahlen daraus Profit ziehen wollen, meint L'Avenir.
Auch L'Echo findet: Die Gewerkschaften haben einen guten Grund zu streiken. Denn so mühevoll wie sich die Rentenreformpläne seit 2014 dahinziehen und nicht zum Abschluss kommen, das ist schon eine Zumutung. Doch um endlich zu einem Ergebnis zu kommen, sollten beide Seiten - Gewerkschaften und Regierung - aufhören, Märchen zu erzählen. Die Gewerkschaften wissen ganz genau, dass 80 Prozent aller Berufe nie und nimmer als "schwer" eingestuft werden können, um dadurch von einer Frührente zu profitieren. Aber auch Pensionsminister Daniel Bacquelaine sollte seine Karten jetzt offen auf den Tisch legen. Beide Seiten sollten mit offenem Visier spielen, um die Rentenreform endlich abzuschließen, fordert L'Echo.
Junge Flamen bevorzugen autoritären Führungsstil
De Morgen kommentiert zu einer Umfrage der VRT bei flämischen Erstwählern: 26 Prozent der befragten jungen Menschen zwischen 18 und 21 Jahren gaben an, ihre Stimme einem autoritären Politiker geben zu wollen. Bei den Berufsschülern waren es sogar über 50 Prozent. Diese Angaben sind beunruhigend und bedeuten viel Arbeit für Politiker und Schulen - vor allem für die Schulen. Denn sie werden nicht genannt, wenn die jungen Menschen sagen sollen, wer sie bei ihrer Stimmabgabe beeinflusst. Da werden oft Familie und soziale Medien genannt, Schule eben nie. Dabei sollte es gerade dort sein, wo den Kindern Demokratie beigebracht wird. Jede Schule, jedes Ausbildungszentrum sollte deshalb Klassenparlamente einrichten, um den täglichen Umgang mit der Demokratie zu praktizieren und schätzen zu lernen, fordert De Morgen.
Auch Het Laatste Nieuws ist entsetzt über das Ergebnis, zeigt aber auch Verständnis für die jungen Leute und schreibt: Sie sind ja nicht dumm, Sie sehen auch, wie es um unsere Demokratie steht. Im Grunde ist ja egal, welche Partei regiert, die Grenzen zwischen Links und Rechts sind verschwommen. Die Parlamente sind zu reinen Abstimmungsmaschinen verkommen, die Politiker hängen am Tropf der Wirtschaft und deren globaler Interessen. Die Umfrage sollte ein Weckruf sein. Unsere Demokratie braucht wieder Qualität und inspirierende, voraussehende starke Politiker, fordert Het Laatste Nieuws.
Männer werden benachteiligt
De Standaard schreibt zu einer neuen Studie zur Gleichheit zwischen Mann und Frau: Männer sind immer noch nicht vollkommen vom Gesetz abgesichert, wenn sie Probleme beim Einreichen des Vaterschaftsurlaubs bekommen. Unter solchen Problemen leiden viele Väter.
Diesem Zustand muss Abhilfe geleistet werden. Denn um wirkliche Gleichheit von Männern und Frauen auch bei der Erziehung der Kinder zu ermöglichen, müssen die Rahmenbedingungen stimmen, erinnert De Standaard.
Kay Wagner