"Neue Runde in der Schlammschlacht", titelt Gazet van Antwerpen. "Das wird der dreckigste Wahlkampf aller Zeiten", zitiert Het Nieuwsblad einen Politologen auf Seite eins. Und Het Laatste Nieuws schreibt: "Crombez tappt in die Falle von De Wever".
Die umstrittenen Äußerungen von Antwerpens Bürgermeister und N-VA-Chef Bart De Wever in Richtung seiner politischen Gegner sorgen weiter für Schlagzeilen und Kommentare. De Wever hatte angedeutet, dass Politiker aller Parteien – außer seiner N-VA – Kontakte zur Drogenmafia in Antwerpen haben könnten.
Dazu fragt Gazet van Antwerpen: Wem dient dieser verbale Rundumschlag? Niemandem. Zumindest nicht dem Wähler. Denn dadurch wird kein einziges Problem gelöst. Weder das tatsächlich vorhandene Drogenproblem in der Stadt, noch die hohe Arbeitslosigkeit, noch die steigende Armut. Vielmehr wird dem Wähler Angst gemacht. Was für ein Jammer!, bedauert Gazet van Antwerpen.
Het Belang van Limburg notiert: SP.A-Chef John Crombez ist nach den Äußerungen von De Wever zum Gegenangriff übergegangen. Im flämischen Fernsehen hat er öffentlich zu Protokoll gegeben, dass es in der Antwerpener N-VA mindestens zwei Personen gebe, die enge Verbindungen zum Drogenmilieu hätten. Anders ausgedrückt hat Crombez gesagt, dass De Wever gelogen hat. Dass der SP.A-Chef auf diese Weise auf die Provokation von De Wever reagiert, zeigt, auf was für einen bissigen und schmutzigen Wahlkampf wir uns einstellen müssen, so Het Belang van Limburg.
Het Nieuwsblad analysiert: Es wird immer schlimmer. Dass bei Wahlkämpfen nicht mehr Parteiprogramme im Vordergrund stehen, sondern Personen, daran sind wir mittlerweile gewöhnt. Doch dass diese Personen jetzt nur noch auf "gut" oder "böse" reduziert werden, das ist eine neue Dimension. Es ist Bart De Wever zu verdanken, dass wir jetzt auf dieses Niveau gesunken sind. Der Wahlkampf verkommt zum Zirkus. Echte Debatten werden nicht mehr geführt, bedauert Het Nieuwsblad.
Fluktuation vorprogrammiert
Heute nehmen die Abgeordneten des wallonischen Parlaments nach der Sommerpause wieder ihre Arbeit auf. Dazu bemerkt L'Avenir: Es ist kaum zu erwarten, dass sich die Politiker Hals über Kopf in die Arbeit stürzen. Zumindest nicht in inhaltlich wichtige Arbeit. Grund dafür sind die Wahlen, die sich am Horizont abzeichnen. Schon in wenigen Wochen werden die Gemeinderäte neu gewählt. Mehrere Regionalabgeordnete sind auch Kandidaten in ihren Gemeinden. Werden sie dort zum Schöffen oder gar Bürgermeister gewählt, müssen sie sich entscheiden, welches politische Amt sie ausüben wollen: das in ihrer Gemeinde oder das in Namur.
Fluktuation ist also vorprogrammiert. Das gleiche Spielchen wird sich im kommenden Jahr bei den Regional- und Föderalwahlen wiederholen. Das Ende der Ämterhäufung zeigt hier seine Grenzen. Es verhindert effizientes politisches Handeln, weil die Abgeordneten nicht wissen, ob sie in ein paar Monaten überhaupt noch auf ihrem Stuhl sitzen, moniert L'Avenir.
Rien ne va plus für Macron
Mehrere Zeitungen beschäftigen sich heute mit Emmanuel Macron: Die Popularitätswerte des französischen Präsidenten sind im freien Fall. Le Soir kommentiert: Rien ne va plus für Macron. Seine Unbeliebtheit ist sogar größer als die von Hollande im gleichen Zeitraum. Doch Macron will nichts an seinem Stil ändern. Er hält an seinem Kurs fest. Bei den Europawahlen im kommenden Jahr will er erneut die Nationalisten in die Schranken weisen. Es bleibt abzuwarten, wie er das schaffen will. Wie er seiner Politik des fortschrittlichen Wandels neues Leben einhauchen will, wundert sich Le Soir.
Het Laatste Nieuws schreibt zu Macron: Die Franzosen sind enttäuscht von ihrem Präsidenten. Das ist ein Phänomen, das man überall dort beobachten kann, wo Wähler ihre Hoffnungen in neue Köpfe, neue Parteien, neue Strömungen setzen. Denn sobald diese Neuen dann anfangen, ihre Politik umzusetzen und liebgewonnene Gewohnheiten verändert werden sollen, protestieren die Wähler. Keiner will auf seinen Komfort verzichten. Das bremst den Fortschritt, bedauert Het Laatste Nieuws.
Sind Arme zu dumm für Rechtschreibung?
La Libre Belgique beschäftigt sich mit der französischen Rechtschreibung. Zwei ehemalige Französischlehrer haben vorgeschlagen, die Anpassung des Partizips Perfekt an das Geschlecht des direkten Objekts beim Hilfsverb "avoir" abzuschaffen.
Diese Idee werde in der Hauptstadtregion Brüssel diskutiert, behaupten sie in verschiedenen Medien. La Libre Belgique kommentiert: Die Argumente, die von den Befürwortern der Abschaffung vorgetragen werden, können wir nicht gelten lassen. Sie sagen, dass die Regel zu kompliziert sei und Jugendliche aus sozial schwächeren Schichten benachteiligen würde. Als ob man in einer gehobenen Schicht geboren sein muss, um zu lernen und zu verstehen.
Außerdem seien Rechtschreibung und Grammatik Zierwerk, auf das man gut verzichten kann. Auch das ist falsch. Rechtschreibung und Grammatik formen das Denken. Von daher ist es richtig, dass die zuständige Ministerin Alda Greoli klar gesagt hat, dass bei "avoir" im Perfekt alles beim Alten bleibt, applaudiert La Libre Belgique.
Kay Wagner