"Hulot out", titelt L'Echo. "Macron verliert grüne Unterstützung", so die Schlagzeile bei De Morgen. Und "Ökologie – das Thema, das die Regierungen ignorieren", so Le Soir auf seiner Titelseite. Fast die gesamte belgische Presse beschäftigt sich heute mit dem überraschenden Rücktritt des französischen Umweltministers Nicolas Hulot.
Dazu meint La Libre Belgique: Wenn auch der politische Verlust groß ist, die symbolische Niederlage ist es noch viel mehr. Nicolas Hulot vertrat innerhalb der französischen Regierung eine Reihe von notwendigen Änderungen zugunsten des ökologischen Übergangs. Er musste mehrfach feststellen, dass seine Stimme aber nicht so laut war, wie die einiger Lobbyisten. Von der Verschiebung des Atomausstiegs bis zum zurückgestellten Glyphosat-Verbot: Nicolas Hulot musste mehrfach seine Überzeugungen aufgeben. Er geht erhobenen Hauptes und mit reinem Gewissen. Ein freier Mann, der sich geweigert hat, seine Ideale auf dem Altar des Kompromisses zu opfern, lobt La Libre Belgique.
Nicolas Hulot hatte keine Lust mehr auf kleine Schritte, stellt L'Echo fest. Zweifellos wollte er die Siebenmeilenstiefel anziehen, genauso wie die 15.000 Wissenschaftler, die im letzten November zu einem großen Schritt aufgerufen hatten: eine Steuerpolitik, in der wir den tatsächlichen Preis für unseren Konsum bezahlen; die Umstellung auf eine rein pflanzliche Ernährung; oder die globale Geburtenrate durch Investitionen in Bildung reduzieren. Die Liste ist lang, doch die Ambitionen waren nicht da. Unsere Generation trägt eine unglaubliche Verantwortung: Wir alle sind uns der verheerenden Folgen unserer Lebensweise bewusst. Und die westliche Gesellschaft, die dieses Modell erschaffen hat, hat auch die moralische Verpflichtung, den Ausweg zu zeigen. Wer ist zu diesem Paradigmenwechsel bereit? Das ist die Frage, die Nicolas Hulot uns stellt, glaubt L'Echo.
Das Scheitern des Monsieur Hulot
Der Rücktritt ist für den französischen Präsidenten Emmanuel Macron kein Geschenk, findet De Tijd. Vor dem Sommer schien er unangreifbar. In einem für Frankreich nie dagewesenen Tempo drückte er seine Reformen durch. Beim Arbeitsmarkt und der Eisenbahn führte das zu Protesten. Doch der Präsident kam mit heiler Haut davon. Im Sommer änderte sich das plötzlich: Die Affäre um seinen Leibwächter Alexandre Benalla und die schlechte Kommunikation des Elysée-Palastes darüber verursachte Kratzer in Macrons Integrität. Hinzu kamen Gerüchte über Interessenkonflikte bei seinem engsten Berater Alexis Kohler. Und der Bauskandal bei seiner Kulturministerin Françoise Nyssen half da auch nicht gerade. Und jetzt dann der völlig unerwartete Rücktritt seines beliebten Umweltministers Hulot. Der Präsident reagierte schnell und gefasst: Er lobte den Minister für seine Arbeit. Schadensbegrenzung nennt man das, meint De Tijd.
Für De Morgen liegt das Scheitern Hulots auch daran, dass er ein Quereinsteiger in die Politik war. Die Verantwortung liegt zum Teil bei den Betroffenen selbst: zu ungeduldig, zu hohe Erwartungen und oft auch zu wenig Teamplayer. Es ist schade, dass die Politik für Neulinge so undurchdringlich ist. Denn es ist ja nicht so, dass der Politikbetrieb keine Veränderungen oder Verbesserungen gebrauchen könnte, bedauert De Morgen.
Für Le Soir war die gestrige Botschaft Hulots im französischen Radio ein seltener Moment der Aufrichtigkeit, der zeigt, wie sehr die Realität von der Politik verzerrt wiedergegeben wird: Hulots düstere Worte zur Zukunft unseres Planeten waren nicht an Emmanuel Macron gerichtet. Auch nicht ausschließlich an Politiker oder französische Lobbyisten. Nein, er hat zu uns allen gesprochen, Politikern wie Bürgern. Wir sind also gewarnt, glaubt Le Soir.
Es ist offiziell: Der Sommer 2018 ist "außergewöhnlich"
Die flämische Tageszeitung De Standaard beschäftigt sich in ihrem Leitartikel ebenfalls mit der Klimapolitik, aber in einem anderen Kontext: Das Königlich Meteorologische Institut gab gestern bekannt, dass die Trockenheit, die in Flandern von Juni bis August geherrscht hat, als "außergewöhnlich" zu bezeichnen ist. Damit können Landwirte auf Schadenersatz wegen Ernteausfällen hoffen. Es sei ihnen gegönnt, so die Zeitung. Doch was tun, wenn wir in den kommenden Jahren öfter mit ausbleibendem Regen und enttäuschenden Ernten zu tun bekommen? Ein langer und trockener Sommer in einem kleinen Gebiet wie Flandern und selbst in einem Großteil Europas sagt an sich nichts über den Zustand des Klimas aus. Genauso gut kann es nächsten Sommer ununterbrochen regnen und wir erreichen nicht ein Mal die 30 Grad. So wie der trockene Sommer 2018 kein Beweis für die Erderwärmung ist, so ist ein möglicher nasser Sommer 2019 auch keine Widerlegung davon. Aber der langfristige Trend ist unwiderlegbar, glaubt De Standaard.
Das Urteil sollte man den Gerichten überlassen
Het Laatste Nieuws kommt auf den möglichen rassistischen Zwischenfall am Bahnhof von Aarschot zurück: Ein angetrunkener Mann hatte einen schwarzen Jugendlichen beschimpft und auf die Gleise gestoßen. Die Schwester des Opfers hatte das Ganze mit dem Handy gefilmt und ins Internet gestellt. Dazu meint die Zeitung: Ohne etwas in gleich welche Richtung verharmlosen zu wollen: Prügeleien gab es immer. Streitsüchtige Betrunkene auch. Und auch Rassisten findet man überall. Aber heute mehr als früher? Möglich, aber ein erster Unterschied ist, dass Kameras allgegenwärtig sind. Die Bilder scheinen neutral, sind es aber nicht immer. Oft fehlt die Vorgeschichte, so dass es die Aufgabe der Medien ist, keine vorschnellen Schlüsse zu ziehen. Ein Urteil sollten wir lieber den Gerichten überlassen, mahnt Het Laatste Nieuws.
Volker Krings