Het Belang van Limburg fragt: Wer ist der Politiker, der einer Zeitung trotz der Schweigepflicht Einzelheiten über die Gespräche des Präformateurs Di Rupo gegeben hat? Es war ein Versuch, die flämischen Parteien in Misskredit zu bringen, aber auch Di Rupo selbst zu schädigen, weil er sich den flämischen Forderungen zu wenig widersetzt. Gestern glaubte man zu wissen, dass es sich um die cdH-Vorsitzende Milquet handelt. Offiziell hat sie zwar ihr Madame-Non-Gewand abgelegt, doch sie bleibt ein feuriger Verfechter der frankophonen Interessen. Sobald die Verhandlungen wieder starten, muss Di Rupo mit ihr ein ernstes Gespräch unter vier Augen führen.
Das Magazin Knack bezeichnet Milquet als außergewöhnliche Politikerin und ein wahres Phänomen. Sie nervt die flämischen Unterhändler, doch wer auf gemeinschaftspolitischem Gebiet in Belgien etwas erreichen will, muss sie auf seiner Seite haben. Sie ist übertrieben, oft parteiisch und aufbrausend, aber charmant.
Wohin mit Yves Leterme?
Het Laatste Nieuws berichtet: Die CD&V sucht einen Posten für Yves Leterme. Er würde zwar gern das Amt des Finanzministers übernehmen, doch seine eigene Partei will ihm keinen Ministerposten mehr geben. Man sucht ein Amt in Europa oder Westflandern, wenn er nur der Regierung fern bleibt. Andererseits will die Partei ihn nicht ganz ausschalten. Falls der Di Rupo Auftrag scheitert, könnte im November wieder gewählt werden. Dann kann die CD&V die Stimmenkanone Leterme gut brauchen.
Der Bock der ING-Bank
Le Soir schreibt: Die ING Bank hatte gestern angekündigt, dass sie für ihre Kunden über 60 Jahre das wöchentliche Limit der Abhebungen an den Bankautomaten auf 1000 Euro senken wollte. Diese Maßnahme löste einen Sturm der Entrüstung aus und veranlasste ING, sie wieder zurückzuziehen. Die zur Schau gestellte Gelassenheit der Bank verbirgt einen gewaltigen Sturm hinter den Kulissen.
Wie dumm kann eine Bank sein? fragt De Standaard. Neben dem kommerziellen Fehler hat die Bank noch andere Böcke geschossen. Sie meinte, sie wisse am besten, was gut für ihre älteren Kunden ist und wollte an ihrer Stelle beschließen. Sie denkt, dass die Menschen über 60 alt sind. Sie machte auch einen juristischen Fehler. Wenn man Personen nur wegen ihres Alters unterschiedlich behandelt, ist das eine Diskrimination. ING steht zu Recht am Schandpfahl.
La Libre Belgique erklärt: ING wollte diese Maßnahme allen ihren Kunden über 60 ohne Unterschied aufzwingen. Nach den Protesten hat die Bank sich bemüht, den selbstgelegten Brand zu löschen. Weshalb hat sie nicht früher daran gedacht, den Kunden selbst die Entscheidung zu überlassen? Ihre Maßnahme war ungeschickt und schadet ihrem Image.
Heute sind die Senioren aktiv und geben Geld aus
Het Nieuwsblad unterstreicht: ING ist es entgangen, dass die Menschen über 60 nicht mehr die gleichen sind wie vor einigen Jahren. Damals war 60 gleichbedeutend mit alt und pensioniert. Heute sind die Senioren aktiv und eine Generation die reist, Restaurants besucht und Hobbys hat. Sie gibt Geld aus. Nur nicht bei ING. Wenn man schon das Limit herabsetzen will, muss man den Kunden erlauben, selbst darüber zu entscheiden. Es ist schon unangenehm genug, 60 zu werden, ohne dass eine Bank einem erzählt, dass man jetzt wirklich alt ist.
Gazet Van Antwerpen meint: Zu Recht fühlen viele Senioren sich beleidigt. ING vermittelt den Eindruck, als wäre ein Mensch über 60 plötzlich nicht mehr in der Lage, sein Geld selbst zu verwalten. Im Jahr 2050 wird jeder dritte Belgier über 60 sein. Die heutigen Senioren gehören einer Generation an, die viel selbstbewusster und mündiger ist, als vor 30 Jahren. Die Bank verstieß auch gegen das Diskriminierungsgesetz, das jede Unterscheidung auf der Grundlage des Alters verbietet.
De Morgen fügt hinzu: Eine Bank, die ihre Kunden über 60 wie alte Menschen behandeln will, ist selbst altmodisch und passt nicht mehr in diese Zeit. Die Gesellschaft verlangt von den 60-jährigen, dass sie länger aktiv bleiben. Gleichzeitig versucht diese Bank, ihre älteren Kunden wie Kinder zu behandeln. Sie irrt sich. Die Alten sind heute selbstständiger denn je, und aktiver, mündiger, reicher und aufgeweckter als früher. Und das ist gut so.
as - Bild: belga