La Libre Belgique schreibt auf ihrer Titelseite: Die Verhandlungen des Präformateurs ziehen sich in die Länge. Die institutionellen Forderungen der flämisch nationalistischen N-VA können von den frankophonen Parteien kaum akzeptiert werden. Die N-VA will die gesamte Innenpolitik regionalisieren. Ebenfalls das Transportwesen von der Straßenverkehrssicherheit über die Fahrschulen bis zum Führerschein. Die Zeitung kommentiert: Die flämischen Regionalisierungsforderungen gehen sehr weit. Sie wollen ganze Teile des Föderalstaats abbauen. Es geht inzwischen bei den Verhandlungen nicht mehr darum, ob sie gelingen werden, sondern darum, wie man dem anderen die Schuld für das Scheitern zuschieben kann.
Le Soir fügt hinzu: Die flämischen Forderungen gehen von einem kohärenten institutionellen Projekt aus, das Flandern zu einer autonomen Region machen will. Sie werden von allen flämischen Parteien getragen. Die Frankophonen haben kein alternatives Projekt und sind daher bei den Verhandlungen geschwächt. Sie haben nur den Ehrgeiz, die Reformen zu bremsen und einzuschränken. Diese defensive Haltung verärgert die Flamen und erleichtert nicht die Suche nach einem Kompromiss. Die Frankophonen müssen jetzt dringend ein eigenes Projekt für die Zukunft Brüssels und der Wallonie entwerfen.
Die Zukunft der Pensionen
Het Belang van Limburg befasst sich mit der Aufforderung des beratenden Pensionsausschusses, dem Ausbau der gesetzlichen Pension Vorrang zu geben und sie zu erhöhen. Das ist nicht realistisch, weil nur möglich, wenn alle kommenden Regierungen eine strikte Haushaltsdisziplin an den Tag legen. Die Vergreisung der Bevölkerung ist ein zweites Hindernis.
De Standaard meldet auf seiner Titelseite, dass die Jugendarbeitslosigkeit in Flandern um 0,4% gesunken ist. Die Zahl der Arbeitslosen über 55 Jahre stieg hingegen um 15,1%. Die Zeitung schlussfolgert: Das System der Frühpension muss abgeschafft werden. Es ist unbezahlbar. Das Land hat diese Arbeitskräfte noch nötig. Sie besitzen auch das Wissen und die Energie, um selbst für ihren Lebensunterhalt zu sorgen.
Optimismus an den Börsen
Die Börsen sind gestern stark gestiegen. Gazet Van Antwerpen unterstreicht: Die europäischen und belgischen Anteile stiegen im letzten Monat um 10%. Nicht nur die Anleger, sondern auch die anderen Bürger sind optimistischer gestimmt. Dennoch gibt es keine Garantie, dass es in den kommenden Monaten so weiter geht. Das größte Hindernis ist der Zustand der Staatsfinanzen. Um ihn wieder ins Lot zu bringen, muss die Regierung bis 2015 24 Milliarden Euro zusammentragen. Dazu müssen neue Steuern und Sparmaßnahmen verordnet werden. Von einem Abbau des historischen Schuldenbergs ist nicht einmal die Rede.
Belgische Fussball-WM-Kandidatur unter Beschuss
De Morgen schreibt auf Seite Eins: Die belgisch-niederländische Kandidatur für die Austragung der Fußballweltmeisterschaft 2018 ist durch die Forderungen der FIFA in Gefahr. Der Fußballverband verlangt, dass die veranstaltenden Staaten keine Steuern erheben, dass sie auf den Autobahnen eine Fahrspur für die Organisatoren und offiziellen Gäste reservieren und dass in einem Umkreis von zwei Kilometern um jedes Stadion nur Werbeplakate von Fußballsponsoren erlaubt sind. SP.a und Groen! fordern die Regierung auf, sich nicht diesen Verpflichtungen zu unterwerfen und eine Abstimmung im Parlament zu organisieren.
Het Laatste Nieuws ist verärgert. Ein Land, das die Weltmeisterschaft organisieren will, verpflichtet sich gegenüber der FIFA auf steuerlichem, kommerziellem und organisatorischem Gebiet. Für die Olympischen Spiele gilt dasselbe. Wer sind wir, kleine Belgier, um eigene Forderungen zu stellen. Wir sind keine Fußballnation und dem Vorsitzenden unseres Fußballverbandes würde man nicht einmal die Organisation eines Gartenfestes überlassen. Wir sind ein Volk kleiner Buchhalter, die jeden investierten Euro zurückverdienen wollen.
Bild: belga