"Leitungswasser: Jetzt drohen auch Rationierungen in der Wallonie", titelt La Dernière Heure. "Eine zweite Hitzewelle ist im Anmarsch", so die Schlagzeile im Innenteil von Het Laatste Nieuws.
Die anhaltende Trockenheit macht jetzt auch dem südlichen Landesteil mehr und mehr zu schaffen. "Wegen der niedrigen Wasserstände werden wir wohlmöglich die Flussschifffahrt einschränken müssen", sagt in La Dernière Heure Philippe Dierickx, der Direktor des wallonischen Wasser- und Schifffahrtsamtes SpW. Und man werde wohl auch über Maßnahmen zur Rationierung von Leitungswasser nachdenken müssen, sagt Diericks. Dies vor dem Hintergrund, dass laut Meteorologen das sommerlich trockene Wetter noch mindestens zwei Wochen anhalten werde.
"Trinkwasser ist mehr als kostbar"
"In Flandern schlägt der Wassersektor Alarm", titelt derweil De Standaard. Die Wasserwirtschaft ruft die flämische Regierung auf, schnellstens Maßnahmen zu ergreifen. Ohne eine Reform drohe das gesamte Wassersystem zu kollabieren, warnt der Sektor. Was konkret passieren müsste, das steht auf Seite eins von Het Nieuwsblad: "Der Verbrauch von Leitungswasser müsste mindestens halbiert werden", zitiert die Zeitung einen Fachmann von der Uni Löwen. "Nein, wir haben wirklich nicht genug Wasser", warnt Patrick Willens, Professor für Wasserbau an der KUL.
"Trinkwasser ist mehr als kostbar", stellt auch De Standaard in seinem Leitartikel fest. Dieser Sommer mit der nicht enden wollenden Trockenheit führt uns vor allem in Flandern schlagartig vor Augen, wie akut die Wasserknappheit werden kann. Die Bodenverhältnisse im Norden des Landes sind eben wie sie sind. Und da sollten die Bürger auch keine Wunder erwarten.
Der Staat kann diese Probleme auch nicht alleine lösen. Wir alle müssen unser Verhalten anpassen, jeder einzelne kann kleine Maßnahmen ergreifen, die in der Summe durchaus Abhilfe schaffen können, eine Regentonne wäre ja schon mal ein Anfang. So schön der Sommer auch sein mag, er muss dringend auch eine Mentalitätsveränderung herbeiführen.
Das genaue Gegenteil steht heute aber auf Seite eins von Het Belang van Limburg: "Hebt das Bewässerungsverbot auf!". Der Appell kommt von Sportvereinen, insbesondere in der Provinz Limburg. Die sorgen sich nämlich um den Zustand ihrer Sportplätze, die ja seit mehreren Tagen nicht mehr bewässert werden dürfen. Viele dieser Spielfelder sehen tatsächlich aus wie eine Steppenlandschaft.
Das sommerliche Wetter hat aber auch unerwartete Folgen: "31 Prozent mehr schwere Unfälle während der Hitzewelle", schreibt etwa Het Laatste Nieuws auf seiner Titelseite. Die Zahl der Verkehrsunfälle mit Verletzten oder Todesopfern ist im Vergleich zu denselben Zeiträumen in den Vorjahren spürbar gestiegen. Einer der Hauptgründe ist, dass wegen des schönen Wetters schlicht und einfach mehr Fußgänger und Fahrradfahrer auf den Straßen unterwegs sind.
"Stimmt für Carles!"
Innenpolitisch dreht sich heute zunächst alles um einen möglichen Überraschungskandidaten bei der Europawahl 2019. "Die N-VA will Puigdemont auf der EU-Liste", bemerkt etwa das GrenzEcho auf Seite eins. "Und das ist zumindest rechtlich möglich", weiß L'Avenir.
Da gäbe es allerdings ein praktisches Problem, schränkt La Libre Belgique ein: Bevor Carles Puigdemont auf einer N-VA-Liste kandidieren kann, müsste er sich zunächst einmal Grundkenntnisse in Niederländisch aneignen.
"Stimmt für Carles!", meint dazu leicht ironisch Het Belang van Limburg in seinem Leitartikel. Bislang ist es ja nur ein Gerücht, dass der frühere katalanische Regionalpräsident als Listendrücker für die N-VA bei der nächsten Europawahl ins Rennen gehen könnte. Die Partei von Bart De Wever hat das bislang nicht bestätigt, aber eben auch nicht dementiert.
Vielleicht ist das ja nur ein Testballon, wie man sie in der Saure-Gurken-Zeit häufiger mal sieht. Für die N-VA wäre ein Kandidat Puigdemont wahrscheinlich ein elektoraler Mehrwert. Frage ist jetzt allerdings erst einmal, ob Puigdemont das eigentlich will.
Bart de Wever gibt hier den Zauberlehrling, meint seinerseits Le Soir. Ist es wirklich klug, einen ungeschickten Separatisten wie Carles Puigdemont antreten zu lassen? Den Mann also, der ein illegales Referendum über's Knie gebrochen hat und auf dieser Grundlage auch noch die Unabhängigkeit Kataloniens ausrief? Einen Mann, der nicht nur romantisch von Unabhängigkeit träumt, sondern der den Plan auch umsetzt, einen schlechten Plan allerdings. Die meisten würden einen solchen Politiker wohl als peinlich empfinden. Bei der N-VA ist man aber offensichtlich zu allem in der Lage.
Liberale vs. N-VA
Apropos N-VA. Die Partei steht ja für ein konföderalistisches Modell. Die Liberalen nehmen hier aber jetzt eine deutliche Gegenposition ein. Nach der OpenVLD brechen jetzt auch führende MR-Politiker eine Lanze dafür, dass regionale Materien wieder an den Föderalstaat zurückübertragen werden sollen.
"MR-Schwergewichte plädieren für eine Rückübertragung der Materien Energie, Gesundheit, Klimapolitik und Handel an den Föderalstaat", notiert La Libre Belgique auf Seite eins. Das Blatt veröffentlicht einen entsprechenden offenen Brief. Unterzeichnet wurde der unter anderem von der amtierenden Senatspräsidentin Christine Defraigne, der föderalen Haushaltsministerin Sophie Wilmès, dem Mobilitätsminister Francois Bellot und auch von der Ostbelgischen Kammerabgeordneten Kattrin Jadin.
1.000.000.000.000
Auf Seite eins von L'Echo und De Tijd sieht man schließlich eine beeindruckende Zahl: eine 1 mit 12 Nullen: Eine Billion, also 1.000 Milliarden. Das ist jetzt der Börsenwert von Apple. Das amerikanische Computer-Unternehmen ist damit das erste, das diese magische Schwelle knackt. Das Fazit von De Standaard: "Apple kennt keine Grenzen mehr".
Roger Pint