"Und heute wird es noch wärmer", titelt Het Belang van Limburg. "Heute gehen die Temperaturen auf Rekordjagd", schreibt Gazet van Antwerpen auf Seite eins. Und auf der Titelseite von Het Nieuwsblad steht eine riesige Zeile: "38°". Heute soll es tatsächlich stellenweise bis zu 38 Grad warm werden. Und damit würden Werte erreicht, die zu den höchsten jemals in Belgien gemessenen Temperaturen gehören. "Der heißeste Tag", so denn auch die fast schon bedrohliche Schlagzeile von Le Soir.
Die Provence im eigenen Garten
Und daran werden wir uns vielleicht gewöhnen müssen. "Es kommen mehr und mehr Hitzetage", warnt jedenfalls Gazet van Antwerpen. Am Ende fühlt sich das fast schon an wie die Provence im eigenen Garten, meint Het Laatste Nieuws in seinem Leitartikel. Das hat aber bekanntlich auch seine Schattenseiten. Das halbe Land leidet unter akuter Trockenheit. Und das sollte uns auch noch einmal vor Augen halten, wie wertvoll Trinkwasser ist. Zwar besteht kein Grund zur Panik. Nur sind Sommer wie diese eine Mahnung, Trinkwasser eben nicht für Zwecke zu gebrauchen, für die es nicht gedacht ist.
Het Nieuwsblad kritisiert seinerseits die höchst unterschiedliche Reaktion auf die Trockenheit, je nach Region beziehungsweise Provinz. Da wusste die rechte Hand nicht was die linke tut. Während in West- und Ost-Flandern schon Trockenheitsalarm ausgelöst wurde, wurden in anderen Gebieten zunächst keine besonderen Maßnahmen ergriffen. Dabei kann man doch wohl schwerlich behaupten, dass die Probleme an irgendwelchen Provinzgrenzen aufhören. Und warum soll man in einer Provinz Wasser sparen, während die Leute in anderen Regionen weiter ihre Autos waschen dürfen? Reserven darf man schließlich auch nicht vergeuden. Das Ganze muss schlichtweg einheitlicher und globaler angepackt werden.
"120 Milliarden Dollar gehen in Rauch auf"
Gestern ist auch schon ein anderer Rekord gepurzelt, allerdings in einem völlig anderen Bereich. "Facebook erleidet den größten Börsenverlust aller Zeiten", so etwa die Schlagzeile von Het Laatste Nieuws. "Facebook verliert 120 Milliarden Dollar an einem einzigen Tag", titelt De Tijd. "120 Milliarden Dollar gehen in Rauch auf, und Facebook donnert von seiner rosa Wolke herunter", schreibt De Standaard auf Seite eins. Unmittelbarer Auslöser für die Talfahrt sind die jüngsten Quartalszahlen des Unternehmens. Demnach wächst das soziale Netzwerk langsamer als es sich die Anleger erhofft hätten. Mitgespielt hat wohl auch der Datenskandal um die Firma Cambridge Analytica.
"Das ist keine Meldung für die Rubrik Verschiedenes", meint De Standaard in seinem Leitartikel. Facebooks gestriger "schwarze Börsentag" ist wohl vielmehr ein Zeichen an der Wand. Klar: Auf den ersten Blick produziert Facebook immer noch Zahlen, von denen andere nur träumen können. Dennoch zeichnet sich ab, dass es auch für Himmelsstürmer wie Facebook, aber auch Google, Apple, Netflix und Amazon Obergrenzen gibt. Bäume wachsen also auch in der Digitalwirtschaft nicht in den Himmel. Das wirft allerdings bange Fragen auf: Wie realistisch sind eigentlich all die hochgesteckten Erwartungen in die Branche? Droht hier nicht eine Seifenblase zu platzen? Schließlich konzentrieren sich die Kursgewinne der letzten Jahre im Wesentlichen auf eine Handvoll Unternehmen. Wenn das Vertrauen in diese Internetriesen plötzlich schwindet, dann droht den Finanzmärkten ein ausgewachsener Crash.
"Hut ab, Herr Juncker!"
Viele Zeitungen kommen heute noch einmal zurück auf das Treffen zwischen dem EU-Kommissionsvorsitzenden Jean-Claude Juncker und dem US-Präsidenten
Donald Trump. "Juncker hat es geschafft, Trump neue Zölle auf Autos auszureden", bemerkt etwa De Tijd auf ihrer Titelseite. "Der überraschende Waffenstillstand muss jetzt in einen dauerhaften Handelsfrieden umgewandelt werden", so fasst L'Echo das Resultat des Washingtoner Treffens zusammen.
Die Bewertungen der Leitartikler fallen durchaus unterschiedlich aus. Das GrenzEcho etwa geht mit Jean-Claude Juncker hart ins Gericht. "Juncker kehrt mit leeren Händen zurück", meint etwa das Blatt. Man fragt sich also, warum der Kommissionspräsident Trump demonstrativ auf die Wange geküsst hat. War wieder der bereits beim Nato-Gipfel bemühte Ischiasnerv Schuld oder doch die Hitzewallungen? Die Sojabohnen und das Flüssiggas, die Europa jetzt den USA abkaufen sollen, die sind jedenfalls aus diversen Gründen problematisch.
"Hut ab, Herr Juncker!", meint demgegenüber Le Soir. Der EU-Kommissionspräsident hat es geschafft, Trump seinen Handelskrieg auszureden und das ohne wirkliche Zugeständnisse zu machen. Das Versprechen, amerikanische Sojabohnen zu kaufen, kostet nichts, schließlich werden die in der EU ohnehin nicht produziert. Und was das Flüssiggas angeht: Europa hatte ohnehin die Absicht, seine Energieversorgung möglichst breit zu fächern. Vieles von dem ist im Übrigen noch im Einzelnen auszuformulieren. In der Zwischenzeit hat Juncker es aber immerhin geschafft, den Dialog wiederherzustellen. Und Trump sollte jetzt eingesehen haben, dass ein Handelskrieg auch nicht in seinem Interesse ist.
Ein schlauer Fuchs
La Libre Belgique sieht das ähnlich. Der schlaue Fuchs Jean-Claude Juncker hat dem amerikanischen Präsidenten Zugeständnisse verkauft, die im Grunde keine sind. Und doch hat er es geschafft, Trump erstmal zu besänftigen. Die Umarmung zwischen Trump und Juncker darf aber nicht über die Wirklichkeit hinwegtäuschen. Die zerrütteten transatlantischen Beziehungen sind dafür nicht mit einem Mal wieder gekittet, die Europäer haben erstmal nur Zeit gekauft. Genau das ist auch das Fazit von De Tijd. Das großer Verdienst von Jucker ist es, einige einfache Versprechen wie ein großes Geschenk aussehen zu lassen. Juncker hat es Trump dabei geschickt ermöglicht, vor seiner Wählerschaft scheinbar zu punkten. Das allerdings ist allenfalls ein Anfang.
Alle Zeitungen wissen freilich, dass der wankelmütige Trump jederzeit wieder seine Meinung ändern kann. Ob der Handelskrieg jetzt wirklich abgewendet wurde, dafür gibt es keinerlei Garantien, meint stellvertretend De Morgen. Alles hängt ab von Trumps Launen und seiner Wahlkampf-Agenda. Das Damokles-Schwert bleibt also hängen. Und zwar bis zu dem Zeitpunkt, an dem Trump definitiv von der Bühne verschwindet. Bitte also noch mindestens zweieinhalb Jahre Geduld haben.
Roger Pint