"Glück gehabt, Messi!", titelt Het Nieuwsblad. "Messi schlüpft durch ein Nadelöhr", so die Schlagzeile von Gazet van Antwerpen. "Das war knapp für Messi und Co", schreibt auch Het Belang van Limburg auf Seite eins.
Argentinien hat sich am Abend im letzten WM-Gruppenspiel haarscharf noch für das Achtelfinale qualifizieren können. Fast buchstäblich in letzter Minute fiel der Siegtreffer gegen Nigeria. Superstar Lionel Messi erzielte ebenfalls ein Tor und konnte damit eine lange Flaute beenden. Entsprechend die Schlagzeile von Het Laatste Nieuws: "Der wiedergeborene Messi(as)".
Einige Zeitungen beleuchten ihrerseits einige kommerzielle Aspekte der WM. "Das Rote-Teufel-Fieber befeuert die Lust zu wetten", so die Aufmachergeschichte von De Tijd. "Doppelt so viele Belgier stecken während der WM Geld in Online-Wetten", schreibt auch L'Echo. Und Gazet van Antwerpen bringt noch eine andere Zahl: "Seit dem Beginn der WM hat sich die Zahl der Wett-Einsteiger vervierfacht".
Viele Leitartikler beschäftigen sich derweil mit einer neuen, spektakulären innenpolitischen Entwicklung in den USA. Dort hat der Oberste Gerichtshof das von US-Präsident Donald Trump gewollte Einreiseverbot insbesondere für Muslime für verfassungsgemäß erklärt. Das ist ein großer Sieg für Trump, nachdem ja eine Reihe von US-Bundesstaaten gegen die Maßnahme geklagt hatten.
"Trump darf eigentlich alles"
Das Urteil des Obersten Gerichtshofs kann man mit einem Satz zusammenfassen, bemerkt dazu De Standaard: Wenn es um Einwanderung geht, dann darf der Präsident eigentlich alles. Selbst dann, wenn eine Maßnahme einen eindeutig fremdenfeindlichen Anstrich hat. Trump hat quasi einen Blankoscheck bekommen. Und das dürften auch seine Verwandten im Geiste in Europa als Bestätigung sehen, die Orbans und Salvinis und auch etwas gemäßigtere Versionen, wie Horst Seehofer oder Theo Francken. Der N-VA-Asylstaatssekretär wurde auch schon diverse Male von Gerichten in seinem Elan gebremst. Trump zeigt jetzt, wie es geht.
"Was für ein widerwärtiger Triumpf", beklagt auch Gazet van Antwerpen. Trump will Menschen allein aufgrund ihrer Herkunft die Einreise verweigern und wird darin auch noch bestätigt. Das ist schon richtig gruselig. In Europa sind längst ähnliche Tendenzen zu beobachten. Und doch gibt es einen entscheidenden Unterschied: In Europa wird immer noch erst mit den Migranten gesprochen, werden die Gründe hinterfragt, warum sie einreisen wollen, unabhängig davon, wo sie herkommen. Wie sollten unter allen Umständen daran festhalten.
Das ist wohl als Appell zu verstehen an die EU-Staats-und Regierungschefs, die morgen und übermorgen in Brüssel zusammenkommen. Im Mittelpunkt des EU-Gipfels wird dabei die Flüchtlingspolitik stehen; dies insbesondere vor dem Hintergrund des Asyl-Streits und der innenpolitischen Spannungen in Deutschland.
Auch andere Zeitungen blicken schon auf das Spitzentreffen. De Standaard etwa bringt als Aufmachergeschichte eine Reportage aus Südspanien. Die Quintessenz in Form einer Schlagzeile: "Spanien kann den Zustrom von Flüchtlingen nicht verkraften". Die Auffangstrukturen in Andalusien etwa sind restlos überfüllt.
Der Feind: "die illiberale Demokratie"
Le Soir wirft seinerseits einen düsteren Blick auf die neuerliche Existenzkrise: "Europa beobachtet seine eigene Implosion", so die Schlagzeile auf Seite eins. Das Blatt sieht die EU ernsthaft bedroht. Der Feind kommt diesmal von Innen und trägt einen Namen: "Die illiberale Demokratie". Gemeint sind damit insbesondere Mitgliedsstaaten wie Ungarn oder Polen, die etwa Grundrechte einschränken oder den Handlungsspielraum der Justiz begrenzen wollen.
"Wer soll Europa vor dem Untergang bewahren?", fragt sich Le Soir in einem besorgten Kommentar. Die Lage ist ernst. Und das ist nicht eine dieser gängigen Journalistenfloskeln. Für die EU geht es jetzt tatsächlich um ihre Zukunft, gar ihre Existenz. Insbesondere die Flüchtlingsproblematik gibt Populisten auf dem ganzen Kontinent Aufwind. Wo ist der Staatsmann, der mutig die Werte hochhält, auf denen Europa fußt. Wir müssen Europa retten, weil die Zukunft unserer Kinder nicht durch Einigelung geprägt sein darf. Die Frage ist nur, wer dieser Retter sein soll.
Für L'Echo ist allerdings die derzeitige Ausgangslage schon ungünstig. Seien wir mal ehrlich: Es gibt derzeit doch gar keine Flüchtlingskrise. Die Zahl der Migranten und auch die Asyl-Anträge sind stark rückläufig. Natürlich braucht man hier einen gemeinsamen Politik-Ansatz. Nur kann man solche Entscheidungen nur mit klarem Kopf treffen, bestimmt nicht im Krisenmodus.
Grenzkontrollen als Option?
Het Nieuwsblad präsentiert seinerseits eine neue Umfrage zur Flüchtlingspolitik. Eine Schlussfolgerung: "Zwei von drei Flamen unterstützen den Ansatz von Theo Francken", schreibt das Blatt auf Seite eins. Andere Erkenntnis: Wenn die Flamen auch nach wie vor Kriegsflüchtlingen helfen wollen, so gilt das nicht für Migranten, die aus wirtschaftlichen Gründen nach Europa kommen wollen.
Die Umfrage zeigt einige beunruhigende Entwicklungen, analysiert Het Nieuwsblad sinngemäß. So fällt etwa auf, dass Grauzonen zunehmend verschwinden. Da werden manchmal Lösungen ins Auge gefasst, ohne dass man sich der Konsequenzen bewusst wäre, etwa, wenn mehr als die Hälfte der Befragten die Wiedereinführung von Grenzkontrollen gutheißen würde. Haben sie dabei auch die damit verbundenen Kosten berücksichtigt? Oder die Einschränkung der Bewegungsfreiheit? Das derzeitige schwarz-weiß-Denken lässt offensichtlich keine Farben mehr zu.