"Der Sieg verleiht Flügel", titelt Het Nieuwsblad. "Teufel erreichen mit breiter Brust das Achtelfinale", notiert La Libre Belgique auf Seite eins. "Rote Teufel zählen plötzlich zu den Favoriten", so Gazet van Antwerpen.
Nach dem 5:2-Sieg gegen Tunesien bei der Fußballweltmeisterschaft in Russland steht Belgien bereits vor dem letzten Gruppenspiel gegen England im Achtelfinale. Die Zeitungen sind begeistert über die Art und Weise, wie die Roten Teufel spielen.
La Dernière Heure jubelt: Das Sturm-Duo Eden Hazard und Romelu Lukaku ist das Beste, was wir bislang auf dem russischen Rasen gesehen haben. Die Schnelligkeit, mit der die Teufel im Angriff wirbeln, und ihr Drang zum Tor sind so variantenreich und effektiv, wie bei keiner anderen Mannschaft bisher. Die Weltpresse hat Belgien einstimmig und definitiv zum Mitfavoriten erklärt. Diese Teufel sind bereit. Reif. Stark. Und selbstsicher. Vielleicht ist es jetzt auch tatsächlich ihre Stunde, unsere Stunde. Natürlich müssen wir mit den Füßen auf dem Boden bleiben. Aber wir sollten auch nach den Sternen greifen, die so nah erscheinen wie nie, fordert La Dernière Heure.
Grobe Fouls gegen die Menschlichkeit möglich
Das GrenzEcho freut sich darüber, dass die Hautfarbe der Spieler und ihre Herkunft aus Migrantenfamilien keine Rolle bei den Roten Teufeln spielen - auch bei anderen Mannschaften nicht. Die Zeitung kommentiert: Fremdenfeindlichkeit als Ausdruck der Angst vor wirtschaftlicher Konkurrenz. Man könnte meinen, während einer WM dürften solche Themen in den Hintergrund treten. Mitnichten.
Während England Panama vom Platz fegt, qualmen in Brüssel die Köpfe unserer EU-Spitzenpolitiker über die Frage, wie man Wirtschaftsmigration im Keim ersticken kann. Es könnte zu groben Fouls gegen die Menschlichkeit kommen. Ob es Applaus oder die Rote Karte gibt, entscheidet dann der Wähler, behauptet das GrenzEcho.
Fluchtursachen bekämpfen
Zum gestrigen Flüchtlings-Mini-Gipfel in Brüssel meint De Morgen: Das Treffen hat das erreicht, was es sollte - Merkel etwas Luft zu verschaffen. Inhaltlich haben sich die EU-Spitzenpolitiker allerdings auf einen Irrweg begeben. Diese Auffanglager, in denen Flüchtlinge zunächst gesammelt werden sollen, um zu überprüfen, ob sie ein Anrecht auf Asyl haben oder nicht, werden das Flüchtlingsproblem nicht lösen. Der einzige Weg, Migration wirklich grundsätzlich zu vermindern, liegt in der Bekämpfung der Fluchtursachen, ist sich De Morgen sicher.
Genauso sieht es De Standaard und führt aus: Europa muss Afrika unbedingt helfen. Das geht nicht alleine mit einem Marshall-Plan, bei dem Europa massiv Geld in die Hand nehmen muss. Vielmehr müssen sich auch unsere Handelspraktiken ändern. Europa muss aufhören, subventionierte Lebensmittel wie Fleisch, Milchpulver, Kartoffeln und Ähnliches nach Afrika zu exportieren und dadurch den afrikanischen Bauern die Lebensgrundlage zu entziehen. So lange sich an solchen Dingen nichts ändert, werden weiter Flüchtlinge im Mittelmeer ertrinken, prophezeit De Standaard.
"Monsieur Non" verteilt wieder Ohrfeigen
Het Nieuwsblad beschäftigt sich mit der Innenpolitik. Am Sonntag hatten sich im flämischen Fernsehen sechs flämische Parteivorsitzende über Politik unterhalten. Het Nieuwsblad kommentiert: Es war das erste Mal seit drei Jahren, dass die Parteivorsitzenden in so einer Runde wieder zusammensaßen. Und was mussten wir erleben? N-VA-Chef Bart De Wever nutzte die Gelegenheit, zwei Regierungspartner auf föderaler Ebene einfach mal so vor den Kopf zu stoßen. Die französischen Rafales als Ersatz für die F-16-Kampfflieger? Nicht mit uns. Tiefschlag gegen Michel und seine MR. Eine Regelung für die Arco-Geschädigten? Die müssen damit klarkommen, dass ihr Geld weg ist. Ohrfeige für die CD&V. So wird das nichts mehr mit vernünftiger Regierungspolitik, ärgert sich Het Nieuwsblad.
Le Soir schreibt: Da war er wieder, der "Monsieur Non". Schon beim Thema Atomausstieg hatte Bart De Wever Charles Michel düpiert. Jetzt also auch bei den Rafales. Denn Michel will ja unbedingt über die Rafales nachdenken. Bart De Wever - das ist jetzt klar - nicht. Für Michel ist es schwer, unter solchen Voraussetzungen zu regieren, analysiert Le Soir.
L'Avenir hält fest: Bart De Wever macht mit seinen Äußerungen zu den Rafales nicht nur deutlich, dass er nichts von diesem französischen Flugzeug hält. Er will auch in Erinnerung rufen, dass seine Partei über mehr Themen nachdenkt als nur Sicherheit, Flüchtlinge und Identität. Ein klar parteipolitischer Beweggrund also. Das zwingt Michel dazu, sich selbst parteipolitisch zu positionieren im Hinblick auf die kommenden Wahlen. Wir können uns auf viel politisches Heckmeck in der nächsten Zeit gefasst machen, so L'Avenir.
Het Laatste Nieuws notiert: Mit Blick auf die aktuelle Föderalregierung muss bezweifelt werden, ob die Verlängerung der Legislaturperiode von vier auf fünf Jahre eine gute Idee war. Denn von Nahem betrachtet ist seit dem Sommer 2016 nichts Grundsätzliches mehr geschehen. Premierminister Charles Michel wird zwar nicht müde, zu sagen, dass bis zum letzten Tag durchregiert werden soll, doch schon jetzt ist das längst nicht mehr der Fall. Die Legislaturperiode sollte entweder wieder auf vier Jahre begrenzt werden - oder die Regierung sollte die Möglichkeit haben, vorzeitige Neuwahlen auch ohne Krise ansetzen zu können, wünscht sich Het Laatste Nieuws.
Kay Wagner