"Das ganze Land steht hinter den Roten Teufeln", titelt La Dernière Heure. "Die Fans sind bereit, sind es die Roten Teufel auch?", fragt sich ihrerseits Gazet van Antwerpen. "Die Roten Teufel müssen überzeugen", fordert denn auch L'Avenir.
Am Samstag steht für die Nationalmannschaft bei der WM das zweite Gruppenspiel auf dem Programm. Es geht gegen Tunesien. Het Belang van Limburg erinnert noch einmal an den heutigen Einsatz: "Wenn wir heute gegen Tunesien gewinnen, dann sind wir fürs Achtelfinale so gut wie qualifiziert". Nur schwingt eben bei einigen Zeitungen trotz aller Vorfreude der Hauch eines Zweifels mit: In ihrem ersten Spiel hatten die Roten Teufel nicht so richtig überzeugen können. Zwar hat Belgien gegen Fußball-Zwerg Panama mit 3:0 gewonnen, es war aber doch noch eine Reihe von spielerischen Schwächen zu erkennen.
"Romelu, wir zählen auf Dich", wendet sich aber Het Nieuwsblad an Torjäger Lukaku, der im ersten Spiel schon zwei Mal getroffen hat. Le Soir bringt ein Porträt des 25-Jährigen und beleuchtet dabei insbesondere die Hassliebe zwischen den Fans und dem Stürmer von Manchester United. "Lukaku, der ungeliebte Torjäger", so der Titel der Story.
Die Vorfreude auf das Spiel ist jedenfalls spürbar. Het Laatste Nieuws bringt auf seiner Titelseite das Foto einer begeisterten Seniorin in voller Fan-Montur. "Der größte Rote Teufel-Fan ist 89 - und das ganze Altersheim soll es wissen", schreibt das Blatt. Marietta ist 89 Jahre und will die Nationalmannschaft am Nachmittag jedenfalls lauthals unterstützen.
Angefeuert werden die Roten Teufel aber im Stadion in Moskau aber auch noch von drei ganz besonderen Ehrengästen: König Philippe und seine zwei Söhne Gabriel und Emmanuel.
ING Belgien und die Millionen der russischen Oligarchen
Le Soir und De Tijd bringen am Samstag neue Erkenntnisse aus der Auswertung der sogenannten Panama Papers. Ein bemerkenswertes Resultat in Form einer Schlagzeile: "ING Belgien verwaltet in der Schweiz die obskuren russischen Öl-Millionen".
Offensichtlich ist es so: Eine historische Filiale von ING Belgien mit Sitz in Genf kümmert sich also um Offshore-Vermögen von russischen Oligarchen. Beide Blätter unterstreichen, dass besagte Genfer Filiale nicht über eigenen Handlungsspielraum verfügt und entsprechend die juristische Verantwortung für die Praktiken bei ING Belgien liegt.
Druck von der Nato und eine müde Koalition
"Der Nato-Chef mahnt Belgien zur Eile", notiert derweil De Morgen auf Seite eins. Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg drängt Belgien dazu, sich "so schnell wie möglich" für einen Nachfolger der F-16-Kampfjets zu entscheiden. Eben in dieser Frage hat es am Freitag erneut Knatsch gegeben innerhalb der Föderalregierung. Der N-VA-Verteidigungsminister Steven Vandeput hatte in der Zeitung De Morgen erklärt, dass seiner Ansicht nach die französische Rafale aus dem Rennen sei. Die Franzosen hätten ihr Angebot schließlich nicht im Rahmen des offiziellen Ausschreibungsverfahrens hinterlegt.
Wenig später wurde Vandeput aber von Premierminister Charles Michel zurückgepfiffen: "Die N-VA trifft auf einen entschlosseneren Michel", so fasst es De Standaard zusammen. Le Soir formuliert es drastischer: "Zwischen dem Premier und der N-VA fliegen die Fetzen". Konkret: Michel will neben den beiden hinterlegten Angeboten, sprich neben der amerikanischen F-35 und dem Eurofighter, noch zwei andere Optionen prüfen lassen, nämlich eben das französische Angebot und auch eine mögliche Laufzeitverlängerung der F-16. Genau auf diese Vorgehensweise hatte sich auch schon der Ministerrat in der vergangenen Woche verständigt.
Das scheint dem Verteidigungsminister offensichtlich nach wie vor nicht in den Kram zu passen, analysiert Het Belang van Limburg in seinem Leitartikel. Steven Vandeput spürt, dass ihm die Akte immer weiter entgleitet. Und tatsächlich ist offensichtlich, dass Michel die Entscheidung an sich zieht, dass im Zusammenhang mit dem F-16-Ersatz nicht mehr der Verteidigungsminister, sondern der Premier am Steuerknüppel sitzt.
Es ist fast schon eine geschäftsführende Regierung, meint De Standaard. Dieses Kabinett ist sichtbar flügellahm. Jüngstes Beispiel ist eben der Clash zwischen Vandeput und Michel. Das Vertrauen ist im Keller. Und damit sind echte Beschlüsse fast nicht mehr möglich. Charles Michel muss jetzt Führungsstärke beweisen.
"Die Schwedische Koalition ist müde", stellt auch Le Soir fest. Das hat in erster Linie mit den anstehenden Kommunalwahlen zu tun. Die sorgen insbesondere bei der N-VA für spürbare Nervosität. Für die Partei von Bart De Wever geht es da nämlich um viel. Die Partei muss, um wirklich zur Volkspartei zu werden, ihre Präsenz auf der lokalen Ebene deutlich ausbauen. Und mit jeder neuen Polemik, die die N-VA vom Zaun bricht, wächst auch bei der frankophonen MR die Unzufriedenheit über den Koalitionspartner. Zu allem Überfluss kann jetzt auch noch die Europapolitik zu einem weiteren Konfliktherd werden: Im Augenblick stehen auf EU-Ebene fundamentale Weichenstellungen an. Und die N-VA ist da eher auf der Linie der Salvinis und Orbans dieser Welt.
Die Zukunft der EU und die der Türkei
Apropos EU: Die Europäische Union steckt mal wieder bis zum Hals in einer Existenzkrise, konstatiert sinngemäß Het Laatste Nieuws. Die Asylpolitik entwickelt sich zum Schicksalsdossier. Morgen, beziehungsweise Ende kommender Woche, werden die Staats- und Regierungschefs über einen gemeinsamen Ansatz in der Flüchtlingspolitik verhandeln. Wieder einmal. Dabei hat das diesmal nichts zu tun mit einer akuten Flüchtlingskrise, es geht allein ums politische Überleben der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel. Und in letzter Konsequenz reden wir hier auch nicht mehr über Pushbacks oder mögliche "Sammelpunkte" für Flüchtlinge in Nordafrika, sondern über die Zukunft der Europäischen Union.
Und dann blicken einige Blätter schließlich noch auf die Türkei, wo an diesem Wochenende gewählt wird. Die Wahl könnte knapper ausfallen, als es sich Präsident Erdogan wohl erhofft hat. La Libre Belgique bringt es auf den Punkt: "Erdogan, weiter oder Stopp?", fragt sich das Blatt.
Dabei muss man feststellen, betont La Libre in ihrem Leitartikel: Fairness wird bei dieser Wahl nicht besonders großgeschrieben. Erdogan und seine AKP sind in den Medien allgegenwärtig. In den ländlichen Gebieten ist die Partei zudem nach wie vor fest verankert. Aber: Die "andere" Türkei ist offensichtlich erwacht.
Das ist dann doch eine lebendige Demokratie, bemerkt dazu De Morgen. Allein schon die Tatsache, dass es spannend wird in der Türkei, kann dem Bürger und generell den Demokraten Mut geben. Und was lernen wir daraus? Populistische Lügen können für einen steilen Aufstieg sorgen. Die Wahrheit, insbesondere die wirtschaftliche, holt sie am Ende aber ein.
Roger Pint