"32 Länder, 32 Träume", titelt De Morgen. "Wer werden die Zaren der Fußballweltmeisterschaft sein?", fragt L'Avenir. Und Gazet van Antwerpen schreibt zu einem Bild der Roten Teufel: "Unterwegs zum Finale".
Der heutige Beginn der Fußballweltmeisterschaft in Russland ist neben vielen Titelstorys und Sonderbeilagen auch Thema von Kommentaren. Le Soir notiert: Fußball ist magisch. Er bringt Menschen zusammen, lässt soziale Ungleichheiten vergessen, sorgt dafür, dass wildfremde Menschen sich plötzlich in den Armen liegen. Aber er ist auch politisch und - das haben gerade die jüngsten Entwicklungen gezeigt - ein fast größenwahnsinniges Business. Die WM in Russland ist da keine Ausnahme. Kurz: Der Fußball bringt die besten und die schlechtesten Seiten im Menschen hervor. Der Fußball ist wie das Leben. Es lebe die WM!, jubelt Le Soir.
Ähnlich L'Avenir: Eigentlich ist nichts unwichtiger als Fußball. Es ist ein Spiel, mehr nicht. Ein Ball, der mit dem Fuß getreten wird. Leidenschaft und Spektakel. Alles ändert sich jedoch, wenn Fußball mehr wird. So, wie es heute längst ist. Fußball bedeutet Macht, Geld, Interessen, Politik. Im positiven, wie im negativen Sinne. Fußball ist ein Spiegel des Lebens, meint auch L'Avenir.
Begeisterung ja, Naivität nein
La Libre Belgique analysiert: Es gibt drei Möglichkeiten, die Weltmeisterschaft in Russland zu betrachten. Erstens: Man kritisiert alles, was nicht passt. Putin und sein System und das wahnsinnig viele Geld, um das es geht. Zweitens: Man kann das alles ausblenden und sich nur auf den Sport konzentrieren. Drittens: Man kann beide Aspekte berücksichtigen, sich am Sport erfreuen, gleichzeitig aber die Schattenseiten nicht ausblenden. Wir sollten begeisterte, aber keine naiven Fans sein, rät La Libre Belgique.
Het Belang van Limburg hofft auf das "Wir-Gefühl", das die Spiele der Roten Teufel in Belgien wieder erwecken könnten und führt aus: Wenn nächsten Dienstag die Roten Teufel ihr erstes Match spielen, wird es keine Flamen und Wallonen mehr geben, keine Chefs und Untergebenen, keine Armen und Reichen, keine Limburger und keine Antwerpener. Diese fantastische Mannschaft wird es wieder schaffen, dass wir alle geeint hinter ihr stehen. Es ist endlich an der Zeit, dass wir diese Eigenschaft nicht nur während eines Fußballturniers, sondern auch in unserem Alltag leben, wünscht sich Het Belang van Limburg.
La Dernière Heure schreibt zur Vergabe der Weltmeisterschaft 2026 an das Trio USA-Mexiko-Kanada: Diese Weltmeisterschaft wird die erste sein, bei der 48 Mannschaften teilnehmen werden. Dass sich das Trio gegen den einzigen Mitkonkurrenten Marokko durchgesetzt hat, ist richtungsweisend. Es wird in Zukunft wahrscheinlich unmöglich werden für kleine Länder, ein solches Riesen-Turnier alleine auszurichten. In Zukunft wird es wohl immer öfter zwei oder drei Gastgeber einer Weltmeisterschaft geben, glaubt La Dernière Heure.
Schlag ins Gesicht der jungen Arbeitnehmer
Het Laatste Nieuws kommentiert zur Einigung der Sozialpartner bei Carrefour, mehrere Hundert Mitarbeiter mit 56 Jahren in den Frühruhestand zu entlassen: Sollte die Regierung dieser Einigung zustimmen, stellt sie ihre eigene Glaubwürdigkeit infrage. Es wäre gleichzeitig ein Schlag ins Gesicht aller jungen Arbeitnehmer. Denn sie sollen nach den Plänen der Regierung ja bis 67 Jahren arbeiten. Ohne jegliche Garantie, dass sie eine ausreichende Rente bekommen werden, schimpft Het Laatste Nieuws.
Kritisch ist auch Het Nieuwsblad und führt aus: Diese Einigung bei Carrefour zeigt mal wieder, wie langsam die politischen Mühlen in unserem Land mahlen. Denn es steht ja schon seit längerem im Raum, dass wir künftig länger arbeiten sollen und es solche Lösungen, wie jetzt bei Carrefour, nicht mehr geben darf. Aber die Regierung hat zu viel Zeit vertrödelt, Nägel mit Köpfen bei der Rentenreform zu machen. Deshalb ist so etwas wie bei Carrefour jetzt noch möglich. Ein Jammer, beklagt Het Nieuwsblad.
Politische Bankrotterklärung in Flandern
De Morgen beschäftigt sich mit der Kinderarmut in Flandern. Am Mittwoch wurde im flämischen Parlament der jüngste Bericht des "Dienstes für Kind und Familie" diskutiert. Der Bericht zeigt, dass die Kinderarmut zugenommen hat. De Morgen regt sich auf: Die zuständige Ministerin Liesbeth Homans von der N-VA machte schon in der Überschrift ihrer Pressemitteilung klar, wo sie den Grund für die schlechten Zahlen sieht. Nämlich bei den Flüchtlingen. Die vielen Flüchtlingskinder würden die Statistik negativ beeinflussen. Das ist unverschämt, denn schlichtweg falsch! Kinderarmut hat es nämlich auch in den vergangenen Jahren gegeben, nur haben Homans und Konsorten damals so getan, als ob es sie nicht gäbe. Rote Karte für die Ministerin, fordert De Morgen.
Gazet van Antwerpen meint: Statt die Zahlen ernst zu nehmen, haben die Regierungsparteien am Mittwoch versucht, sich die Zahlen schönzureden. Das ist eine politische Bankrotterklärung. Denn damit wollen die Regierungsparteien nicht zugeben, dass sie nichts getan haben gegen Kinderarmut. Fünf Jahre lang, wettert auch Gazet van Antwerpen.
Kay Wagner