"Trumps Zorn trifft die G7 wie ein Blitz", titelt das GrenzEcho. "Trump sorgt für Durcheinander in der Welt", so die Schlagzeile bei Le Soir. Und La Libre Belgique notiert auf ihrer Titelseite: "Streit mit den Verbündeten, eitel Sonnenschein mit Nordkorea?" Der Eklat beim G7-Treffen in Kanada ist heute Thema für viele Aufmacher und Kommentare. US-Präsident Donald Trump hatte aus dem Flugzeug heraus mit einem Tweet seine Zustimmung zur gemeinsamen Abschlusserklärung wieder rückgängig gemacht.
Dazu meint La Libre Belgique: Das Verhalten von Trump ist besorgniserregend. Zunächst stößt der US-Präsident die jahrzehntelangen Bundesgenossen rüde vor den Kopf. Dann will er sich mit einem hinterhältigen Diktator treffen, wahrscheinlich mit der Absicht, sich so den Friedensnobelpreis zu verdienen. Das macht auf eklatante Weise deutlich, dass Trump falsche Prioritäten setzt, urteilt La Libre Belgique.
Le Soir stellt fest: Donald Trump hat den G7-Gipfel getötet. Er hat sein "America first" vor die gemeinsamen Interessen mit den Partnern gestellt. Vielmehr als diese Partner hat Trump China und Russland im Blick. China, weil es eine riesige Wirtschaftsmacht ist. Russland, weil es über unzählige Waffen verfügt. Träumt Trump vielleicht von einem G3, statt des aktuellen G7? Vielleicht. Das Wichtigste - gerade für Europa - ist aber, eine passende Antwort auf das Verhalten des US-Präsidenten zu finden. Europa muss mehr denn je geeint auftreten, um im Konzert der Großen international bestehen zu können, glaubt Le Soir.
Die EU muss selbstständig werden
Auch Het Laatste Nieuws sieht die EU jetzt am Zug und schreibt: Europa muss erkennen, dass es allein dasteht. Wenn etwas falsch läuft, kann Europa nicht mehr auf Hilfe aus dem Weißen Haus hoffen. Nicht nur wirtschaftlich muss die EU endlich lernen, auf eigenen Beinen zu stehen, auch militärisch, fordert Het Laatste Nieuws.
Das GrenzEcho fragt: Wie lange noch wollen sich die Europäer von den USA am Nasenring über die Weltbühne herumführen lassen? Denn es wäre zu kurz gegriffen, Trump isoliert zu betrachten und nicht als den höchsten Repräsentanten des mächtigsten Landes der Erde, in einer Reihe mit seinen Vorgängern. Und noch eins: Die Schuldigen am US-Außenhandelsdefizit sind nicht die EU und insbesondere Deutschland oder China. Die Schuldigen sind die USA selbst, deren Kapitalisten die Arbeit exportiert haben in die globale Welt, erinnert das GrenzEcho.
De Morgen stellt fest: Mehr als ein Jahr nach seinem Amtseid hat Trump die Fähigkeit perfektioniert, seinen Wählern zu gefallen, sie zu belustigen und sie stolz zu machen. Seine Gegenspieler im In- und Ausland dagegen haben daraus allerdings noch keine Lehren gezogen. Sie haben lediglich ihre Fähigkeit verbessert, sich über Trump zu ärgern, hält De Morgen fest.
Erdoğan bleibt eine Herausforderung
De Standaard geht auf zwei Veranstaltungen der türkischen Gemeinde in Belgien am vergangenen Samstag ein und schreibt: In Antwerpen hatte die Vereinigung Fedactio zu einem Fastenessen während des Ramadan eingeladen. Die Vereinigung steht der Gülen-Bewegung nahe. Lokale Politiker, unter anderem Bart De Wever, waren anwesend. Alles verlief ohne Probleme.
In Gent fand zur gleichen Zeit ein ähnliches Essen statt, dort veranstaltet von einer Organisation, die den türkischen Präsidenten Erdoğan offen unterstützt. In Gent wurde dann auch dazu aufgerufen, bei den aktuellen Wahlen für Erdoğan zu stimmen. Diese Politisierung von in Belgien lebenden Türken hat Erdoğan bewusst gefördert. Sie bleibt eine Herausforderung für unsere Politik, betont De Standaard.
Het Belang van Limburg schreibt zur N-VA: Bei ihrer Werbetour durch die Provinzen machte der gelbe N-VA-Bus gestern in Limburg halt. Diese Tour macht die N-VA nicht umsonst. In den Gemeinderäten ist sie nämlich längst noch nicht die dominierende Partei, die sie auf regionaler oder gar föderaler Ebene ist. In den Gemeinderäten ist weiter die CD&V stärkste Partei. Normalerweise verläuft die Karriere eines Politikers von der Lokalpolitik hoch zur nationalen Ebene. Die N-VA beschreitet gerade den umgekehrten Weg. Keine schlechte Idee. Denn der enge Kontakt zur Basis lehrt Bescheidenheit, findet Het Belang van Limburg.
Fußball-WM: Ein bitterer Beigeschmack
L'Avenir schreibt zur Fußballweltmeisterschaft, die am Donnerstag in Russland beginnt: Die Fußballfans jubeln schon jetzt: Endlich geht es wieder los. Doch diese Weltmeisterschaft hat einen bitteren Beigeschmack. Die Wahl des Gastgeberlandes war alles andere als glücklich. Russland hat enorme Probleme bei der Einhaltung der Menschenrechte. Politische Gegner werden weggesperrt, Journalisten unter Druck gesetzt, der starke Mann im Staat regiert fast wie ein Diktator.
Zwar ist es nicht das erste Mal, dass sportliche Großveranstaltungen in fragwürdigen Gastgeberländern stattfinden. Trotzdem sollte man das nicht einfach hinnehmen. Bei der Wahl der Gastgeberländer sollte man höhere Ansprüche stellen. Letztlich könnte man auch solche Veranstaltungen boykottieren. So etwas gab es schon einmal bei den Olympischen Spielen 1980 in Moskau. Als Protest gegen die Invasion der UdSSR in Afghanistan, erinnert L'Avenir.
Kay Wagner