"Hat Crombez Vandeput mit Fake News angegriffen?" De Morgen macht heute mit einem neuen Kapitel zum Streit um die "F-16-Mails" auf, wie die Zeitung es nennt. Die F-16 sind die Jagdbomber der belgischen Luftwaffe, die durch neue Flieger ersetzt werden sollen. Verteidigungsminister Steven Vandeput war vorgeworfen worden, dass er neue Flieger anschaffen wollte, obwohl er wusste, dass die Lebensdauer der F-16 noch verlängert werden könnte. Vandeput hatte abgestritten, das gewusst zu haben.
De Morgen kommentiert: Am Mittwoch nun wedelte der SP.A-Vorsitzende John Crombez mit ausgedruckten E-Mails herum. Sie sollten beweisen, dass Vandeput alles gewusst hatte. Mittlerweile wissen wir, dass die Kammer die Diskussion beendet hat. Und wir wissen auch, dass die Mails von Crombez höchstwahrscheinlich Fake News waren. Das haben Recherchen unserer Zeitung ergeben. Die Erkenntnis ist erschreckend: Es stellt sich die Frage, wer diese Fake News verbreitet hat. Und warum er den SP.A-Vorsitzenden damit in die Irre leiten wollte. Das ist eine durchaus ernste Angelegenheit, sorgt sich De Morgen.
Herausforderungen
Zum Handelsstreit zwischen den USA und Europa notiert La Libre Belgique: Mit der Einführung von Strafzöllen auf Aluminium und Stahl testet Trump die Glaubwürdigkeit von Europa. Er ist sich sicher, dass Europa bei einem Handelskrieg mehr zu verlieren hat, als die USA. Deshalb erlaubt er sich diesen Schritt. Zwar ist das nicht sicher, doch für Europa ist das tatsächlich eine Herausforderung. Die Antwort auf die Strafzölle nämlich ist nicht einfach: Auf der einen Seite muss auch Europa mit Härte reagieren, um den USA zu zeigen, dass Trumps Entscheidung falsch ist. Auf der anderen Seite muss Europa alles dazu beitragen, um die Situation zu deeskalieren, analysiert La Libre Belgique.
Das GrenzEcho wundert sich über die ersten Reaktionen aus Europa und notiert: Beispiel Berlin. Man werde die Situation analysieren und entsprechend reagieren, heißt es. Wie bitte? Man könnte und müsste längst vorbereitet sein in Europa. Und unmittelbar handeln. Aber so streitet man sich lieber zwischen Paris und Berlin darüber, wie Brüssel reagieren soll. Dass man dabei auch weiteren Kredit bei der EU-Bevölkerung verliert, scheint die meisten nicht zu kümmern. Dabei wissen alle, dass die EU vor allem daran leidet, dass sie nicht entscheidungs- und folglich handlungsfähig ist, kritisiert das GrenzEcho.
Als Folge einer verfehlten EU-Politik wertet L'Avenir die aktuellen Krisen in Spanien und Italien und führt aus: In Italien ist es die Flüchtlingspolitik, die viele Wähler in die Arme populistischer Parteien getrieben hat. Die EU hat Italien, aber auch Griechenland, nicht genug geholfen, um mit dem Ansturm der Flüchtlinge zurechtzukommen. In Spanien ist es die rigide Sparpolitik, die die EU dem Land quasi aufgezwungen hat und die zu viel Enttäuschung bei den Bürgern geführt hat. Die Unfähigkeit in Spanien, tragfähige Mehrheiten für eine Regierung zu finden, ist die Konsequenz. Auch die starre Haltung der EU bei der Katalonien-Frage mag eine Rolle spielen. Der Aufruf zu mehr Einigkeit allein bringt Europa nicht voran, bemängelt L'Avenir.
L'Echo schreibt: Nicht nur Rom, auch Europa bekommt jetzt eine extreme Regierung. Der Aufstieg der Populisten und Nationalisten überall in der EU ist die Folge von fehlenden Antworten auf die Sorgen vieler Bürger. Seit der Ölkrise in den 1970er-Jahren hat sich die Schere zwischen Arm und Reich in Europa kontinuierlich weiter geöffnet. Um die Verlierer hat man sich zu wenig gekümmert. Die heutige Situation ist eine Herausforderung für unsere Demokratien. Und die Demokratie, das sind ja letztlich wir selbst. Es liegt an jedem einzelnen von uns, sich dieser Herausforderung zu stellen, erinnert L'Echo.
Polen statt Antwerpen
Die Wirtschaftszeitung De Tijd ärgert sich, dass der belgische Technologiekonzern Umicore sein neues Werk zur Herstellung von aufladbaren Autobatterien in Polen und nicht in Antwerpen bauen will. Die Zeitung notiert: Wir geben sehr viel Geld für Kampagnen aus, um die europäischen Niederlassungen internationaler Betriebe nach dem Brexit von London in unser Land zu holen. Aber wir schaffen es nicht, dass sich ein belgisches Unternehmen für Belgien entscheidet, um hier sein neues Werk zu bauen. Was für eine bittere Pille. Und die Reaktion unserer Politiker: Resignation. Es sei nun mal so, dass die Lohnnebenkosten in Belgien so hoch seien, dass Antwerpen Verkehrsprobleme hat und so weiter. Als ob die Politiker nicht selbst am Hebel säßen, um das zu ändern, schimpft De Tijd.
Auch De Standaard meint: Es ist falsch so tun, als ob das nur eine Randnotiz wäre. Immerhin gehen Belgien damit 400 Arbeitsplätze für Spezialisten verloren. Und die Entscheidung hat auch noch einmal schmerzlich bewusst gemacht, dass in Belgien allgemein und in Antwerpen im Besonderen einiges getan werden muss, um als Standort für ein modernes Unternehmen attraktiv zu sein, bedauert De Standaard.
23 Matratzen nach Moskau
Zum sogenannten "Matratzen-Gate" bei den Roten Teufeln kommentiert Het Laatste Nieuws, die die Affäre überhaupt erst ins Rollen gebracht hatte: Wie erfrischend diese Nachricht doch wirkte im Meer der schlechten Nachrichten, in dem wir gestern schwammen: Handelskrieg mit den USA, Italien-Krise und der Anschlag von Lüttich. Und dann plötzlich die Sorge darum, dass die 23 Spieler, die für Belgien in Russland nach dem Weltmeistertitel greifen werden, bereits feststehen könnten. Weil 23 Namen auf 23 Matratzen angebracht waren, die von Belgien nach Moskau geflogen wurden. Dabei sollten die Namen doch erst am Montag bekanntgegeben werden. Was für eine Aufregung! Und die darf jetzt noch anhalten. Denn tatsächlich wird erst am Montag verkündet, wer mit nach Russland darf. Das WM-Fußballfieber, es greift schon um sich, freut sich Het Laatste Nieuws.
Kay Wagner
Handelskrieg mit den USA aber 'nen F16 Nachfolger bei den Bekloppten die für die Witzfigur im Weissen Haus verantwortlich sind bestellen, typisch belgische Denkweise