"Club Brügge macht Meisterstück", titelt das Grenz-Echo. "Brügge, ein verdienter Meister", schreibt La Dernière Heure auf Seite eins. Und Het Nieuwsblad jubelt: "Club ist Meister, wer sonst?".
Die meisten Zeitungen vermelden den Gewinn der Fußballmeisterschaft des FC Brügge groß auf ihren Titelseiten. Ein 1:1 bei Standard Lüttich reichte Brügge am Sonntagabend, um den 15. Meistertitel der Vereinsgeschichte perfekt zu machen. Einen Spieltag vor Saisonende. Ihre Leitartikel widmen die Zeitungen allerdings anderen Themen.
Gazet van Antwerpen schreibt zum ersten Streiktag der Piloten von Brussels Airlines: Dieser Streik kommt zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt. Der Mutterbetrieb von Brussels Airlines, Lufthansa, denkt nämlich gerade darüber nach, wieviel Geld er in seine belgische Tochter investieren soll. Der Streik wird die Entscheidung da sicher nicht positiv beeinflussen.
Die Piloten spielen deshalb nicht nur mit der Zukunft ihrer eigenen Jobs, sondern auch mit der ihrer Kollegen bei Brussels Airlines und aller anderen Beschäftigten am Brüsseler Flughafen, warnt Gazet van Antwerpen.
Israel: Erfolgsstory mit Schattenseite
Heute vor genau 70 Jahren wurde der Staat Israel gegründet. Zum Geburtstag notiert Le Soir: Eigentlich ist die Geschichte des Staates Israel eine Erfolgsstory. Israels Wirtschaft geht es gut, das starke Militär hat die Nachbarländer in ihre Schranken verwiesen, Schriftsteller und Cineasten sind weltweit anerkannt, und am Samstag hat Israel dann auch noch den Eurovision Song Contest gewonnen.
US-Präsident Trump wird heute Jerusalem als Israels Hauptstadt anerkennen. Doch leider hat diese Erfolgsstory auch eine dunkle Seite. Denn die Palästinenser haben immer noch keine neue Heimat gefunden, nachdem die Staatsgründung sie quasi heimatlos gemacht hat. Nur eine Zwei-Staaten-Lösung wird Frieden bringen können.
Doch die aggressive Siedlungspolitik jüdischer Fundamentalisten, die von der Regierung gedeckt wird, ist das größte Hindernis dafür, bedauert Le Soir.
Noch düsterer beschreibt L'Avenir diese Situation: Die Geschichte Israels ist die Geschichte eines Projekts von Hoffnung und Friede, das aber nur in einem Umfeld von Gewalt möglich scheint. Um das zu ändern, müssten die politischen Führer beider Seiten auf das uralte Recht auf Vergeltung verzichten. Nur so lässt sich die unendlich wirkende Spirale der Gewalt stoppen, glaubt L'Avenir.
Fußnote der Geschichte
Zur Verlegung der US-Botschaft von Tel Aviv nach Jerusalem hält Het Belang van Limburg fest: US-Präsident Donald Trump zeigt mit dieser Entscheidung, dass er den Zeitgeist besser versteht als die Europäer. Die Zeiten, als die arabischen Bruderstaaten solidarisch mit den Palästinensern waren, sind vorbei.
Israel ist für die Sunniten der arabischen Halbinsel längst nicht mehr der größte Feind, den es zu bekämpfen gibt. Vielmehr ist Israel sogar ein Verbündeter geworden im Kampf gegen die Schiiten im Iran, um die regionale Vorherrschaft in Nahost. Die Palästinenser sind durch diese Verschiebung der Interessen zu einer Fußnote der Geschichte verkommen, beklagt Het Belang van Limburg.
De Standaard macht sich Gedanken zur Regierungsbildung in Italien und warnt: Die drittgrößte Volkswirtschaft in Europa steht kurz davor, eine antieuropäische Regierung zu bekommen. Lega Nord und die Fünf-Sterne-Bewegung haben aus ihrer EU-kritischen Haltung nie einen Hehl gemacht. Der französische Präsident Emmanuel Macron muss sich mittlerweile ziemlich einsam fühlen bei seiner Vision für ein neues, stärkeres Europa.
Denn in Brüssel findet Macron nicht die Unterstützung, die er bräuchte. Vielmehr wird hier so getan, als ob man mit den alten Rezepten einfach weitermachen könnte. Ungeachtet der immer deutlicheren Erkenntnis, dass immer mehr europäische Bürger ein "Weiter so" nicht wollen. Das gerade abgewählte Establishment in Italien kann davon ein Lied singen, so De Standaard.
Terror geht weiter
Zur Messerattacke in Paris, zu der sich die Terrororganisation Islamischer Staat bekannt hat, führt La Libre Belgique aus: Dieser blutige Anschlag war leider nicht der einzige an diesem Wochenende. In Indonesien wurden Kirchen angegriffen, in Afghanistan gab es wieder Tote durch Explosionen.
All diese Anschläge gehen auf das Konto von religiös motiviertem Terrorismus. Leider sieht es danach aus, dass sich daran in naher Zukunft nichts ändern wird. Die geopolitischen Ereignisse der vergangenen Tage, vor allem im Mittleren Osten, tragen nicht dazu bei, auf etwas anderes zu hoffen, befürchtet La Libre Belgique.
Zum Filmfestival in Cannes notiert De Morgen: Am Sonntag haben 82 Schauspielerinnen, darunter die Jury-Vorsitzende Kate Blanchett, gegen die ungleichen Gehälter zwischen Männern und Frauen protestiert. Die #metoo-Bewegung aus dem vergangenen Jahr geht damit in die zweite Runde. Jetzt geht es um Lohngleichheit und das natürlich nicht nur in der Filmbranche.
Lohngleichheit, das ist eine Forderung, die von 90 Prozent der Europäer unterstützt wird. Und natürlich ist das nur recht und billig: gleiche Arbeit, gleicher Lohn, nichts anderes ist gerecht. Worauf warten Politiker und Unternehmer dann noch, das endlich auch in die Tat umzusetzen, fragt De Morgen.
kw/jp