"Die Spannungen zwischen Israel und dem Iran erreichen eine neue Ebene", titelt L'Echo. "Eskalation in Nahost: Sorgen vor Krieg", schreibt das GrenzEcho. "Muss die Welt einen Krieg fürchten zwischen dem Iran und Israel?", fragt sich La Libre Belgique auf Seite eins.
Gestern ist es offensichtlich zu einer direkten militärischen Konfrontation zwischen Israel und dem Iran gekommen. Israel gab an, dass der Iran von Syrien aus Raketen auf die von Israel besetzen Golanhöhen abgefeuert habe. Israel reagierte umgehend und bombardierte iranische Stellungen in Syrien. Hintergrund ist wohl auch die Tatsache, dass die USA aus dem Atomabkommen mit dem Iran aussteigen wollen. "Israel und der Iran spielen mit dem Feuer", warnt jedenfalls De Standaard auf Seite eins. Im Innenteil wird die Zeitung noch deutlicher: "(Noch) kein Dritter Weltkrieg".
Die Spirale der Eskalation zwischen Israel und dem Iran dreht sich immer schneller, analysiert L'Avenir in seinem Leitartikel. Jetzt haben die Spannungen einen vorläufigen Höhepunkt erreicht. Die gestrigen Militäraktionen sind wohl die schlimmsten in diesem Gebiet seit dem Jom-Kippur-Krieg 1973. Und man muss es sagen, wie es ist: Es ist die Entscheidung von US-Präsident Donald Trump, sich aus dem Atom-Abkommen zurückzuziehen, die hier die Lunte angezündet hat. Die Europäer müssen jetzt versuchen, den Atom-Deal doch noch zu retten; wobei die jüngsten Ereignisse die Chancen wohl nicht vergrößert haben.
Rote Karte für Trump?
"Israels Reaktion war unverhältnismäßig", findet ihrerseits Gazet van Antwerpen. Der israelische Gegenschlag hatte ungleich größere Dimensionen als der angebliche iranische Raketenbeschuss. Die israelische Regierung sieht sich wohl im Aufwind, nachdem Trump den Iran ja de facto wieder zum Erzfeind erklärt hat. Jetzt kann man mit dem Segen der Amerikaner sozusagen alle militärischen Bremsen lösen. Es mag so aussehen, als habe Trump mit seinem Schritt den Startschuss gegeben, um die Welt noch ein bisschen mehr in ihr Verderben zu treiben.
Das GrenzEcho wird da konkreter: Trumps einseitiger Akt ist ein erster Schritt Richtung Krieg. Darauf weist nicht zuletzt die inszenierte Pressekonferenz hin, bei der Israel dem Iran vorwarf, seine Versprechen nicht eingehalten zu haben. Eine solche Rhetorik könnte auch die Vorbereitung eines Militärschlages gegen den Iran sein. Man denke nur an die nachgewiesenen Lügen, mit denen der Irakkrieg gerechtfertigt wurde. Die Europäer sollten Trump jetzt die Rote Karte zeigen.
Entscheidende Tage für die weltweite Diplomatie
Die Europäer sind jetzt jedenfalls in einer heiklen Situation, glaubt De Standaard. Viele EU-Staaten haben in letzter Zeit lukrative Handelsverträge mit dem Iran abgeschlossen. Der Markt ist attraktiv, immerhin hat das Land 82 Millionen Einwohner. Die Entscheidung von Donald Trump, vor allem die damit verbundenen Sanktionen, werfen nun einen düsteren Schatten auf das Ganze. Theoretisch hat die EU die Möglichkeiten und die Mittel, sich über US-Sanktionen hinwegzusetzen. Besser wäre es aber, wenn man sich mit allen Beteiligten gütlich einigen könnte.
L'Echo sorgt sich seinerseits um die künftige Glaubwürdigkeit internationaler Abkommen. Das mächtigste Land der Welt fühlt sich nicht mehr durch multilaterale Vereinbarungen gebunden. Vor dem Atomabkommen hatten sich die Amerikaner ja auch schon aus dem Klimaschutz-Vertrag verabschiedet. Es sind also entscheidende Tage für die weltweite Diplomatie. Die muss sich quasi selbst beweisen, dass der amerikanische Schleuderkurs es nicht verhindern wird, dass man konzertiert, gemeinsam, auf internationaler Ebene versucht, Lösungen für die Probleme der Welt zu finden.
Streik wird Brussels Airlines 10 Millionen Euro kosten
"Zehntausende wollen einen neuen Flug", so derweil die Aufmachergeschichte von Het Laatste Nieuws. Gestern herrschte ein mittleres Chaos am Brussels Airport in Zaventem. Viele Menschen waren in den Flughafen gekommen, um Flüge umzubuchen. Grund ist der angekündigte Pilotenstreik bei Brussels Airlines. Die Piloten wollen nächsten Montag und Mittwoch die Arbeit niederlegen. Insgesamt sind über 60.000 Passagiere betroffen. "Der Streik wird Brussels Airlines rund 10 Millionen Euro kosten", schreibt La Libre Belgique auf Seite eins. "Die Aktion ist aber nicht ungefährlich", warnt ein Experte in De Standaard. Wörtlich sagt er: "Kurz nach der vollständigen Übernahme durch Lufthansa zu streiken, das ist nicht sehr klug".
Der Streik kommt zu einem sehr ungünstigen Zeitpunkt, ist auch La Libre Belgique überzeugt. Gerade erst hat Brussels Airlines bekannt gegeben, dass die Gesellschaft in den ersten Monaten des Jahres Verlust gemacht hat. Die Streiks könnten also insbesondere den Mutterkonzern noch zusätzlich irritieren und verärgern. Die Gewerkschaften müssen sich darüber im Klaren sein, dass sie hier eine schwere Verantwortung übernehmen mit womöglich folgenschweren Konsequenzen.
Katz-und-Maus-Spiel am Nordbahnhof
"Flickschusterei um die Abschiebung von Illegalen", so schließlich die Schlagzeile von De Tijd. Innenminister Jan Jambon hatte ja angekündigt, dass die Polizei künftig entschlossener gegen die Transitmigranten auftreten soll, die insbesondere den Bereich um den Brüsseler Nordbahnhof belagern. Die Probleme zu lösen - das ist aber gar nicht so einfach, warnen Insider in De Tijd und auch in De Morgen. Beispiel: Kaum hatte der Innenminister seine markigen Ankündigungen gemacht, da waren die Transitmigranten auch schon verschwunden. Das Blatt spricht denn auch von einem "Katz-und-Maus-Spiel" am Brüsseler Nordbahnhof.
So löst man kein Problem, man verlagert es nur, resümiert De Morgen in seinem Leitartikel. Diese Migranten haben nicht mitunter mehrmals ihr Leben aufs Spiel gesetzt, um sich jetzt - vermeintlich kurz vor dem Ziel - noch stoppen zu lassen. Die Regierung wird sich früher oder später ernsthaft mit dem Problem beschäftigen müssen. Allein aufgrund der geographischen Lage des Landes weiß man: Trotz aller Versuche, die Menschen abzuschrecken, die Migration wird nicht verschwinden.
RoP