"Argenta bekommt IT-Panne nicht unter Kontrolle", schreibt die Wirtschaftszeitung De Tijd. Seit Tagen können Kunden der Argenta-Bank kein Online-Banking mehr machen. Weder an ihrem heimischen PC noch per Smartphone-App. Auch das Bezahlen mit Geldkarte oder Transaktionen am Schalter sind nicht mehr möglich. Grund ist ein bislang ungelöstes Datenbank- und Software-Problem in den Datencentern der Bank.
Dazu meint De Tijd: Das, was diese Woche bei Argenta passiert, ist ein ernster Zwischenfall. Der Übergang zu einer neuen IT-Plattform verlief nicht so wie geplant. Die Folge: Die Kunden kommen nicht mehr an ihr Geld. Um die besonders Ungeduldigen zu besänftigen hat die Bank angefangen zu improvisieren. Überweisungen sollen per Email durchgegeben werden. Was allen Vorschriften in Sachen Cyber-Sicherheit widerspricht.
Rohstoff Vertrauen
Argenta kommt hier nicht wieder heil raus. Was passiert ist, hat das Vertrauen vieler ihrer Kunden erschüttert. Und Vertrauen ist für eine Bank ein wichtiger Rohstoff. Die Argenta-Kunden lernen nun auf brutale Art und Weise die Kehrseite des Onlinebankings kennen.
Onlinebanking ist komfortabel, aber sehr abhängig von einer anfälligen Technologie. Geld ist virtuell geworden. Es sind nur noch Zahlen auf einem Bildschirm. Was tun, wenn diese Zahlen plötzlich nicht mehr da sind? Wie kann der Kunde beweisen, dass er tatsächlich noch Geld auf seinem Konto hat? Wer bewahrt denn noch Kontoauszüge auf? Wir denken darüber nicht allzu viel nach, bis es zu einem Blackout kommt, so wie jetzt bei Argenta, mahnt De Tijd.
Auch der Facebook-Datenskandal sorgt bei einigen Zeitungen für nachdenkliche Töne. L'Echo schreibt: Wir, die Nutzer, haben Facebook erschaffen. Wir haben es zu einem mächtigen Monopolisten gemacht, der Milliarden persönlicher und privater Daten besitzt. Und wir haben es freiwillig gemacht. Und wir tun es auch weiterhin jeden Tag und niemand hindert uns daran.
Als wir dann realisierten, dass das soziale Netzwerk seine Rentabilität aus der kommerziellen Ausbeutung unserer Daten zieht, haben wir rebelliert. Also, ein bisschen, und nicht sehr lange. Wir haben geschimpft, dass Facebook Geld auf unserem Rücken verdient. Aber da es kostenlos ist, haben wir erstmal stillgehalten. Und so fielen wir schnell wieder in unsere Gewohnheiten und haben diese nimmersatte Bestie immer weiter gefüttert, stellt L'Echo fest.
Daten-Dealer Zuckerberg
Het Laatste Nieuws findet die Haltung von Facebook zynisch. Marc Zuckerberg sieht sich selbst vielleicht gerne als Händler für Glück und Verbundenheit, aber ist ein Dealer für die privaten Daten seiner zwei Milliarden Facebook-Nutzer. Sie sind nicht seine Kunden und auch nicht seine Konsumenten. Sie sind sein Produkt, seine Handelsware.
Zuckerberg wirkt unglaubwürdig, wenn er jetzt behauptet, die Daten besser gegen Missbrauch durch Dritte beschützen zu wollen. Entweder ist Zuckerberg naiv, oder einfach nur zynisch. Wachstum ist Zuckerbergs einzige Sorge. Nein, mit Selbstregulierung alleine werden wir diese Branche nicht retten. Die gibt es nämlich eindeutig nicht.
Es liegt an den Regierungen, Facebook und Konsorten strengere Regeln aufzulegen, um die Privatsphäre ihrer Nutzer zu garantieren. Die EU-Kommission will das Ende Mai tun. Aber dass Marc Zuckerberg deswegen um seinen Schlaf gebracht wird, ist unwahrscheinlich. Selbst nach der jetzigen Affäre weiß er, dass ein Großteil seiner zwei Milliarden Nutzer sich weder um ihre Privatsphäre noch um einen möglichen Missbrauch scheren. Unsere Unachtsamkeit ist seine Wachstumsgarantie, egal was Regierungen und Kommissionen beschließen. Facebook wähnt sich, sieht sich und weiß sich unantastbar, glaubt Het Laatste Nieuws.
Glaubwürdigkeit wiederhergestellt
Le Soir kommentiert die Inhaftierung des ehemaligen Präsidenten Brasiliens Lula da Silva: Lula war Ende Januar wegen Korruption und Geldwäsche zu einer Gefängnisstrafe verurteilt worden, hatte aber gegen das Urteil Berufung eingelegt, um einer Einlieferung ins Gefängnis vorerst zu entgehen. Diesen Antrag wiesen die Richter des Obersten Bundesgerichtshofes mit knapper Mehrheit ab. Der linke Politiker galt als aussichtsreicher Kandidat für die kommenden Präsidentschaftswahlen. Mit der Haftstrafe ist er aus dem Rennen.
Die Zeitung begrüßt diese Entscheidung: Die Stabilität und Zukunft der Demokratie Brasiliens und seiner 180 Millionen Einwohner stand auf dem Spiel. Abgesehen vom Fall Lula muss generell dagegen getan werden, dass sich kriminelle Unternehmer und Politiker immer wieder ihrer Strafe entziehen, indem sie deren Vollstreckung immer wieder hinauszögern.
Eine große Mehrheit der Brasilianer ist von der Straflosigkeit und dem Zynismus ihrer Eliten angewidert. Das Land ist zu einem Paradies für Korruption geworden. Das Volk hat das Vertrauen in seine Politiker verloren. Dass die Korruptesten jetzt ins Gefängnis wandern, ist einer Handvoll Richter zu verdanken, die damit die Glaubwürdigkeit des Justizsystems und des Rechtsstaates wiederherstellen. Die Hoffnung auf eine saubere, neue politische Klasse ist jetzt größer denn je. Und, so Le Soir, "hoffen" und "warten" heißt auf Portugiesisch dasselbe: "esperar".
Volker Krings