"Ein erstes Audit spricht den Verteidigungsminister frei", titelt De Morgen. "Vandeput kommt straffrei davon", so auch die Schlagzeile von Het Laatste Nieuws. Beide Zeitungen haben die vorläufigen Ergebnisse eines ersten internen Untersuchungsberichtes einsehen können. Die Armeeführung hatte die sogenannte F-16-Gate-Affäre ausleuchten lassen. Dabei geht es ja um einen Geheimbericht des amerikanischen Rüstungskonzerns Lockheed Martin. Daraus geht hervor, dass die Lebensdauer der F-16-Kampfflugzeuge verlängert werden kann, dazu wären freilich Investitionen nötig.
Pikant war dabei, dass niemand von dieser Option gewusst haben will, dabei läuft ja gerade die Debatte über die mögliche Erneuerung der Luftflotte. Das erste Audit bestätigt jetzt, dass der N-VA-Verteidigungsminister tatsächlich nicht über die Existenz des besagten Geheimberichtes im Bilde war. Als möglichen Grund, warum die zuständigen Armeeverantwortlichen das Dokument zurückgehalten haben, nennt der Bericht einen "Einschätzungsfehler".
Der Elefant im Raum
Minister Steven Vandeput wird jetzt wohl aufatmen, meint De Morgen in seinem Leitartikel. Er hat – bis zum Beweis des Gegenteils – nichts verbummelt. Die Armeeverantwortlichen hingegen haben eine wichtige Information bewusst zurückgehalten. Und damit eine "politische" Entscheidung getroffen, was ihnen nicht zusteht. So weit, so gut, dann können wir uns ja jetzt endlich wieder der Kernfrage zuwenden. Und die lautet nicht, wie die naive Linke meint, ob wir neue Flugzeuge brauchen, sondern, warum es unbedingt amerikanische sein müssen. Diese Diskussion muss jetzt so offen wie möglich geführt werden.
Auf Seite eins von De Standaard gibt es eine mögliche Antwort: "Worum es wirklich geht bei der Erneuerung der Kampfflugzeuge: Es geht um Atombomben", schreibt das Blatt. Es gibt einen Elefanten im Raum. Eine unausgesprochene Wahrheit, groß wie ein Scheunentor, die da lautet: Bei der Auswahl eines neuen Kampfflugzeuges liegt mit in der Waagschale, dass in Belgien Atombomben lagern. In Kleine-Brogel, um genau zu sein. Das neue belgische Kampfflugzeug muss auf diese Bomben ausgelegt sein. Dafür werden die Amerikaner aber nur ein amerikanisches Fabrikat akzeptieren. Sprich: Belgien hat im Grunde eben nicht die Wahl. Und weil die Bomben von Kleine-Brogel eigentlich ein Staatsgeheimnis sind, ist eine demokratische, transparente Debatte über diese Frage unmöglich.
Fleischskandal, Steuererklärung, Zahnarztbesuch
"Wieder wurde ein Schlachthof nach einem Skandal dichtgemacht", titelt heute Het Laatste Nieuws. Diesmal geht es um einen Betrieb in Heist-op-den-Berg nördlich von Löwen. Hier wurden anscheinend Verstöße gegen die Hygienevorschriften festgestellt.
"Weniger Kästchen auf der Steuererklärung", weiß L'Echo zu berichten. Demnach umfasst die neue Steuererklärung doch immerhin noch 849 Rubriken, das sind aber 36 Kästchen weniger als noch 2017.
"Einer von zwei Belgiern war 2017 nicht beim Zahnarzt", so derweil die Aufmachergeschichte von Le Soir. Trotz finanzieller Anreize nimmt es also die Hälfte der Belgier mit der Zahnprophylaxe nicht so genau. Der Mund ist in gewisser Weise das Spiegelbild der Gesellschaft, meint die Brüsseler Zeitung in ihrem Leitartikel. Wenn selbst die Aussicht auf verminderte Kosten die Bürger nicht dazu bringt, ihre Zähne regelmäßig überprüfen zu lassen, dann ist die abschreckende Wirkung offensichtlich noch nicht groß genug. Der Patient ist aber nicht alleine verantwortlich für seine Gesundheit. Stichwort Junkfood, Stichwort Alkohol, Stichwort Tabak. Die Industrie hat noch immer weitgehend freie Fahrt.
Jobs, Jobs, Jobs – für Roboter
Bedrohliche Schlagzeile auf Seite eins von Het Nieuwsblad: "Einer von sechs Jobs wird durch die Automatisierung bedroht". Nach einem Bericht der OECD werden vor allem niedrig qualifizierte Arbeitsplätze in absehbarer Zeit verschwinden: Bauarbeiter, Putzpersonal, Küchenhilfen, Fließbandarbeiter, aber auch Postbedienstete oder Landwirte. Die Zeitung fasst es in Form einer Parole zusammen: "Jobs, Jobs, Jobs – für Roboter".
Die Zukunft hat schon begonnen, analysiert Het Nieuwsblad in seinem Leitartikel. Die Umbrüche, die uns bevorstehen, werden für Erschütterungen von ungesehener Intensität auf der Richterskala sorgen. Die Herausforderungen sind immens. Schon jetzt ist die Einkommensschere zwischen denen, die arbeiten, und denen, die keinen Job haben, enorm groß. Wir alle werden uns auf die neuen Zeiten einstellen müssen. Vor diesem Hintergrund erinnern die streikenden Eisenbahner in Frankreich, die für den Erhalt ihrer Privilegien kämpfen, an das Orchester auf der Titanic.
Die französische Staatsbahn SNCF ist längst ein aufgeblähter Dinosaurier, der noch dazu in den Genuss von unzeitgemäßen Privilegien kommt, meint auch sinngemäß La Libre Belgique. Jeder weiß, dass da der eiserne Besen her muss. Jeder weiß auch, dass das für jeden Politiker äußerst gefährlich werden kann. Für Präsident Emmanuel Macron geht es hier aber um seine Glaubwürdigkeit als der Reformer, der er sein will.
Warum nicht auch Belgien?
L'Echo und De Tijd schließlich beleuchten den gestrigen Börsengang des Online-Musikportals Spotify. Der Streamingdienst notiert jetzt an der New Yorker Wall Street mit einem Gesamtwert von annähernd 30 Milliarden Dollar. Spotify hat dabei neue Wege beschritten, unter anderem, weil das Unternehmen den Börsengang nicht durch Geschäftsbanken hat vorbereiten lassen. Das Unternehmen erbringt einen eindrucksvollen Beweis dafür, dass vielversprechende Internetdienstleister auch in Europa entstehen können, findet De Tijd. Und mal ehrlich: Wenn ein Land wie Schweden ein Unternehmen wie Spotify hervorbringen kann, warum sollte Belgien das nicht auch können?
Roger Pint