"Die umstrittene Winnie Mandela ist gestorben", schreibt Het Belang van Limburg. "Trauer um Winnie Mandela", notiert das GrenzEcho. "Tod von Winnie, der anderen Mandela", so die Schlagzeile von La Libre Belgique. Die "andere" Mandela, das ist wohl eine Anspielung darauf, dass Winnie Mandela nicht so integer war wie ihr Ex-Mann Nelson Mandela. Nach dessen Freilassung aus dem Gefängnis des Apartheid-Regimes und nachdem er als erster Schwarzer Präsident von Südafrika geworden war, geriet Winnie Mandela ein ums andere Mal ins Zwielicht. Die unermüdliche Freiheitskämpferin wurde am Ende wegen Betrugs, Entführung und Beihilfe zur Körperverletzung rechtskräftig verurteilt. De Standaard nennt sie denn auch "die umstrittene Mutter der Nation". Het Nieuwsblad ist direkter und spricht von der "gefallenen Diva des Anti-Apartheid-Kampfes".
Lohnnorm – kontraproduktiv oder sinnvoll?
Paradox anmutende Schlagzeile auf Seite eins von L'Echo: "Die Regierung könnte Lohnerhöhungen untersuchen lassen". Konkret geht es hier um die sogenannte Lohnnorm: Das ist eine Obergrenze, die von den Sozialpartnern festgelegt wird und die die Lohnentwicklung deckeln soll. Dies mit Blick auf die Wettbewerbsfähigkeit der belgischen Unternehmen im Vergleich zu den europäischen Nachbarn. Allerdings: "Diese Lohnnorm wird kaum kontrolliert", notiert sinngemäß De Tijd. In beiden Zeitungen droht Arbeitsminister Kris Peeters damit, die Kontrollen gegebenenfalls zu verschärfen, eben um zu verhindern, dass die belgischen Lohnkosten wieder außer Kontrolle geraten.
Das ist keine gute Idee, meint De Tijd in ihrem Leitartikel. Natürlich ist es wichtig, dass die belgischen Unternehmen konkurrenzfähig bleiben. Nur liegt das in erster Linie in ihrer eigenen Verantwortung. Es sind die Betriebe selbst, die darauf achten müssen, dass sie sich nicht durch allzu fürstliche Gehaltserhöhungen selbst ins Abseits manövrieren. Auf der anderen Seite muss jedes Unternehmen natürlich auch die Möglichkeit haben, seine Mitarbeiter angemessen zu be- und damit zu entlohnen. Und da kann eine allgemeine Lohnnorm, die also für alle gilt, durchaus kontraproduktiv sein, wie ein Korsett wirken, die wirtschaftliche Dynamik ausbremsen.
Ökostrom und Exzellenzpakt
"Die Hälfte des grünen Stroms kommt aus dem Ausland", so derweil die Aufmachergeschichte von Le Soir. Und dann dreht das Blatt die Feststellung um: Nur die Hälfte des in Belgien verkauften Ökostroms wird tatsächlich auch hierzulande produziert. Rein rechtlich und technisch ist das möglich: Über das europäische Label-System kann problemlos grüner Strom im Ausland gekauft und dann in Belgien angeboten werden. Das Problem ist aber, wie Le Soir hervorhebt, dass der Sektor der erneuerbaren Energien in Belgien dadurch freilich nicht größer wird.
Das macht dieses Label-System auch problematisch, meint Le Soir in einem Kommentar. Selbst eine hohe Nachfrage sorgt de facto nicht dafür, dass in Belgien zusätzliche Kapazitäten an erneuerbaren Energien geschaffen werden. Im Grunde bräuchte man noch ein zusätzliches Label: "100 Prozent grün", was dann eben beinhalten würde, dass der grüne Strom nicht nur grün ist, sondern auch wirklich vollständig aus Belgien kommt.
La Libre Belgique blickt heute nach Eupen. Im frankophonen Landesteil läuft ja nach wie vor unter dem Schlagwort "Exzellenzpakt" die Diskussion über die Reform des Unterrichtswesens. La Libre Belgique sucht da offensichtlich Inspiration in Ostbelgien. Das Urteil: Der Unterricht in der Deutschsprachigen Gemeinschaft ist von guter Qualität, besonderes Augenmerk wird auf das duale System gelegt, Vorbild ist für Eupen auch die benachbarte Bundesrepublik Deutschland.
"Bahn-Krieg" in Frankreich
Andere Zeitungen blicken nach Frankreich: Dort drohen die Bahngewerkschaften mit einer fast schon beispiellosen Protestaktion. Bis auf Weiteres soll die Staatsbahn SNCF zwei Tage pro Woche bestreikt werden. Die Gewerkschaften wollen damit gegen die Reformpläne von Präsident Emmanuel Macron protestieren. Der will unter anderem das Berufsstatut der Eisenbahner aufbrechen.
Den Franzosen droht ein regelrechter "Bahn-Krieg", stellt L'Avenir in seinem Leitartikel fest. Die Gewerkschaften befürchten unter anderem eine faktische Privatisierung der staatlichen Eisenbahngesellschaft SNCF. Das Problem ist allerdings: Eine Mehrheit der Franzosen ist der Ansicht, dass eine solche Reform tatsächlich nötig ist. Man darf denn auch davon ausgehen, dass die Regierung hart bleiben wird. Hinzu kommt, dass dieser Konflikt in jedem Fall Signalwirkung haben wird. Macron ist mit dem Versprechen an den Start gegangen, das Land von Grund auf umzukrempeln. Wenn er diese erste wirkliche Schlacht verliert, dann drohen vier Jahre Stillstand.
La Dernière Heure ärgert sich über die "unkreative Strategie" der Gewerkschaften. Gibt es wirklich keine andere Möglichkeit, als sage und schreibe 36 Streiktage auszurufen? Wieder einmal muss der Bürger, genauer gesagt die Zugreisenden, die Zeche zahlen. Ohne Rücksicht auf Verluste wird ein ganzes Land plattgemacht. Ob man damit erfolgreich sein wird, sei dahingestellt.
Für Het Laatste Nieuws könnte Emmanuel Macron fast schon als Vorbild durchgehen. Der Mann kennt keine Furcht. Wie damals Margaret Thatcher scheut er sich nicht, einen monatelangen Konflikt mit den Gewerkschaften zu riskieren. Welch ein Kontrast zu unserem politischen Personal. Die Regierung Michel jedenfalls traut sich das nicht. Gerade erst wurde unter anderem dem SNCB-Personal eine Übergangsphase von 20 Jahren eingeräumt, bis das Rentenalter erhöht werden soll. Bei uns entscheiden also weiterhin die Gewerkschaften, wann man in den Ruhestand gehen darf. Fazit: Belgien wird von Angsthasen regiert, meint Het Laatste Nieuws.
Roger Pint