"Trump geht gegen China in die Vollen", schreibt De Standaard. "Trump beginnt Handelskrieg mit China, aber Europa bleibt verschont", so Het Laatste Nieuws. US-Präsident Donald Trump unterzeichnete gestern ein Dekret über Strafzölle auf chinesische Waren in Höhe von 50 bis 60 Milliarden Dollar. Auf der anderen Seite werden europäische Stahl- und Aluminium-Produkte nicht mit Importzöllen belegt.
Man kann schwerlich behaupten, dass China im internationalen Handel fair spielt, meint die Wirtschaftszeitung De Tijd. Die Türen des europäischen und amerikanischen Marktes stehen für chinesische Produkte offen. Umgekehrt ist es für unsere Betriebe ungleich schwieriger, auf dem chinesischen Markt zu landen. Außerdem neigt der chinesische Staat dazu, verlustreiche Unternehmen im eigenen Land, wie beispielsweise Stahlfabriken, künstlich am Leben zu erhalten. Dadurch können sie gesunde Betriebe in anderen Ländern unterbieten und damit in Schwierigkeiten bringen.
Trumps Kehrtwende ist deswegen eine gute Nachricht für unsere Betriebe. Doch die Freude darüber hinterlässt einen bitteren Nachgeschmack: Erstens wissen wir nicht, wie dieser Konflikt mit China verlaufen wird. Der amerikanische Präsident kann twittern, dass ein Handelskrieg eine gute Idee und einfach zu gewinnen ist, die Realität zeigt aber, dass man in solchen Fällen besser eine Exit-Strategie in der Schublade haben sollte. Wie die aussieht, ist aber noch nicht zu erkennen. Der zweite Grund ist die Schnelligkeit, mit der der Präsident des militärisch, finanziell und technologisch wichtigsten Landes der Welt seine Meinung ändert.
Trump beweist (unfreiwillig) den Wert Europas
De Standaard meint zum selben Thema: Die EU wird also von der Liste der Strafzölle gestrichen. Doch es ist möglich, dass für diesen Frieden ein Preis bezahlt werden muss. Für die EU kann das zu einem Dilemma werden: Entweder ringt sie mit den USA oder sie unterstützt die Amerikaner im Kampf gegen China. Eine schwierige Wahl. Nicht alle Mitgliedsstaaten haben dieselben Handelsbeziehungen.
Im allerschlimmsten Fall schafft es Trump, die Mitgliedsstaaten gegeneinander auszuspielen. Das muss auf jeden Fall vermieden werden. Die gemeinsame Handelspolitik ist einer der erfolgreichsten Bereiche des europäischen Integrationsprozesses. Bei der Verhandlung von Handelsabkommen bildet Europa einen Block. Wie wertvoll das sein kann, spüren die Briten gerade schmerzlich am eigenen Leib.
So sehr man das Funktionieren der EU auch zu Recht kritisieren kann, in Zeiten wie diesen scheint sie von unschätzbarem Wert. Europa ist ein ebenbürtiger Gesprächspartner in den Verhandlungen mit den USA. Die einzelnen Mitgliedsstaaten wären das niemals gewesen, glaubt De Standaard.
Die Facebook-Illusion
Het Laatste Nieuws kommentiert den Datenskandal bei Facebook: Auch wenn Mark Zuckerberg sich entschuldigt, über uns Nutzer muss er sich nicht den Kopf zerbrechen, dafür sind wir viel zu abhängig von seinem Produkt. Wovor Zuckerberg viel mehr Angst hat, das sind Regeln. Das erklärt auch die große Werbekampagne, die Facebook vor einigen Wochen führte. In großen Anzeigen hieß es: "Sie haben die Kontrolle über Ihre Privatsphäre auf Facebook". Auf Facebook selbst war sie kaum zu sehen, aber tagelang in einer Wirtschaftszeitung. Das Ziel schien dann auch nicht zu sein, die Facebook-Nutzer zu überzeugen, sondern vielmehr den Gesetzgebern das Gefühl zu geben, dass Facebook seine Probleme anpackt. Trotz der teuren Kampagne zeigt der Cambridge Analytica-Skandal, dass das wohl eine komplette Illusion ist, stellt Het Laatste Nieuws fest.
Le Soir fragt sich: Wie konnte ein von einem Harvard-Studenten zusammengebasteltes kleines Spielzeug der Kontrolle seines Erfinders entkommen? Facebook sitzt auf einem gigantischen Berg von Daten, die das Unternehmen geschickt zu Gold macht. Facebook gleicht einem vierdimensionalen Objekt: schwindelerregend und nicht greifbar. Seine Dimensionen übersteigen unser Verständnis. Und wie es scheint auch das seines Chefs, warnt Le Soir.
Mission impossible?
Die Wirtschaftszeitung L'Echo kommt noch einmal auf den Veviba-Fleischskandal zurück: Es ist Zeit, so die Zeitung, sich auch einmal mit einem anderen Akteur zu beschäftigen, den man bisher nicht gewagt hatte anzugreifen: die großen Handelsketten. Ohne die Betrüger hier reinwaschen zu wollen, müssen wir uns nicht auch fragen, was sie dazu trieb, zu betrügen?
Die Einzelhandelsriesen haben in den letzten Jahren ohne Unterlass Druck auf ihre Lieferanten ausgeübt, ihre Preise zu senken. Der Siegeszug der Discounter und die Konsolidierung der Vertriebsketten haben die Situation noch zusätzlich verschärft, während sich der Rindfleischsektor sowieso schon in der Krise befand. Die Landwirte haben zweifellos am meisten gelitten, wahrscheinlich auch, weil sie gar keine Möglichkeiten hatten, zu pfuschen.
Eine Stufe weiter, in den Schlachthöfen und Zerlegebetrieben, konnte man sich ein bisschen besser darauf einstellen, indem man sich anders organisierte. Das ging am einfachsten, indem man auf entsendete Arbeitnehmer aus Osteuropa zurückgriff, um somit die Lohnkosten in einem personalintensiven Sektor zu drücken. Nicht schön, aber auch nicht illegal.
Für eine Trendwende müssten die Supermärkte aufhören, dem Kunden vorzugaukeln, es gäbe gute Qualität zu günstigen Preisen. Und der Verbraucher muss akzeptieren, mehr für sein Fleisch zu bezahlen. Ist das wirklich eine "Mission impossible"?