L'avenir stellt fest, dass Ecolo eine abwartende Haltung einnimmt. Im politischen Pokerspiel wollen die frankophonen Grünen abwarten, ob ihre flämischen Freunde von Groen! an Verhandlungen beteiligt werden - mit dem Ziel, eine Zweidrittelmehrheit für eine weitere Staatsreform sicherzustellen. Andererseits wartet man auch auf konkrete haushaltspolitische und sozialwirtschaftliche Vorschläge von N-VA und PS, die schon längere Zeit unter vier Augen verhandelt haben.
Damit geht Ecolo ein Risiko ein, glaubt De Tijd. Di Rupo hatte die Partei unter Druck gesetzt und damit gedroht, dass Ecolo in der Wallonie, in Brüssel und in der Französischen Gemeinschaft aus den Koalitionen gestoßen würde, wenn Ecolo sich nicht an der föderalen Regierung beteilige wolle. Doch bisher hält Ecolo treu zu Groen!. Wenn Di Rupo Ecolo nicht überzeugen kann, und wenn Bart De Wever sein Veto gegen Groen! nicht aufgibt, kommt Di Rupo nicht daran vorbei, die frankophonen Liberalen der MR um ihre Stimmen zu bitten.
De Standaard bedauert, dass Di Rupo vorerst Präformator bleiben wird. Er und De Wever hätten eigentlich mit ihren Verhandlungen schon weiter gekommen sein müssen. Sie hätten bereits Grundzüge eines Abkommens zu Papier bringen müssen. Je länger es dauert, eine Grundlage für ein Regierungsabkommen zu finden, desto schwieriger wird die Situation. Das Land braucht erstens ein Gemeinschaftsabkommen, das Belgien als Zweiländerland anerkennt und so viele Befugnisse wie möglich den Gliedstaaten überlässt, zweitens feste Abmachungen über den Staatshaushalt, um den europäischen Anforderungen zu genügen, und drittens eine langfristige Wirtschafts- und Sozialpolitik, die die Wirtschaft unterstützt und die Sozialsicherheit rettet.
Di Rupos Dilemma
Het Laatste Nieuws notiert: Die N-VA will Groen! nicht in der Koalition sehen. Doch Ecolo will nicht ohne Groen!. Vor diesem Dilemma steht Di Rupo am Vorabend des Nationalfeiertags. Die Parteien müssen zuerst dieses Problem lösen. De Wever muss demnächst einen entscheidenden Schritt tun, der eine Verhandlungslösung für die Spaltung von Brüssel-Halle-Vilvoorde ermöglicht. Er muss zeigen, dass er bereit ist, dafür einen Preis zu zahlen.
De Morgen behauptet: De Wever muss zunächst den Erwartungen der Hardliner in seiner Partei entgegenkommen, die keine Zugeständnisse machen wollen. Andererseits muss er die neuen N-VA-Wähler, die eigentlich eine Zentrumspartei wollen, die das Dilemma lösen kann, befriedigen. Elio Di Rupo will seinerseits die historische Chance eines wallonischen Premierministers nicht verpassen. Er will eine betonierte Verhandlungsgrundlage, ehe er Gespräche als Regierungsbildner aufnimmt.
Keine neue Mehrheit zum Nationalfeiertag
La Libre Belgique fügt hinzu: Man hatte noch gehofft, dass der Präformator zum Nationalfeiertag mit einer neuen Mehrheit aufwarten könnte. An diesem 21. Juli müssen die belgischen Bürger über die Zukunft ihres Landes nachdenken. Die letzten Wahlen haben deutlich gezeigt, dass sie ein Mittel sein können, die Wünsche der Bürger umzusetzen.
Le Soir meint ebenfalls: Einen Monat nach den Wahlen und wochenlangen geheimen Verhandlungen wäre es gut gewesen, am Nationalfeiertag ein kleines positives Signal zu setzen. Diese Illusion ist verloren. An diesem 21. Juli muss man sich Fragen stellen: Welche Koalitionsparteien, welche Regierung, welchen Premierminister erhält das Land? Es wird vielleicht die letzte Gelegenheit. Wie wird Belgien im nächsten Jahr aussehen?
Het Nieuwsblad veröffentlicht eine Meinungsumfrage über die Beliebtheit der Mitglieder des Königshauses. Ganz an der Spitze (mit 40 % der Stimmen) steht Prinzessin Mathilde. König Albert kommt mit 23 % weit dahinter, gefolgt von Prinz Laurent, Prinzessin Astrid, Prinzessin Claire, Königin Fabiola und Prinz Philippe mit 2,1 %. Prinzessin Mathilde stellt den Thronfolger völlig in den Schatten. Das wird in der königlichen Familie wie eine Bombe einschlagen, meint die Zeitung.
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