"Der schlaueste Mann der Welt", schreibt Het Nieuwsblad. "Der Mann mit dem Weltall im Kopf", heißt es bei De Standaard. "Der Wissenschaftler, der Wissenschaft cool gemacht hat", titelt Le Soir. Und Het Belang van Limburg nimmt "Abschied von einem Superstar der Wissenschaft".
Viele Zeitungen würdigen heute den verstorbenen Astrophysiker Stephen Hawking. Gazet van Antwerpen schreibt: Wir hätten auch die beunruhigende Luftqualität in unseren Schulen thematisieren können. Oder die besorgniserregende Zukunft des Pflegesektors. Oder das 1,4-Milliarden-Euro-Haushaltsloch. Eins, das etwas mit den schwarzen Löchern gemeinsam hat, die Stephen Hawking entdeckte: Man weiß, dass es existiert; niemand weiß, wo es herkommt – und alles was darin verschwindet, kommt niemals wieder heraus. Manchmal ist es gut, etwas Abstand zu nehmen vom täglichen Wahnsinn. Selbstrelativierung kann eine Tugend sein. Das wusste auch Hawking, schreibt Gazet van Antwerpen.
Auch Le Soir hat sich entschieden, die üblichen Verdächtigen beiseite zu lassen und würdigt den gestern Verstorbenen: Hawking war ein selten gewordenes Exemplar. Ein außergewöhnlicher Wissenschaftler, der es geschafft hat, Einsteins Relativitätstheorie, das unendlich Große mit dem unendlich Kleinen, nämlich der Quantenmechanik, in Einklang zu bringen. Ein strebsamer und mutiger Forscher, dessen einziges Ziel das vollständige Verständnis des Universums war, so Le Soir.
Für La Libre Belgique sollten wir uns ein Beispiel an Stephen Hawking nehmen: Trotz seiner Behinderung hat er ein fast normales Leben geführt. Und es sogar geschafft, über sich selbst hinaus zu wachsen und die Gipfel der Intelligenz zu erklimmen. Eine schöne Lektion für uns, die wir allzu oft unsere im Überfluss vorhandenen Möglichkeiten verschwenden, meint La Libre Belgique.
Künstlerische Freiheit oder unnötige Provokation?
In Flandern sorgt derzeit der Aufruf des Genter Stadttheaters für Kontroversen: Für das Stück "Lam Gods", also "Lamm Gottes", sucht der Regisseur IS-Kämpfer als Schauspieler. Dazu meint De Morgen: Die Wahrscheinlichkeit, dass ein IS-Kämpfer tatsächlich auf der Bühne des Genter Theaters steht, ist eher klein. Der Tumult eröffnet allerdings eine interessante Debatte über künstlerische Freiheit. Sie ist so etwas wie die wilde Schwester der Meinungsfreiheit.
Gerade in der Kunst ist die Freiheit, auch Schockierendes und Abweichendes zu zeigen, am größten. Die Kunstgalerien sind voll mit Provokationen. Doch diese Freiheit, das wissen wir seit dem Anschlag auf Charlie Hebdo, ist in Gefahr. Vielleicht will das Theater genau das veranschaulichen. Nun, das ist ihm wahrlich gelungen, kommentiert De Morgen.
Het Laatste Nieuws sieht das etwas anders: Ist der Rahmen der künstlerischen Freiheit wirklich geeignet, um kollektive und individuelle Wunden wieder aufzureißen, die noch lange nicht verheilt sind? Dass der Aufruf zu einem Zeitpunkt lanciert wird, an dem sich das Land für den zweiten Jahrestag der Anschläge von Brüssel vorbereitet, ist verletzend.
Die Zeitung fragt sich, ob man diesen Nihilisten, die unserer Gesellschaft, unserer Lebensweise und damit auch unserer künstlerischen Freiheit nach dem Leben trachten, wirklich eine Stimme geben muss? Auf einer Bühne? Zwei Jahre nach den Anschlägen? Muss das wirklich sein?, fragt sich Het Laatste Nieuws.
Theorie und Praxis
Het Nieuwsblad kommentiert das 1,4-Milliarden-Euro-Haushaltsloch, das die Föderalregierung so nicht erwartet hatte. Die Zeitung fragt sich: Woran liegt das? Und gibt die Antwort: geschönte Zahlen, verkehrte Berechnungen und vor allem einmalige und zu wenig strukturelle Sparmaßnahmen. Darin ähnelt die jetzige Regierung ihren Vorgängern, die sie immer als komplett unverantwortlich verurteilt hatte. Viel Hokuspokus und es sich selbst einfach machen. Und damit die Zukunft der kommenden Generationen aufs Spiel setzen, kritisiert Het Nieuwsblad.
Unterhöhlung einer notwendigen Reform
De Tijd kommentiert die Bereitschaft von Pensionsminister Daniel Bacquelaine, den Lehrerberuf als schweren Beruf anzuerkennen. Das ist eine falsche Entscheidung, meint die Zeitung. Es gibt tatsächlich Gründe, warum eine Rentenreform nötig ist: Unser Land hat, neben einer phänomenalen Staatsschuld, auch demographische Schulden. Die Reserven, um die versprochenen Pensionen und die Gesundheitsversorgung einer immer älter werdenden Bevölkerung zu bezahlen, reichen nicht aus.
Unsere soziale Sicherheit fußt auf der Idee, dass derjenige, der arbeitet, denjenigen unterstützt, der das nicht mehr tut oder nicht mehr kann. Logisch also, dass alle etwas länger arbeiten müssen. Die Regierung hat die Reform in Angriff genommen. Mit den Ausnahmen für schwere Berufe höhlt sie sie wieder aus. Dass das komplette Unterrichtswesen in diese Kategorie gehören soll, ist absurd. Einen Beruf attraktiver machen zu wollen, indem man die Arbeitszeit verlängert, ist bizarr. Vielleicht ist ja das Problem, dass ein schlechter Lehrer genauso viel verdient wie ein guter, meint De Tijd.
Volker Krings