"Frauen sind bessere Autofahrerinnen als Männer", titelt La Dernière Heure. "Frauen Wahlrecht 1948: Sie waren dabei", so die Schlagzeile von L'Avenir. "Das Ziel: Nach den Kommunalwahlen soll die Hälfte der Bürgermeister und Schöffen weilblich sein", schreibt Het Belang van Limburg auf Seite eins.
Ausnahmslos alle Zeitungen beschäftigen sich ausgiebig mit dem heutigen Weltfrauentag. Jedes Blatt auf seine Art. La Dernière Heure etwa bringt eine Studie des Instituts Vias. Die besagt, grob zusammengefasst, dass sich Frauen am Steuer deutlich umsichtiger und vernünftiger verhalten.
L'Avenir hat mit Suzanne und Christiane gesprochen. Beide erinnern sich noch sehr gut an das Jahr 1949, als sie zum ersten Mal ihre Stimme abgeben durften. "Das hätte ich um nichts in der Welt verpassen wollen", sagt Suzanne. "Und wir sind da doch ziemlich schräg angeguckt worden", fügt Christiane hinzu. Belgien hatte erst 1948 das Frauenwahlrecht eingeführt.
"Frauen an die Front", so derweil die etwas martialische Schlagzeile von De Standaard. Aber das ist wörtlich zu verstehen. Das Blatt bringt die Geschichten von Frauen, die im ersten Weltkrieg tatsächlich mit der Waffe in der Hand gekämpft haben.
Noch brauchen wir den Frauentag
"Herzlichen Glückwunsch zum Weltfrauentag", wünscht Gazet van Antwerpen in ihrem Leitartikel. Aber zugegeben: Ursprünglich ging es nicht darum, einen schönen Tag zu erleben. Der Weltfrauentag war vielmehr ein Tag des Kampfes; des Kampfes in erster Linie für Gleichberechtigung. Das Problem: Inzwischen gibt es Welttage für alles Mögliche: Welttiertag, Welttag gegen Tuberkulose, etc. Aber eigentlich sollte man die Frauenrechte ja auch nicht nur einmal im Jahr verteidigen, sondern permanent.
La Libre Belgique schlägt in dieselbe Kerbe. 8. März, Internationaler Frauentag. Heißt das, dass die verbleibenden 364 Tage letztlich Männertage sind? In jedem Fall ist es wichtig, diesen Tag zu begehen. Immer noch!
Immer noch werden Frauen für dieselbe Arbeit schlechter bezahlt als Männer. Immer noch gibt es zu wenig Frauen in Führungsposition. Immer noch legen Männer Frauen gegenüber ein grenzüberschreitendes, manchmal gewalttätiges Verhalten an den Tag. An den 8. März zu denken heißt nicht, dass man am 9. März wieder zum alten Verhalten zurückkehren darf.
Der Weltfrauentag ist in gewisser Weise auch Sache der Männer, findet Het Nieuwsblad. Banales Beispiel, meint der Leitartikel: Den Kommentar zum Weltfrauentag schreibt in der Regel die Chefredakteurin. Dass es diesmal ein Mann ist, ist auch ein Plädoyer dafür, dass sich niemand in geschlechtsgebundene Rollen einsperren lassen sollte. Das Geschlecht sollte einfach keine Rolle mehr spielen. Und irgendwann wird sich dann hoffentlich ein Weltfrauentag erübrigen.
Das ist aber leider längst noch nicht der Fall, beklagt Le Soir. Die Zeitung bringt gleich auf einer ganzen Seite eine Betrachtung zum Weltfrauentag. Die #MeToo-Bewegung hat den Finger in die Wunde gelegt, meint die Leitartiklerin. Viele, gerade junge Kolleginnen, haben danach ihrer Verzweiflung Luft gemacht, sie, die sie fälschlicher Weise davon ausgegangen waren, in einer gleichberechtigten Gesellschaft zu leben.
"Taten für's Heute statt Symbole für gestern", fordert denn auch das Grenz-Echo. Konkret: Wie so oft feiern wir lieber die HeldInnen von gestern als etwas an den Missständen von heute zu ändern, als Menschen ungeachtet ihres Geschlechtes einfach als Mensch zu akzeptieren.
Ein "Schandmaul" für den belgischen WM-Song
Stattdessen rutscht Belgien in internationalen Ranglisten in Punkto Frauenrechte noch ab, meint anklagend Het Belang van Limburg. Inzwischen sind Staaten wie die Philippinen oder Burundi an uns vorbei gezogen. Das hat vor allem mit dem geringen Frauenanteil in den verschiedenen Regierungen zu tun. Eine Premierministerin hatten wir auch noch nicht. Und jetzt kommt auch noch der weltfremde Fußballbund daher und setzt weiterhin auf den Rapper Damso mit seinen frauenfeindlichen Texten.
Eben dieser Damso prangt heute auf Seite eins von De Morgen: "Das 'Schandmaul' Damso schreibt nun doch den belgischen WM-Song", so die Schlagzeile. Hier geht es ja um die offizielle WM-Hymne, die die Roten Teufel nach Russland begleiten soll. Weil Damso sich in seinen Texten häufig sehr abfällig über Frauen äußert, hatten Frauenverbände den Fußballverband aufgefordert, die Wahl nochmal zu überdenken. "Der Fußballbund bleibt dem Rapper treu", so formuliert es Het Laatste Nieuws.
Und das ist auch gut so, meint das Blatt in seinem Leitartikel. Oder will man etwa Damso auf den Index setzen? Dann gehören da wohl noch ganz andere hin. Nicht nur Rapper. Man sollte sich vielleicht mal den ein oder anderen Songtext von Bruce Springsteen oder den Rolling Stones anschauen. Zwischen 1559 und 1966 entschied die Kirche, was wir lesen durften. Zum Glück hat am Ende immer die Meinungsfreiheit gewonnen. Deswegen sollte auch Damso seinen WM-Song produzieren dürfen.
"Schuldig auf der ganzen Linie", so derweil die fette Schlagzeile auf Seite eins von Het Belang van Limburg. Es geht um Renaud Hardy, der am Mittwoch wegen Mordes und Vergewaltigung vom Schwurgericht von Tongeren für schuldig befunden wurde. Das Strafmaß wird voraussichtlich heute festgelegt. "Lebenslang, das ist die einzig mögliche Strafe", fordert Het Nieuwsblad auf Seite eins.
Trump stört die transatlantischen Beziehungen
Einige Blätter schließlich beschäftigen sich mit dem aufziehenden Handelskrieg zwischen den USA und der EU. Donald Trump verkalkuliert sich, glaubt Le Soir. Sein Vorstoß stört die transatlantischen Beziehungen. Und das wird sich auch negativ auf die amerikanische Wirtschaft, insbesondere die US-Waffenindustrie auswirken.
Protektionismus führt zu kollektiver Verarmung, warnt auch L'Avenir. Aber schon das ist wahrscheinlich für den Herrn Trump zu schwer zu verstehen.
L'Echo warnt seinerseits vor einem Teufelskreis. Gleiches mit Gleichem zu vergelten, das ist auch nicht die Lösung. Vielmehr muss man offen miteinander reden, und mögliche wirklich existierende Probleme abstellen.
rop/jp