"Der Verkauf von Diesel-PKW bricht spektakulär ein", titeln De Tijd und L'Echo. Het Laatste Nieuws ist präziser: "Nur noch vier von zehn Neuwagen fahren mit Diesel". Der Belgier hat offenbar dem Dieselmotor die Freundschaft gekündigt.
Es gab Zeiten, wie zum Höhepunkt im Jahr 2008, da waren in Belgien acht von zehn Neuwagen Dieselfahrzeuge. Noch vor einem halben Jahr hielten sich Diesel und Benziner die Waage. Seither ist die Schere aber rasant größer geworden. Laut De Tijd beläuft sich der Anteil Dieselfahrzeuge bei den Neuwagen aktuell auf 36 Prozent.
Der Hauptgrund ist wohl der Preis: Diesel lohnt sich für viele Autofahrer nicht mehr. Nach einem Beschluss der Föderalregierung werden die sogenannten Akzisen auf Diesel und Benzin angeglichen. Diesel wird damit auf Dauer wohl an der Zapfsäule sogar teurer sein.
"Choose Belgium"!
"Zalando entfacht die Diskussion über die Nachtarbeit neu", so derweil die Schlagzeile von La Libre Belgique. Der deutsche Versandhändler will Belgien offensichtlich die kalte Schulter zeigen. Statt in Dour in der Nähe von Mons will Zalando sein neues Logistikzentrum in den Niederlanden ansiedeln.
Das Unternehmen nennt drei Gründe für seine Entscheidung: Die hohen Lohnkosten in Belgien, die restriktive Regelung für Nachtarbeit und schließlich das soziale Klima in der Wallonie.
Diese Entscheidung tut weh, bemerkt La Libre in ihrem Kommentar. Zwei Jahre Verhandlungen, zwei Jahre Hoffnung auf insgesamt 1.500 neue Arbeitsplätze in einer strukturschwachen Region, alles für die Katz. Wie gehen wir nun damit um?
Als Reaktion muss man weder prekäre Arbeitsplätze hinnehmen noch das Streikrecht beschneiden. Aber bewegen müssen wir uns trotzdem. Belgien muss insgesamt flexibler und bedarfsorientierter werden. Und ja, hier stehen die Gewerkschaften allzu sehr auf der Bremse. Die Botschaft muss lauten: "Choose Belgium!" - entscheiden Sie sich für Belgien!
Die Entscheidung von Zalando gegen den Standort Belgien ist eine schallende Ohrfeige, meint auch L'Echo. Mit einem Mal wird der ganze Reformkurs der letzten Jahre in Zweifel gezogen. Der eine oder andere wird jetzt die Argumentation von Zalando kurzerhand als unbegründet oder falsch bezeichnen.
Stattdessen sollte man aber der Realität ins Auge sehen: Der Standort Belgien leidet nach wie vor unter einem klaren Wettbewerbsnachteil. Und noch etwas: Man sollte auch schnellstens das Image der Wallonie aufpolieren, wo so ein Gefühl von "Dauerstreik" in der Luft hängt. Das scheint man sogar schon in der Zalando-Zentrale in Deutschland mitbekommen zu haben.
Die Entscheidung des deutschen Versandhändlers wirft grundsätzliche Fragen auf, findet auch L'Avenir. Müssen wir jetzt unsere Sozialsysteme weiter beschneiden? Müssen wir uns der Erpressung durch Multinationals beugen, die versuchen, das eine Land gegen das andere auszuspielen? Die unterm Strich indirekt unmenschliche Arbeitsbedingungen aufzwingen?
Kann man andererseits eben solche Jobs den Menschen in einer Region vorenthalten, die ansonsten zu lebenslanger Arbeitslosigkeit verurteilt sind? Solche Fragen sollten wir uns als Verbraucher aber auch schon mal stellen. Wir wollen alles möglichst billig und möglichst schnell und vergessen dabei, dass den Preis dafür die Mitarbeiter zahlen.
"Mutterland des Surrealismus"
Einige Blätter beschäftigen sich auch wieder mit Prinz Laurent und der Diskussion um dessen Dotation. Laurent will sich angesichts der drohenden Beschneidung seiner Bezüge vor dem Parlament verteidigen dürfen. Kammer-Präsident Siegfried Bracke hat deshalb ein rechtliches Gutachten eingeholt, um die Prozedur festzulegen. Eine Auflage ist demnach, dass die Mitglieder des zuständigen Parlamentsausschusses möglichst neutral sein müssen. Konkret: Sie dürfen sich über die Akte Laurent noch nicht öffentlich geäußert haben.
Ein bisschen absurd ist das schon, glaubt Het Nieuwsblad in seinem Leitartikel. Die Abgeordneten sollen also möglichst keine Meinung haben. Dabei ist es doch das, was man von einem Parlamentarier erwartet: Eine Meinung eben.
Mit dem Theater um Prinz Laurent macht Belgien seinem Titel "Mutterland des Surrealismus" nochmal alle Ehre. Und Prinz Laurent kapiert offensichtlich nicht, dass er, gleich wie es kommt, immer der große Verlierer in dieser absurden Seifenoper sein wird.
Einige Parteien sind hier nichtsdestotrotz in einer heiklen Situation, analysiert Het Belang van Limburg. Die N-VA etwa ist eher monarchiefeindlich eingestellt. Wenn man radikale Republikaner in den zuständigen Ausschuss entsendet, dann liefert man dem Rechtsbeistand des Prinzen am Ende noch Munition für einen Einspruch vor höheren Instanzen wie dem Staatsrat.
Nuklearer GAU – wir wären alle betroffen
Für Diskussionsstoff sorgt auch der neue nukleare Notfallplan der Regierung. Unter anderem werden jetzt insgesamt 4,6 Millionen Packungen Jod-Tabletten verteilt, die im Fall eines Atomunfalls einzunehmen sind. "Wir sind alle betroffen", bemerkt L'Avenir. Und meint damit: Aufgrund der Größe des Landes gilt quasi das ganze Territorium als potenzielle Risikozone.
"Jetzt sollte sich aber bitte jeder schnell seine Pillchen besorgen", frotzelt Het Laatste Nieuws. Und man sollte sie möglichst immer dabei haben - man weiß ja nie! Zugegeben: Mit Dingen wie Atom-Katastrophen sollte man eigentlich keine blöden Witze machen.
Davon abgesehen, dass das Risiko eines GAUs statistisch gesehen äußerst minimal ist, wer etwas anderes behauptet, der ist ideologisch verblendet. Die Jod-Pillen dienen wohl nur einem Ziel: Man will die Bevölkerung in Sicherheit wiegen.
PR-Albtraum Damso
Schließlich gibt es weiterhin Knatsch um den Song, der die Roten Teufel zur Fußball-WM nach Russland begleiten soll. Produzieren soll ihn der Brüsseler Rapper Damso. Nur ist der wegen seiner sexistischen Texte ziemlich umstritten.
"Damso, der PR-Alptraum für den Fußballverband", so formuliert es De Standaard. "Sponsoren fordern schnellstens ein Krisentreffen wegen des umstrittenen Rappers", schreibt Het Nieuwsblad.
In Antwerpen hat der örtliche Frauenrat eine Alternative vorgeschlagen, eine Antwerpener Sängerin: "Lasst Coely den WM-Song singen", fordert Gazet van Antwerpen.
rop/jp