"Prinz Laurent will auf 'Freispruch' plädieren", titelt Het Laatste Nieuws. Es wird immer wahrscheinlicher, dass sich der Bruder des Königs in Kürze öffentlich rechtfertigen darf. Die Regierung will eine Strafmaßnahme gegen Laurent verhängen. Der hatte Mitte letzten Jahres an einem Empfang in der chinesischen Botschaft in Brüssel teilgenommen. Dieser Auftritt - im Übrigen in Marineuniform - war nicht mit der Regierung abgesprochen.
Weil das nicht das erste Mal war, erwägt die Regierung jetzt eine einmalige Beschneidung der staatlichen Dotation, um 15 Prozent, was in etwa 46.000 Euro entspricht. Prinz Laurent will sich also öffentlich verteidigen. Die Kammer soll in der kommenden Woche darüber befinden, in welcher Form das stattfinden kann. Der Anwalt des Prinzen will jedenfalls die größtmögliche Transparenz schaffen. Falls doch keine Sanktionen gegen Laurent verhängt werden, "wollen wir nicht hören, dass alles in Hinterzimmern geregelt worden ist", sagt der Anwalt in Het Laatste Nieuws.
So oder so wären die Probleme des Prinzen danach nicht aus der Welt: "Prinz Laurent droht noch eine zweite Strafe", schreibt De Standaard auf Seite eins. Diesmal war es demnach Laurents Rechtsbeistand, der die Regierung verärgert hat. Ende vergangenen Jahres hatte der Anwalt scharfe Kritik an dem Gesetz geübt, dass die Rechte und Pflichten der Königsfamilie regelt. In den Augen der Regierung hat er damit gegen das Gebot der Zurückhaltung verstoßen.
Flandern wird grau
"Im Zentrum wird viel los sein", so derweil die etwas kryptische Schlagzeile von De Morgen. Die Zeitung analysiert den neuen Bericht des flämischen Statistikamtes, dass die demographische Entwicklung für die nächsten zehn Jahre simuliert hat. Eine Schlussfolgerung ist die Prognose, wonach es eine Konzentrationsbewegung geben dürfte. Konkret: Sowohl Einwohner als auch Jobs zieht es in den Großraum entlang der Achse Brüssel-Antwerpen beziehungsweise Gent-Löwen. In diesem Gebiet wird die Bevölkerungsdichte deutlich zunehmen.
Het Belang van Limburg hebt eine andere Entwicklung hervor: Parallel dazu werden die ländlichen Gebiete zwischen dem Antwerpener Kempenland und der Provinz Limburg spürbar vergreisen. Dort wird die Zahl der über-65-Jährigen um fast ein Drittel zunehmen. Fast überall im ländlichen Flandern wird die aktive Bevölkerung zurückgehen, analysiert auch De Standaard. Eine Zahl spricht Bände: Bald ist einer von vier Flamen älter als 65.
Da wo sich Fuchs und Hase "Gute Nacht" sagen
Das ist eine der wichtigsten Herausforderungen für die Zukunft, mahnt Het Laatste Nieuws in seinem Leitartikel. Wichtiger als Migration, Klimawandel oder Digitalisierung. Die Vergreisung wird die Gesellschaft in Flandern nachhaltig und tiefgreifend verändern. Wenn ein Viertel der Bevölkerung über 65 ist, dann muss sich nämlich die ganze Gesellschaft dem anpassen. Stichwort Entschleunigung: Man muss Rücksicht darauf nehmen, wenn es dem einen oder anderen Senioren einmal zu schnell geht. Entscheidend wird sein, mit wie viel Toleranz sich die verschiedenen Generationen begegnen werden.
Viele Zeitungen empfehlen jedenfalls der flämischen Regierung, die neuen Zahlen jetzt auch in ihre Politik einfließen zu lassen. Es ist absehbar, dass Städte wie Mechelen oder Aalst bald die Schwelle von 100.000 Einwohnern überschreiten, bemerkt De Morgen in seinem Leitartikel. Auf diese Entwicklung muss man sich schnellstens einstellen. Fragen beantworten wie: Gibt es genug bezahlbare Wohnungen? Wie vermeiden wir den absoluten Stillstand auf den Straßen? Wie erreichen wir es, dass die Städte grün und lebenswert bleiben?
Flandern wird sich mittelfristig verändern müssen, glaubt auch sinngemäß De Standaard. Allein aus Gründen der Mobilität wird sich der Wohnraum in Zukunft verstärkt um die Bahnhöfe konzentrieren müssen. Ein Leben in einer Apartment-Wohnung muss aber kein Rückschritt sein. In zwanzig Jahren werden wir uns vielleicht einmal die Frage stellen, warum um alles in der Welt die Menschen früher unbedingt sich dort niederlassen wollten, wo sich Fuchs und Hase "Gute Nacht" sagen.
Delhaize in der Krise?
Bedrohliche Schlagzeile auf Seite eins von De Tijd: "Delhaize Belgien steckt in der Krise", schreibt das Blatt. Auch L'Echo berichtet auf seiner Titelseite über die derzeitigen Probleme bei der Traditions-Supermarktkette. Im vergangenen Jahr hat Delhaize nur einen sehr bescheidenen Gewinn eingefahren. Irgendwie scheint der Wurm drin zu sein. Und das niederländische Mutterunternehmen Ahold-Delhaize arbeitet anscheinend an einem Plan, um den Niedergang zu stoppen.
Ein neues Beispiel für das Malaise im Einzelhandel, bemerkt dazu L'Echo in einem nachdenklichen Kommentar. Gerade erst hat ja Carrefour eine neue Umstrukturierung angekündigt - die Dritte innerhalb von zehn Jahren. Und Delhaize scheint sich ebenfalls noch nicht so wirklich von der letzten Rosskur im Jahr 2014 erholt zu haben. Anscheinend droht bei Delhaize zwar keine neue Umstrukturierung. Man fragt sich dennoch, wie sich die großen Supermarktketten den neuen Zeiten anpassen sollen.
Brüssel vs. London
Viele Zeitungen berichten am Donnerstag auch über die wachsenden Meinungsverschiedenheiten zwischen der EU und Großbritannien über den geplanten Brexit. "Die EU konfrontiert London mit seinen eigenen Widersprüchen", so bringt es La Libre Belgique auf den Punkt. Es ist ja so: Auf der einen Seite scheint es Großbritannien auf einen harten Brexit anzulegen. Die direkte Konsequenz aus einem Ausstieg aus dem Binnenmarkt, nämlich eine "harte" Grenze zwischen Irland und Nordirland, die lehnt man aber grundsätzlich ab. "Die Chance auf einen chaotischen Brexit steigt", bemerkt denn auch De Morgen. "Die EU geht auf Konfrontationskurs mit Großbritannien", so formuliert es Het Belang van Limburg.
Es gibt nur eine Lösung, glaubt De Tijd. Zwischen der EU und Großbritannien bedarf es auch in Zukunft einer Zollunion. Dabei müssen die Briten zugleich weiter den Eindruck haben, dass sie sich tatsächlich von der EU abgenabelt haben.
Die Briten müssen sich jetzt entscheiden, glaubt seinerseits L'Avenir. Und sie müssen dann auch alle Konsequenzen ihrer Entscheidung tragen. Man kann eben nicht alles haben, die Butter und das Geld für die Butter.
Roger Pint