"König aufs herzlichste empfangen", titelt das GrenzEcho. "Königin der Herzen", schreibt Het Nieuwsblad auf Seite eins.
Der Besuch des Königspaars gestern in Sankt Vith wird neben dem deutschsprachigen GrenzEcho auch von einigen flämischen Zeitungen aufgegriffen. Besonders beeindruckt hat die Zeitungen das Treffen von Königin Mathilde mit der Band "Analog", die sich aus Menschen mit Behinderungen zusammensetzt. "Auf dem Foto mit der Königin", schreibt Het Belang van Limburg zu einem Bild, das Königin Mathilde im Kreis der Band-Mitglieder zeigt.
Ihre Kommentare widmen die Zeitungen aber anderen Themen. Zum gestrigen Streik der sozialistischen Gewerkschaft gegen die Rentenreformpläne der Regierung schreibt Het Belang van Limburg: Jeder weiß, dass eine Rentenreform notwendig ist. Zwei Möglichkeiten gibt es dabei. Entweder arbeiten wir länger, begrenzen die "schweren Berufe", die Anspruch auf Frührente bekommen auf ein Minimum und erhalten dadurch alle eine Rente. Oder wir verwerfen alle Reformen, hören alle früher auf zu arbeiten, weil wir alle einen schweren Beruf haben und wir bekommen später eine niedrigere Rente. Dass die sozialistische Gewerkschaft sich weigert, diese beiden Realitäten anzuerkennen, zeigt, dass es ihr nur um sich selbst geht und nicht um das Wohl der Gemeinschaft, urteilt Het Belang van Limburg.
Alles kann "schwer" sein
Het Laatste Nieuws stichelt: Der Streik gestern war vor allem ein großes Ärgernis. Denn gestreikt wurde für Kriterien, um einen "schweren Beruf" zu definieren. Aber was bitteschön ist denn "schwer"? Alles kann "schwer" sein. Jeder von uns wird seinen Beruf einmal "schwer" finden. Mal ist es Zeitdruck, mal psychische Belastung, mal das frühe Aufstehen oder die körperliche Anstrengung. Alles kann als Kriterium genommen werden. Jede Wahl bleibt willkürlich. Die fairste Liste von Kriterien für "schwere Berufe" – oder zumindest die am wenigsten ungerechte – wäre eine leere Liste, ist Het Laatste Nieuws überzeugt.
Het Nieuwsblad notiert: Das eigentliche Problem bei der Rentenreform ist nicht die Unzufriedenheit der Gewerkschaften, sondern die politische Blockade. Pensionsminister Bacquelaine wird durch die Untätigkeit von N-VA und OpenVLD daran gehindert, sein Gesetz endlich voran zu bringen. Die beiden Parteien fürchten zu viele Ausnahmen von der Regel, dass wir alle länger arbeiten müssen. Sie hoffen, durch Nichtstun ihren Willen letztlich zu bekommen. Doch das ist ein Schlag ins Gesicht aller arbeitenden Menschen. Denn Klarheit zu schaffen in Bezug auf die Renten, ist das Minimum an Respekt, das jedem arbeitenden Menschen gebührt, findet Het Nieuwsblad.
Raus aus der Hängematte
De Morgen berichtet, dass die OpenVLD einen Gesetzesvorschlag plant, durch den Langzeitarbeitslose zur Ausübung gemeinnütziger Dienste verpflichtet werden sollen. Dazu schreibt De Morgen: Sinnvoll ist die Sache nicht. Denn Erfahrungen aus anderen Ländern haben gezeigt, dass nur ganz selten Langzeitarbeitslose über solche Zwangsbeschäftigungen wieder in den Arbeitsmarkt integriert werden. Vielmehr besteht die Gefahr, dass bestehende Beschäftigungen durch kostenlose Arbeitskräfte überflüssig werden. Die Regierung sollte andere Wege finden, um die Langzeitarbeitslosen wieder für den Arbeitsmarkt zu mobilisieren, die es sich in ihrer sozial gut abgesicherten Hängematte zu bequem gemacht haben, rät De Morgen.
Zum Thema Diesel kommentiert L'Avenir: Gestern war ein schwarzer Tag für den Diesel. Bei uns in Belgien war Diesel an den Tankstellen erstmals teurer als Benzin. Das ist Zeichen einer Tendenz, die sich fortsetzen wird. In Deutschland sorgte die Entscheidung des Bundesverwaltungsgerichts für einen Tiefschlag: Städte dürfen autonom Diesel-Fahrverbote verhängen. Das kündigt eine Entwicklung an. Die meisten europäischen Hauptstädte haben ja schon das Ende des Diesels bis 2030 beschlossen. Danach wird es allen Verbrennungsmotoren an den Kragen gehen zu Gunsten elektrischer Antriebe. So wie Frankreich und Großbritannien das für 2040 schon angekündigt haben, bemerkt L'Avenir.
E-Autos und Benziner sind auch keine Lösung
De Tijd meint: Allein den Diesel für die Umweltprobleme verantwortlich zu machen ist falsch. Diesel-Autos jetzt mit Benzinern oder E-Fahrzeugen zu ersetzen, ist keine Lösung. Auch sie belasten die Umwelt. Benziner mit viel CO², E-Autos mit all dem Strom, der nicht "grün" gewonnen wird. Lösen können wir das Problem der zu hohen Umweltbelastung durch Autos nur dann, wenn wir uns von dem immer weiter zunehmenden Individualverkehr verabschieden. Gut funktionierende Alternativen müssen her. Doch davon gibt es bislang noch zu wenige, bedauert De Tijd.
De Standaard wundert sich: Die Leipziger Richter haben, anders als die sich abzeichnende große Koalition in Deutschland, die Auto-Industrie nicht mit Samthandschuhen angepackt. Das Ende des Diesels ist in Sicht. Damit wird es ähnlich wie beim Rauchen gehen. Heute können wir uns nicht mehr vorstellen, dass noch vor wenigen Jahren in allen Cafés, Restaurants oder auf der Arbeit geraucht wurde, vergleicht De Standaard.
Kay Wagner